Blick auf die Saar mit einem Pastis im Glas

Wenn alles auf der Welt so funktionieren würde wie das Pastis-Trinken, dann hätten wir viele Probleme weniger. Das findet der saarländischen Autor Bernd Nixdorf – und kann es auch ganz nüchtern erklären.

Am Ende steht der Anti-Held an Deck eines Schiffes auf der Saar und erkennt, dass das Leben ein langer, ruhiger Fluss ist. So enden - zumindest vorläufig - die Abenteuer des Saarbrücker Kommissars Marcel Palli.

Der Saarbrücker Schriftsteller Bernd Nixdorf hat den Rotwein trinkenden Polizisten, der vorzugsweise mit dem Fahrrad unterwegs ist, als eine Art Notwehr gegen die saarländischen Fernseh-"Tatorte" erfunden. In Nixdorfs "Salli Palli"-Geschichten, die zweite ist Ende vergangenen Jahres erschienen, geht es aber nur vordergründig um Verbrechen und Verschwörung. Vor allem ist Nixdorfs Satire eine Einladung zum Nachdenken übers Leben im Allgemeinen und übers Dasein als Saarländer im Besonderen. Und übers Leben zu philosophieren, findet Nixdorf, sieht besonders gut aus, wenn man es mit dem Rücken zum Publikum und nachdenklich irgendwo hinschauend tut - und ganz wichtig: dabei ein Glas in der Hand hat.

In Marcel Pallis Fall ist in diesem Glas Pastis. In diesem französischen Anisschnaps findet Nixdorfs Figur ein großes Geheimnis. Mit Pastis kann man Großes im Kleinen bewirken, merkt Palli. Man kann mit Pastis im Kleinen anfangen, das große Problem der Umweltzerstörung zu lösen.

"Passtiss", sinniert Palli, ist "ressourcenschonend, weil, je mehr de von demm dringschd, um so vill weenicher Wasser musche rinnmache".

Pastis-Trinker wissen, wovon Nixdorf seinen Palli reden lässt: Man vermischt den Anisschnaps mit Wasser. Dass der Pastis dabei seine Farbe von einem kräftigen Gelb zu einem milchigen Weiß verändert, liegt am Louche-Effekt. Vereinfacht erklärt: Dadurch, dass der Pastis mit Wasser verdünnt wird, werden ätherische Öle, die bis dahin im Alkohol gelöst waren, wieder "zurückverwaneelt", also unlöslich.

Pastis trinken kann - auch wenn man dabei nicht auf die Saar schaut und dabei allen anderen den Rücken zuwendet - sehr meditativ sein. Man muss beim Wassernachgießen nur aufpassen, dass man nicht wie Palli dahintreibt, "mäandernd auf dem Fluss unnserer Selbsdgereschdischkeit". Wenn er aber sagt, dass ein Pastis Ausgangspunkt für große Gedanken sein kann, dann stimme ich Marcel Palli zu: "Das iss doch schommo e gudder Anfang."

Wer den ganzen "Salli Palli" von Bernd Nixdorf lesen will: Das Buch ist im Blattlausverlag erschienen. Kontakt zum Autor dieser Kolumne: E-Mail m.rolshausen@sz-sb.de

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