Zuwendung statt Kontrolle

Kirkel. Seit einiger Zeit bietet Kirkel für junge Familien mit neugeborenen Kindern eine besondere Dienstleistung an: Kurz nach der Geburt des Kindes erhalten die Eltern einen Brief des Bürgermeisters mit dem Angebot, einen Besuch der Gemeindejugendpflegerin Sandra Hamann-Kohr in Anspruch zu nehmen

Kirkel. Seit einiger Zeit bietet Kirkel für junge Familien mit neugeborenen Kindern eine besondere Dienstleistung an: Kurz nach der Geburt des Kindes erhalten die Eltern einen Brief des Bürgermeisters mit dem Angebot, einen Besuch der Gemeindejugendpflegerin Sandra Hamann-Kohr in Anspruch zu nehmen. Entschließt sich die Familie dazu, die zwanglose Offerte anzunehmen, soll so eine erste Brücke geschlagen werden zwischen dem gemeindlichen Angebot für junge Familien auf der einen Seite und dem möglichen Bedürfnis nach Unterstützung seitens der Familien auf der anderen. Ziel ist es, jungen Eltern eine Orientierung zu geben, eine Übersicht über Ansprechpartner und Angebote ganz unterschiedlicher Träger zu vermitteln und für Fragen zur Verfügung zu stehen. Für ihren Besuch packt Sandra Hamann-Kohr eine Tüte voll mit Informationsangeboten, vom Familiengutschein der Kreisverwaltung des Saarpfalz-Kreises bis hin zu Broschüren rund ums Kind. Bei aller Zuwendung: Als Kontrolle will die Verwaltung das Kontaktangebot nicht verstanden wissen, gleichwohl die Idee in einer Zeit geboren wurde, als schwere Fälle von Kindesmisshandlung und Kindstötungen die Medien beherrschten. "Damals war man sehr alarmiert und man hat gemerkt, dass in Familien Dinge passieren, von denen man gar nichts wusste. Wir als gewählte Gemeindevertreter sind aber dafür verantwortlich, dass es den Menschen gut geht. Und dass denen, denen es nicht gut geht, Hilfe zuteil wird", erinnert sich der für Soziales zuständige Beigeordnete Walter Nägele (SPD) an die Anfänge des Projektes. Die Familien scheinen das Besuchsangebot wie gewünscht nicht als Kontrolle zu verstehen, inzwischen hat sich in Kirkel Sinn und Zweck zudem in der Bevölkerung herumgesprochen. Trotzdem: Ein waches Auge ist schon gefragt, denn "wenn ich Kindeswohlmissachtung feststellen würde, dann müsste ich handeln", stellt Sandra Hamann-Kohr klar. "Aber ich versuche in meiner Person zu vermitteln, dass es mir nicht darauf ankommt, ob in der Wohnung geputzt ist oder Ähnliches." Die Familienbesuche sind, betrachtet man die reinen Zahlen, eine Erfolgsgeschichte, nur zwei Familien haben bis jetzt das Angebot ausgeschlagen. Walter Nägele sieht die derzeitigen Besuche bei den Eltern dabei nur als einen ersten Schritt. Für ihn wären Kitas und Grundschulen weitere Instanzen, die sich um den Kontakt zu allen Familien in der Gemeinde im Sinne einer frühen Hilfe kümmern könnten. "Das wäre das Ideale." Begleitet man Sandra Hamann-Kohr bei einem ihrer Besuche, dann wird die mit Nachhaltigkeit gepaarte Zwanglosigkeit der Absicht schnell klar, so auch beim Besuch bei Janina und Marco Hüther, die vor zweieinhalb Monaten ihr zweites Kind Moritz bekommen haben. Janina Hüther: "Im ersten Moment habe ich zwar gedacht ,Was will denn die Gemeinde von uns?' Aber ich verstehe das Angebot als Zuwendung und nicht als Kontrolle." "Wenn ich Kindeswohlmissachtung feststellen würde, dann müsste ich handeln."Sandra Hamann-Kohr

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