Die blaue Mauritius der Verbandsliga Nordost

Nachschuss · Haben Sie früher auch Panini-Bildchen gesammelt? Da gibt's ja solche und solche. Zum einen die Klebe-Bilder von Fußballern, von denen man nach 40 gekauften Tütchen schon drei Doppelte hat. Dann wird fleißig getauscht.

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Foto: Robby Lorenz

Dreimal Rahn für einmal Herget oder so ähnlich. Und dann die Raritäten, die Spieler, die wirklich selten sind. 1986 bei der WM zum Beispiel fehlten mir zwei Bildchen, es gab sie einfach nicht. Zwei Marokkaner waren es, wenn ich mich recht erinnere. Ich musste sie per Post nachbestellen - eigentlich gegen die Sammler-Ehre.

Wir hier bei der Zeitung suchen auch manchmal Bildchen. Wir müssen unsere Texte ja mit Fotos bebildern. Das kann bisweilen knifflig werden. Wenn wir zum Beispiel von einem bestimmten Spieler, der mehrere Tore geschossen hat, kein Bild haben, weil der Fotograf nur 20 Minuten da war. Oder wenn die Bilder das falsche Format haben, quer statt hoch und so weiter. Oder aber, wenn der betreffende Fußballer zum letzten Mal vor fünf Jahren in der Zeitung war, wie uns ein Blick in unser internes Archiv verrät. In der Zeit kann er beträchtlich Haare verlieren, Gewicht gewinnen oder verlieren, Haare gewinnen (am Bart) oder ganz einfach komplett anders aussehen.

Schwer wird es, wenn jemand noch nie oder nur beim Jugendfußball fotografiert worden ist. Eine solche "Blaue Mauritius", also ebenso kostbar wie selten, lief uns diese Woche über den Weg. Wir fanden nämlich keine Spielszene von Oliver Schramm vom SV Bliesmengen-Bolchen. Der wurde erst vor einem Monat 18. Schramm startete in der zweiten Mannschaft der Menger in die Saison, in der A-Klasse sind selten Fotografen . Jetzt wurde er ins Verbandsliga-Team befördert - und trifft dort wie am Fließband. Vier Tore zuletzt gegen den SV Thalexweiler, drei gegen den SV St. Ingbert - der in Bliesmengen wohnende Stürmer ist schon seit 15 Jahren beim SVB und so gut in Form wie noch nie.

Sein Höhenflug ging so steil, dass von Schramm nur ein Porträtbild aufzutreiben war. Ein "Köpfchen", wie wir Journalisten gerne sagen. In keinem Archiv gab es ihn, alles Suchen umsonst, es war wie die Nadel im Heuhaufen und schlichtweg zum Verzweifeln. Da half auch kein Tauschen, kein einmal Schramm für vier Andi Haas oder so. Den Kollegen vom Saar.amateur ging es da ganz genauso. Also, liebe Fotografen , wenn ihr das lest: Es wäre vielleicht mal eine gute Idee, demnächst nach Bliesmengen zu fahren.

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