70 Jahre diente Maria Rachel der Kirchengemeinde in Erfweiler-Ehlingen Eine herausragende Persönlichkeit im Dorf

Erfweiler-Ehlingen · Der Weg zur Josefskapelle in Erfweiler-Ehlingen ist jetzt nach einer äußerst treuen Kirchendienerin benannt worden.

 Das war Maria Rachel, im Dorf auch „Kerche Maria“ genannt, auf der Treppe der katholischen Pfarrkirche.

Das war Maria Rachel, im Dorf auch „Kerche Maria“ genannt, auf der Treppe der katholischen Pfarrkirche.

Foto: Manfred Adolph

Erfweiler-Ehlingen hat eine neue Straßenbezeichnung. Vom Dorfausgang am Friedhof führt jetzt der „Maria-Rachel-Weg“ zur Josefskapelle. Wenn man die Benennung der Annastraße nach einer Heiligen außen vor lässt, wurde mit diesem Weg zum ersten Mal überhaupt eine Straße in Mandelbachtal nach einer Frau benannt.

Namensgeberin in Erfweiler-Ehlingen ist die ehemalige Kirchendienerin, die dieses Amt über 70 Jahre bekleidet hatte und im April 2019 im Alter von 89 Jahren verstarb. Während der kleinen Feierstunde an der Kapelle sprach Ortsvorsteher Michael Abel von einer Selbstverständlichkeit für den Ortsrat, diese Straßenbenennung vorzunehmen, nachdem Marc Tussing als Vorsitzender der CDU-Ortsratsfraktion den Antrag eingebracht hatte.

Abel sprach von Maria Rachel als einer „herausragenden Persönlichkeit des Dorfes“, die durch die Straßenbenennung gewürdigt und geehrt werde. Die Kirche und die Josefskapelle seien die „Heiligtümer“ der früheren Küsterin gewesen. Auch sei sie zeitlebens für viele Kinder und Jugendliche im Dorf eine großartige Person gewesen, zwar streng, aber ausgestattet mit einem warmen und großen Herz. Sie habe immer versucht, den Kindern das Beste zu geben.

Pastoralreferent Michael Becker ergänzte, dass Maria Rachel viele Dinge einfach getan habe, ohne zu fragen, was sie dafür bekommt. „Es war ihr Anliegen, einfach zu handeln. Sie hat die Probleme erkannt, die Not gesehen und still und leise das getan“, so Becker. Er erinnerte daran, dass sie anfangs, ausgestattet links und rechts mit einem Eimer Wasser, später mit einem Handwagen, auf dem sie die Eimer deponierte, um zur Kapelle zu gehen und sie zu putzen. In einem „Wort zum Tage“ widmete der Saarbrücker Diplomtheologe und Pastoralreferent Wolfgang Drießen 2015 seinen damaligen Hörfunkbeitrag der „Kirchenmaria“, wie sie liebevoll genannt wurde. Darin bezeichnete er sie als „das Gesicht der Kirche“, die den Mauern der Mauritiuskirche in Erfweiler-Ehlingen Herz und Seele verleihe.

Bei ihrem Jubiläum, nachdem sie 70 Jahre den Dienst verrichtet hatte, erinnerte sich Maria Rachel, dass sie eigentlich gar nicht vorgehabt hatte, Küsterin zu werden. „Damals, gegen Ende des Krieges, 1944, legte ich als junges Mädchen vor den Gottesdiensten für den Vorbeter die Lieder- und Gebetbücher heraus und kümmerte mich um das Schmücken und Putzen der Kapelle und den Kirchenpatron, den heiligen Mauritius“, so die damalige Jubilarin. Eines Tages sagte der Pater: „Wenn Du eh schon so früh hier bist, dann kannst Du doch auch die Kirche aufsperren.“

 Unser Bild zeigt den Maria-Rachel-Weg mit Stationshäuschen.

Unser Bild zeigt den Maria-Rachel-Weg mit Stationshäuschen.

Foto: Wolfgang Degott

So übernahm Maria Rachel fortan das Küsteramt – zunächst ehrenamtlich bis 1968, danach in Anstellung. Die Sakristei, das „Wohnzimmer der Kirche“, war Marias Reich. Sie kümmerte sich um die liturgischen Gewänder und Geräte wie etwa den Kelch für die Wandlungszeremonie, ebenso um das Auslegen der Bücher in der Kirche zum Gottesdienst. Sie übernahm Hausmeisterdienste und spielte die Orgel, führte die Bücherei. Und auch sonst hatte sie immer ein offenes Ohr für die jungen Messdiener oder Kommunionkinder und Firmlinge. Die kleine Persönlichkeit, so sprachen die Leute im Dorf, sei eigentlich immer da gewesen, so, als würde ihr die Kirche gehören.

In der Sakristei hinter dem Hauptaltar haben die Messdiener in der „Weltordnung“ das Foto von der „Kerche Maria“ über das von Papst und Bischof gehängt. In einem Beitrag des Verkehrsvereins Mandelbachtal ist nachzulesen, dass nach der Einweihung des Weges unter der Leitung von Pfarrer Joachim Voss eine Andacht an der Josefskapelle stattgefunden hatte. Die Kapelle war 1867 zum Dank errichtet wurde, weil alle Männer des Ortes unversehrt aus dem Krieg 1866 zwischen dem Königreich Preußen und dem Kaiserreich Österreich – zu dem auch das Königreich Bayern sowie die Pfalz damals gehörte – heimgekehrt waren. Dabei geht die Errichtung des von weitem sichtbaren Wahrzeichens auf ein Gelübde des Dorfes unter Pfarrers Anton Pfeiffer vom 24. Juni 1866 zurück, wenn das Dorf von Kriegshandlungen verschont bliebe. Gönner stellten das Baumaterial zur Verfügung. Am 24. Oktober 1869 wurde erstmals eine Messe in der Kapelle gefeiert. Seit 1880 wird jedes Jahr am 19. März der Josefstag gefeiert.

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