Lauschtour Homburger Festungsrundgang Ritter, Ruinen und Höhlenwelten

Wenn Steine reden: Auf Lauschtour beim Homburger Festungsrundgang hoch über den Dächern der Stadt.

 Spannende Einblicke im Wehrgang

Spannende Einblicke im Wehrgang

Foto: Jennifer Klein

Hoch über Homburg thront die Ruine der früheren Festung. Die Lauschtour, die die Saarpfalz-Touristik aufgelegt hat, lässt den Rundgang über Stock und Stein zu einer Entdeckungstour werden. Am Gipfelkreuz startet die nur rund 700 Meter lange „Mini-Tour“ – wenig Strecke, aber viel zu sehen und zu hören. Aber erst einmal von der Mauer am Gipfelkreuz aus die Aussicht über Homburg und die Umgebung bewundern … und dann geht es lauschend zurück „in die Wüste“ – in Anspielung auf die 250 Millionen Jahre alten Buntsandsteinfelsen, auf denen die Festung gebaut wurde. Wohl im Mittelalter wurden Gänge in den Sandstein gegraben, als Fluchtgänge für die darüberliegende Festung Homburg oder auch Hohenburg.

Eine Ahnung von der früheren Größe der Festung erhält, wer den Blick vom Panorama ab- und der Festung zuwendet. Wenn Steine reden könnten, dann hätten diese hier gewiss einiges zu erzählen. Auf der mittelalterlichen Hohenburg (auf dem rechten Teil des Felsens) residierten im 12. Jahrhundert die Grafen von Homburg. Nach dem Tod des letzten Grafen fiel die Festung im 16. Jahrhundert an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, die die Burg erweiterten zu einem Renaissance-Schloss. Steht man am Fuß der Ruine am Gipfelkreuz, so gehört der linke Teil der Burg zu dieser ersten Erweiterung.

Ein Jahrhundert später übernahmen die Franzosen – der Sonnenkönig Ludwig XIV. gab Befehl, das Renaissance-Schloss zu einer barocken Festung auszubauen. „Homburg wurde Teil des französischen Festungsgürtels zwischen Bitche und Saarlouis“, erzählt Stadtführer Thomas Klein in der App. Die Festung galt als „uneinnehmbar“, und es gab auch keine einzige Schlacht hier. Trotzdem wurde sie gesprengt. Und zwar von den letzten Herren, den Franzosen, selbst. Archäologe Klaus Kell erklärt am Lauschpunkt 2, dem „Zeughaus“, der Waffenkammer, die Hintergründe.

Die weitläufige Anlage lädt zum Entdecken ein, gerade Kinder haben ihre helle Freude daran, auf den Steinen, Mauerteilen, Treppen und Wehrgängen herumzuklettern und die dunklen Katakomben auszukundschaften. Deshalb lässt sich diese Tour auch gut mit dem Nachwuchs gehen. Dann hat das Ganze unter Umständen etwas von einer Schnitzeljagd, bei der die Reihenfolge durcheinandergerät – was aber auch nicht weiter schlimm ist. Schließlich freuen sich die Kids doch, wenn sie schon das Symbol vom Lauschpunkt 7 entdecken – und eigentlich sind wir doch erst bei 3, dem „Großen Teller“, dem Plateau oben auf der Festung. Hier war früher der Innenhof der Burg, umgeben von hohen dreigeschossigen Gebäuden. Von hier aus hat man eine fantastische Rundumsicht.

