Einblick ins Berufsleben in Homburg Louise fühlt sich bei der Hotelarbeit wohl
Homburg/Saarpfalz-Kreis · Die 18-jährige Louise Rohrer, geboren mit Down-Syndrom, hat die Möglichkeit, im Hotel „Rabenhorst“ in Homburg zu arbeiten. Betreut wird sie durch den Inklusions-Verein „Miteinander leben lernen“ (MLL) in Saarbrücken.
Konzentriert und lächelnd verteilt Louise Rohrer im Frühstücksraum des Hotels „Rabenhorst“ in Homburg Teller auf den Tischen. „Wir decken jetzt ein für morgen“, erklärt die 18-jährige Praktikantin ihrer Betreuerin Marie Clemenz. Einmal pro Woche schaut diese nach ihrem Schützling, denn Louise durchläuft bei dem gemeinnützigen Inklusions-Verein „Miteinander leben lernen“ in Saarbrücken ein Programm, das Menschen mit Unterstützungsbedarf eine Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglicht. „Hier passt es einfach. Louise hat sich von Anfang an wohlgefühlt, und außerdem wird hier eine sehr gute pädagogische Leistung erbracht“, freut sich die Arbeitsassistentin.
Deshalb wurde das Praktikum seit Ende Januar immer wieder verlängert. „Wir beabsichtigen, Louise als Hilfskraft fest einzustellen“, bestätigt Hausherrin Ellen Niemeijer-Voss im Gespräch mit unserer Zeitung. Die gebürtige Landauerin, die Ehemann Ronald in die Niederlande folgte, hat dort bereits Menschen mit Behinderung betreut und verfügt neben der entsprechenden Erfahrung auch über die Liebe zu dieser Aufgabe. „Wir hatten von Anfang überlegt, wie wir diesen Menschen hier eine Chance bieten können. Ganz ehrlich: Wäre das mit dem Hotel schief gegangen, war unser Plan B eine solche Einrichtung hier“, berichtet der Hotelier.
Das Ehepaar hatte das renommierte Traditionshotel mitten in der Natur zum 1. April 2020 übernommen und kämpft seitdem mit den Corona-Vorschriften und den entsprechenden Restriktionen besonders in der Gastronomie.
Doch als Louises Mutter, eine Stammkundin, sie nach einem Praktikumsplatz für ihre Tochter mit Down-Syndrom fragte, waren beide sofort bereit. „Ich war schon als Baby hier, als meine Taufe gefeiert wurde. Und bei meiner Konfirmationsfeier und auch sonst öfter“, berichtet das junge Mädchen begeistert. Louise Rohrer wohnt in der Nähe und kann den Weg ins Hotel zu Fuß zurücklegen. Ihre Aufgaben haben ihr gut gefallen, und sie hat sich nach den ersten Wochen zu einer wertvollen Stütze für Ellen Niemeijer-Voss entwickelt.
Strahlend zählt sie auf: Den Frühstücksraum aufräumen und wieder herrichten, sich um das Geschirr in der Spülmaschine und die Wäsche kümmern helfen. „Louise schaut sogar eigenständig in den Kühlschrank und macht auf ihre Art eine Aufstellung, was aufgefüllt werden muss. Darin ist sie absolut zuverlässig“, lobt ihre Ausbilderin. Bei Tagungen darf sie helfen, Essen zu servieren und entwickelt so auch zunehmende haptische Fähigkeiten. Im Service stellt sie sich sehr geschickt an. „Außerdem kann ich leckeres Rührei backen und servieren. Und auch verspeisen“, lacht Louise.
Regelmäßig testet sie begeistert das Probegericht mit, welches das Küchenteam jede Woche serviert und mochte bislang alles gerne essen. „Ich will auch kochen lernen“, überrascht sie die Runde im Gespräch und soll selbstverständlich diese Chance ebenfalls erhalten.
Die Hotellerie bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten und kann so neigungs- und fähigkeitsgerechte Aufgaben stellen. Ellen Niemeijer-Voss beschreibt: „Service liegt ihr deutlich besser, als die Arbeit auf den Zimmern. Sie ist aufgeschlossen und dabei immer so fröhlich und liebenswürdig, dass auch alle Gäste gleich gute Laune bekommen.“ Mehr Zeitaufwand hat ihre Chefin durch sie nicht. Was sie durch das junge Mädchen im Gegenteil lerne, sei, auch einmal eine Ruhepause einzulegen, etwa zum Essen. Das Ehepaar ist gerne bereit, einem weiteren Schützling von MLL einen Arbeitsplatz zu bieten. „Ich kann gut Hilfe in Haus und Garten brauchen“, lässt Ronald Niemeijer Marie Clemenz wissen.
„Das ist toll. Wir suchen immer wieder Firmen/Betriebe, die unseren Teilnehmern und Teilnehmerinnen die Chance eines Praktikums bieten, weil es für beide Seiten passt.“ So, wie bei Louise, die mit großer Herzlichkeit aufgenommen wurde und längst zur „Hotelfamilie“ gehört.
Und was macht die junge Gastronomin in ihrer Freizeit? „Musik hören, von Wincent Weiss. Der ist Deutschrocker, 28 Jahre alt und hat am 21. Januar Geburtstag“, rattert sie ihr Wissen herunter.