Windelsack auf dem Prüfstand

Kirkel. Am 1. September 2007 wurde der Kirkeler Windelsack als Förderprogramm der Gemeinde für junge Familien eingeführt, vor einigen Tagen, am 31. August, lief das Projekt nach zwei Jahren offiziell aus. Berechtigt waren Familien mit Kindern, die zwischen dem 6. Juli 2007 und dem 6. Juli 2009 geboren wurden

Kirkel. Am 1. September 2007 wurde der Kirkeler Windelsack als Förderprogramm der Gemeinde für junge Familien eingeführt, vor einigen Tagen, am 31. August, lief das Projekt nach zwei Jahren offiziell aus. Berechtigt waren Familien mit Kindern, die zwischen dem 6. Juli 2007 und dem 6. Juli 2009 geboren wurden. Das Auslaufen des Modellversuchs ist nun Grund für die Gemeindeverwaltung und die politischen Gremien, sich über das Ende des einen und den Anfang eines gegebenenfalls neuen Förderprogramms Gedanken zu machen. Ein gute Nachricht vorab hatte Kirkels Bürgermeister Frank John (SPD/Foto: SZ) auf Nachfrage unserer Zeitung. "Eigentlich sollten Ende August laut Vertrag mit dem Entsorger zum letzten Mal die Windelsäcke abgeholt werden. Es gibt aber noch bezugsberechtigte Familien mit Kindern, die bis einschließlich 6. Juli diesen Jahres geboren wurden und die über ein entsprechendes Windelsackkontigent verfügen. Diese sind in Teilen natürlich noch nicht benutzt und abgeholt. Deswegen haben wir die Abfuhrfrist verlängert." Gleichzeitig habe man sich dazu entschlossen, so John, das gesamte Projekt über die reine Abfuhrlogistik hinaus bis zum 31. Dezember auszuweiten. "Für Kinder, die ab dem 7. Juli 2009 geboren wurden, gibt es ab jetzt Windelsäcke bis Ende Dezember 2009." Bis dahin soll das gesamte Konzept durch den Sozialausschuss geprüft werden. "Wir müssen jetzt einfach sehen, wie der Windelsack bei den Familien angekommen ist, müssen nachfragen, ob dieses Angebot wirklich notwendig war." Im Grundsatz stehen für die Zukunft vier Möglichkeiten im Raum. Eine Variante sieht vor, das Konzept des Windelsacks unverändert weiterlaufen zu lassen, eine weitere, das Projekt ersatzlos zu streichen. John: "Möglich ist aber auch die so genannte Windeltonne. Das bedeutet im Detail, dass wir den Familien weiteres Volumen bei der Müllentsorgung anbieten." Dabei gebe es zwei Möglichkeiten: Hat die Familie schon ein Tonne mit 120 Litern Fassungsvermögen bei einer 14-tägigen Leerung, so würde eine größere Tonne mit 240 Litern bereitgestellt werden. John: "Also die große Tonne zum Preis der kleinen." Wer dagegen schon eine große 240-Liter Tonne hat, soll eine ergänzende 120-Liter-Tonne dazu erhalten. "In beiden Fällen stellen wir den Familien bei 14-tägiger Leerung auf den Monat betrachtet weitere 240 Liter Müllvolumen zur Verfügung." Diese Variante sei zwar für die Verwaltung aufwändiger, würde aber günstiger als der Windelsack. In einer vierten Variante könnte der finanzielle Aufwand für ein zusätzliches Müllvolumen von monatlich 240 Litern aber auch direkt an die Familien ausgezahlt werden. Im Fall einer Fortsetzung des Projektes soll das Angebot auch auf Inkontinenz-Betroffene ausgeweitet werden. "Die Windeltonne wäre günstiger als der Windelsack." Frank JohnMeinung

Familien und Kirkel

Von SZ-RedakteurinChristine Maack Beim Vergleich der saarländischen Gemeinden ging Kirkel vor einigen Jahren, wenn auch knapp, als Zuwachsgemeinde hervor. Daraus, so sagte sich die damalige CDU-Verwaltungsspitze, müsse sich doch Kapital schlagen lassen - und der Spruch "Wo Kinder sind, ist Kirkel", wurde geboren. Man wollte die kinderfreundlichste Gemeinde des Saarlandes werden. Dazu gehörte auch die Einführung des Windelsacks, einer finanziellen Entlastung für junge Eltern beim Müllaufkommen: Ein zusätzlicher Sack Müll wurde kostenlos entsorgt. Die Aktion war als Modellprojekt gemeinsam mit dem EVS gestartet worden. Die SPD hatte das Angebot auch auf inkontinente Menschen ausweiten wollen. Jetzt ist der neue Bürgermeister gefagt, wie er mit dem CDU-Erbe Windelsack umgeht. Auslaufen lassen? Oder eine Windeltonne stiften? Auf jeden Fall wird die Gemeinde nun in die eigene Tasche greifen müssen, das kostenlose Projekt mit dem EVS läuft aus. Vielleicht setzt Frank John aber auch ganz andere Akzente in der Familienpolitik und verzichtet auf den Windelsack. Noch ist in Kirkel alles offen.

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