Kolumne Apropos Versagen zu versagen?

Was eine Gießkanne und eine Vokabel verbindet.

Kolumne Apropos der Saarbruecker-Zeitung 2022: Versagen zu versagen?
Foto: Robby Lorenz

Das Urteil ist strikt, schnell gefällt und die Vokabel gerne gebraucht – vor allem unter Journalisten. Tag ein, Tag aus – immer wieder versagt jemand. Die Politik – wohlgemerkt pauschaliert – besonders häufig. Weil das Corona-Krisenmanagement fehl geht, weil die Krisendiplomatie keine gewünschten Ergebnisse bringt, weil Gelder – Achtung, weitere Lieblings-Journalisten-Vokabel – nach dem Gießkannenprinzip statt gezielt verteilt werden. Weil..., weil heutzutage einfach alles versagt im politischen Kommentar.

Vielleicht versagt ja der urteilende Journalist. Wer – nach dem Gießkannenprinzip – das Wörtchen „versagen“ verwendet, den scheut die genaue Bezeichnung dessen, was fehl geht. Und das Eingeständnis, dass Fehlentwicklungen vorkommen, sich nicht immer vermeiden lassen und keinesfalls das endgültige Aus bedeuten.

Versagen sagt sich schnell – sagen, warum es anders kam, ist Detailarbeit. Müsste man Journalisten also versagen vom Versagen zu schreiben? Funktioniert natürlich nicht. Aber jeder kann sich solch vorschnellen Pauschalierungen versagen. Jedes Mal, wenn wieder jemand versagt und die glorreiche Wort-Gießkanne aus dem Holster zieht, heißt es aufhorchen: Hier teilt der Urteilende mit dem Pauschalierungs-Knüppel aus, sich selbst aber hat er der Detailarbeit versagt!

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