Wohnraum für Flüchtlinge gesucht

Kirkel · Immer mehr Flüchtlinge aus Krisengebieten erreichen das Saarland, auch Kirkel nimmt einige auf – derzeit 25. Was fehlt, ist Wohnraum, auf den die Flüchtlinge gesetzlichen Anspruch haben. Die gemeindeeigenen Wohnungen sind schon belegt.

 Wer seine Immobilie in Kirkel verkaufen will, aber keinen Erfolg hat, sollte aus Sicht der Gemeinde darüber nachdenken, den leeren Wohnraum an die Verwaltung zu vermieten – dort werden händeringend Unterkünfte für Flüchtlinge gesucht. Foto: Thorsten Wolf

Wer seine Immobilie in Kirkel verkaufen will, aber keinen Erfolg hat, sollte aus Sicht der Gemeinde darüber nachdenken, den leeren Wohnraum an die Verwaltung zu vermieten – dort werden händeringend Unterkünfte für Flüchtlinge gesucht. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Der Strom der Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien und Eritrea ins Saarland reißt nicht ab. Auch Kirkel kümmert sich nach einem festgelegten Zahlenschlüssel um Asylbewerber. Betreuung kommt dabei von zwei Seiten. Zum einen kümmert sich die Kirkeler Gemeindeverwaltung als Teil ihrer hoheitlichen Aufgaben um die Flüchtlinge . Zum anderen etabliert sich aktuell ein bürgerschaftliches und ehrenamtliches Netzwerk, das dort zusätzlich helfen will, wo es nötig und möglich ist. Dazu trafen sich vor einigen Tagen im Haus des ehemaligen Sozialbeigeordneten Walter Nägle Bürger und Vertreter unterschiedlicher Institutionen aus der ganzen Gemeinde, um auszuloten, wie diese Hilfe aussehen kann. Eines der wichtigen Stichworte: Sprachschulung als entscheidender Faktor der Integration.

Doch was muss eine Kommune tatsächlich mindestens an Unterstützung leisten? Im Gespräch mit unserer Zeitung verdeutlichten Bürgermeister Frank John und Wolfgang Steiner, Leiter des Sozialbüros, die rechtlichen Anforderungen und die damit verbundenen aktuellen Probleme. Nach dem Landes-Aufnahmegesetz sei die Kommune, so Steiner, dazu verpflichtet, den Flüchtlingen Unterkunft bereitzustellen. Die Verteilung der Asylbewerber auf die 52 saarländischen Städte und Gemeinde erfolge dabei über die jeweiligen Kreise als Mittler. "Die bekommen die Flüchtlinge vom Land zugewiesen und verteilen diese dann nach einer ganz bestimmten Quote auf die Städte und Gemeinden." Vor Ort umfasse der gesetzliche Anspruch, den ein Flüchtling habe, "ausreichenden Wohnraum. Es gehört auch dazu, dass sie mit Heizung, Wasser und Strom grundversorgt sind. Sie erhalten Küchenutensilien, Sitz- und Schlafgelegenheiten und einfaches Mobiliar wie Kleiderschränke."

Doch gerade das Thema "ausreichender Wohnraum" stellt die Gemeinde derzeit vor große Herausforderungen. Denn: Eben der ist auf dem freien Wohnungsmarkt nur schwer zu bekommen, die gemeindeeigenen Wohnungen sind schon belegt. "Wir brauchen aber im Schnitt pro Monat eine zusätzliche Wohnung", erläuterte Steiner. Derzeit gebe Kirkel 25 Flüchtlinge ein Zuhause, "pro Monat werden vier bis fünf dazu kommen", ergänzte Bürgermeister Frank John . Dies bedeute, so Wolfgang Steiner, "dass wir es, Status Quo jetzt, nicht mehr schaffen, die Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen." Dies könne bedeuten, dass man irgendwann doch auf Sammelunterkünfte zurückgreifen müsse. Steiner: "Wir sind aber eigentlich bestrebt, dies zu vermeiden. Wir wollen die Flüchtlinge weiter dezentral in der Gemeinde unterbringen. Das hat den Vorteil, dass sie sich dann schneller einleben können." Deswegen habe man bis jetzt ganz bewusst auf Gemeinschaftsunterkünfte wie Turnhallen, ein Gemeindezentrum oder eine Containerlösung verzichtet. Und bislang, so Steiner, sei dies mit gemeindeeigenen Immobilien und den wenigen Angeboten auf dem privaten Wohnungsmarkt knapp gelungen. Doch nun sei diese Quelle erschöpft, "im Auftrag des Bürgermeisters betreibe ich fast nur noch Leerstandsmanagement. Wir haben eine entsprechende Liste erstellt und versuchen nun bundesweit, die Besitzer solcher leeren Häuser in der Gemeinde zu ermitteln." Das Ziel: Auf diesem Weg Wohnraum zu bekommen. Der werde, so Steiner und John zu den rechtlichen Grundlagen, immer von der Gemeinde selbst angemietet - nach den gesetzlichen Ansprüchen, die ein Flüchtling hat. "Diese Miete übernehmen wir samt Nebenkosten zu einhundert Prozent."

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Auf einen BlickWer selbst freien Wohnraum für Flüchtlinge an die Gemeinde vermieten will oder Hinweise zu mietbaren Immobilien hat, der kann sich an das Sozialbüro der Gemeinde Kirkel , Wolfgang Steiner und Eva-Mayer Seel, per Telefon unter (0 68 41) 80 98 15 oder per E-Mail an w.steiner@kirkel.de wenden. Die Wohnungen/Häuser müssen im Gemeindebereich Kirkel liegen, da zugewiesene Flüchtlinge während ihres Asylverfahrens kein Recht auf Freizügigkeit besitzen. thw

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