Listenreich wie einst Odysseus

Unsere Woche · Wir müssen sparen, das ist sonnenklar. An den Kindergärten? An den Schulen? Nie im Leben, dort liegt unsere Zukunft. An der Feuerwehr? Das setzt die Sicherheit aufs Spiel. An den Straßenbelägen? Wehe, der erste Stoßdämpfer ist kaputt.

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Foto: Robby Lorenz

An den Schwimmbädern? Das Lehrschwimmbecken der Rischbachschule ist jedenfalls unverzichtbar. An den Fußball-Rasenfeldern? Gepflegtes Grün für den Ballsport ist eine Überlebensversicherung fürs Dorf. An Verwaltungsmitarbeitern? Nein, nach dem EVS-Austritt brauchen wir mehr Personal. An staatlichen Strukturen oder Spitzenjobs in halböffentlichen Unternehmen? Leider politisch nicht vermittelbar. Woran aber lässt sich sparen? Das St. Ingberter Ratsbündnis von CDU , Familien-Partei und Grünen hatte unter anderem im März den heldenhaften Beschluss gefasst, bei den Altersgratulationen abzuspecken. Das spart nicht nur ein klitzeklein wenig Geld, sondern vor allem auch Nerven bei den öffentlichen Gratulanten, die mit zunehmendem Älterwerden der Bürger zunehmend Hände schütteln dürfen. Doch Sparbeschlüsse haben es schwer. Der Ortsrat Mitte hat sich jetzt über die Gratulationen unterhalten und dem Stadtrat empfohlen, den Beschluss wieder zurückzunehmen. Wobei Ortsvorsteher Ulli Meyer (CDU ) listenreich wie einst Odysseus erläutert, man sei im Prinzip dafür und zugleich auch auf der Seite des betagten Bürgers, also dagegen. Nein, dies ist kein Widerspruch. Denn Meyer schickt Ortsrat Siegfried Thiel (SPD ) in den Kreistag, um dort die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Ob der Kreis nicht zahlen wolle für ein Mehr an Gratulation, soll er fragen. Das wäre mal gut gespart! Der Kreis spielt es über die Umlage der Stadt wieder ein und keiner hat's gemerkt. Und was sagt die Verwaltung? Die hatte vor dem Gratulationsverzicht sowieso gewarnt.

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