Vorsicht vorm pauschalisierenden Generalverdacht

Kirkel-Neuhäusel · Rund 30 ehrenamtliche Helfer kümmern sich seit Mai vergangenen Jahres um die Flüchtlinge in Kirkel, berichtete Josef Homberg dem Ortsrat Kirkel-Neuhäusel. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Sprachförderung.

 Josef Homberg schilderte dem Ortsrat die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in Kirkel-Neuhäusel. Foto: Thorsten Wolf

Josef Homberg schilderte dem Ortsrat die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in Kirkel-Neuhäusel. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Wie sieht die Situation der Flüchtlinge in Kirkel-Neuhäusel aus Sicht der ehrenamtlichen Helfer aus? Darüber wollte sich der Ortsrat am Montag informieren. Für die, die seit Monaten Flüchtlinge betreuen, sprach dabei Josef Homberg. Er zeichnete ein recht genaues Bild von dem, was von ehrenamtlicher Seite geleistet werde. Rund 30 Helfer, so Homberg, seien seit Mai des vergangenen Jahres auf freiwilliger Basis mit dieser Aufgabe befasst. Kümmern müsse man sich in Kirkel-Neuhäusel derzeit um 57 Flüchtlinge , zum größten Teil aus Syrien. Eine große Herausforderung sei es, die Sprachbarriere zu überwinden. Um das zu ermöglichen biete man in Kirkel-Neuhäusel unterschiedliche Sprachförderungen an. "Unter dieser Sprachförderung darf man aber kein schulisches Programm verstehen. Wir betreuen ganz unterschiedliche Menschen. Die einen sind des Lesens und Schreibens nicht mächtig. Andere haben einen akademischen Hintergrund."

In seiner Schilderungen zeichnete Homberg dabei die aktuelle Situation aus Sicht des Helfernetzwerks nicht weich. Zwar gebe es aktuell ein funktionierendes Netzwerk für die Betreuung der Flüchtlinge . Unter weiterer Belastung sehe er aber durchaus die Gefahr, dass sich dieses Netzwerk als "brüchig" erweisen könnte. Problematisch sehe er auch die langen Zeiten zwischen Anerkennung als Flüchtling und der offiziellen Übergabe des Aufenthalts-Titels. Homberg: "Da gibt es Zeitabläufe, die sind wirklich sehr lang." Auch auf den Start des Integrationskurses müssten die Flüchtlinge zu lange warten. "Das bedeutet auch für uns Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt."

Grundsätzlich, so Homberg in Richtung der Ortsratsmitglieder, bräuchten die ehrenamtlichen Helfer im Ort eine vernehmbare Rückendeckung. "Wir brauchen das Gefühl, dass wir etwas für das Allgemeinwohl tun und unser Engagement nicht eine rein private Geschichte ist. Wir haben keinen offiziellen Auftrag, wir haben keine Befugnisse. Da braucht es eine Rückendeckung, die signalisiert: Das, was wir tun, ist wertvoll."

In der nachfolgenden Diskussion mit Ortsratsmitgliedern und Bürgern zeigte sich aber auch das durchaus uneinheitliche Meinungsbild der Bevölkerung - wenn gleich am Montagabend eine positive Grundeinstellung zu den Flüchtlingen vorherrschte. Aber: Einer der Zuhörer machte seinen Bedenken rund um die aktuelle Lage Luft, als er Helfer und Verantwortliche der Gemeinde fragte, ob Erkenntnisse über mögliche Vorstrafen der Flüchtlinge vorlägen. Bürgermeister Frank John verneinte dies auch mit dem Hinweis, dass wohl kaum zu erwarten sei, dass Flüchtlinge mit einem entsprechenden Aktenordner ins Land kämen. SPD-Ratsmitglied Devin Schneider warnte zudem vor einem "pauschalisierenden Generalverdacht" gegenüber den Flüchtlingen.

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