Mehrere Hundert Menschen lebten früher hier. Dass das mittelalterliche Burgleben keinesfalls nur rauschende Feste, Samt und Seide, glänzende Rüstungen und opulente Jagdgesellschaften bedeutete, verschweigt die App übrigens auch nicht. An der „Salpeterplantage“ (Lauschpunkt 4) zum Beispiel – heute eine unscheinbare rechteckige Grube – hätte man sich „bestimmt die Nase zugehalten. Da wurde alles reingeworfen, was leicht vergammelt: Essensreste, Pferde- und Kuhmist. Am Rand fiel dann Salpeter aus, der zur Herstellung von Schießpulver verwendet wurde.“ Von den Erweiterungsbauten des Renaissance-Schlosses aus dem 16. Jahrhundert sind nur noch die Grundrisse auf der Wiese zu sehen – hier braucht es schon ein bisschen Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Anlage früher wohl ausgesehen haben könnte. Der Festungsgraben (Lauschpunkt 7) dagegen ist noch recht gut erhalten – die kleinen Schießscharten und der runde Bastionsturm gehören zu einem ausgeklügelten Abwehrsystem, das es Feinden schwer machen sollte, die Burg einzunehmen. Die Gräben wurden von Hand in den Fels gehauen, an manchen Stellen sieht man noch die Werkzeugspuren.

Wer genau hinschaut, kann am Lauschpunkt 8 ein Dinosaurier-Fossil an der Wand erkennen – eine ganz spezielle Homburger Kuriosität.

Am Lauschpunkt 9, dem großen Buntsandsteinfelsen, lohnt es sich, genau hinzusehen. Der Buntsandstein ist rund 250 Millionen Jahre alt, damals war die heutige Saarpfalz mit Sand bedeckt – die Felsen überdauerten die Zeiten. In den dünnen Sandsteinschichten lässt sich die Geschichte ablesen: Flüsse bahnten sich ihren Weg – und hinterließen die Kieselstein-Schichten. Die wellenartig aussehenden Schichten waren „Wellenrippeln“, wie man sie auch am Strand sieht, wie Geologe Matthias Wachmann erklärt. Wobei diese hier wohl nicht von einem Meer stammen, sondern von stehendem Wasser, das durch Wind bewegt wurde. Faszinierend auch die vielen Farben des Buntsandsteins – vor allem durch die Verbindung mit Eisen. Hämatit sorgt für rötliche Farben, Limonit für gelbliche. Der weiß-graue Sandstein, der sogenannte Silbersand, war besonders begehrt für die Glasherstellung.

Durch den Sandabbau entstanden die Schlossberghöhlen, die größten Buntsandsteinhöhlen Europas. Inzwischen kann man die imposante Höhlenwelt unter der Erde auf drei Ebenen erkunden und unterwegs Sanddünen, Pflanzenreste oder Spuren von Tieren entdecken, die vor Millionen von Jahren hier in der Wüste lebten.

Vom Parkplatz auf dem Schlossberg am Fuß der Festung führt am Hotel vorbei rechts eine Treppe (130 Stufen) zum Eingang der Höhlen; es gibt auch einen stufenlosen Zugang vom Spitzkehrenparkplatz der Schlossberghöhen-Straße aus (800 Meter Fußweg). Wer in die Höhlen will, sollte sich kleidungsmäßig darauf einstellen, dass dort immer eine gleichbleibende Temperatur von 10 Grad herrscht.

 Von den Erweiterungsbauten der mittelalterlichen Burg zum Renaissance-Schloss sind nur noch die Grundrisse zu sehen.   Foto: J. Klein

Von den Erweiterungsbauten der mittelalterlichen Burg zum Renaissance-Schloss sind nur noch die Grundrisse zu sehen. Foto: J. Klein

Foto: Jennifer Klein
 Der „Große Teller“ auf der Festung Hohenburg.

Der „Große Teller“ auf der Festung Hohenburg.

Foto: Jennifer Klein
 Farbspiele im Buntsandstein

Farbspiele im Buntsandstein

Foto: Jennifer Klein
 In den Ruinen lässt es sich gut auf Entdeckungstour gehen.

In den Ruinen lässt es sich gut auf Entdeckungstour gehen.

Foto: Jennifer Klein

Für eine Kaffee- oder Essenspause zwischendurch ist man im Schlossberg-Hotel gut aufgehoben. Oder – nach einer kurzen Fahrt per Auto über die Schlossberghöhen-Straße in die Stadt beziehungsweise einem Fußmarsch bergab über die Treppenanlage – in einem der zahlreichen Gastronomiebetriebe der Homburger Altstadt.

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