Vergütung für Azubis Eine Ausbildung, die sich lohnt

Homburg · 248 Azubis verschiedener Schulen am Universitätsklinikum Homburg erhalten jetzt eine ordentliche Ausbildungsvergütung.

Vergütung für Azubis in Gesundheitsberufen am UKS
Foto: gms/ABDA

Der Andrang bei den Gesundheitsfachberufen am Universitätsklinikum in Homburg war schon immer groß, aber jetzt ist noch ein weiterer Grund für eine Bewerbung hinzugekommen: es gibt eine ordentliche Vergütung für alle Auszubildenden. Die „Tarifeinigung zu schulischen Ausbildungsverhältnissen in den Gesundheitsberufen im öffentlichen Dienst der Länder“ ist seit dem 1. Januar 2019 in Kraft.

Angekündigt wurde diese frohe Botschaft bereits Ende letzten Jahres beim Tag der offenen Tür bei den Gesundheitsfachberufen. „Es gibt für alle Azubis vom ersten Lehrjahr an eine finanzielle Vergütung, die über drei Jahre gestaffelt ist“, hatte Ulrich Wirth, der Leiter des Schulzentrums, erklärt, „dafür wurde lange gekämpft, das haben wir jetzt erreicht. Das ist eine tolle Sache. Und Punkt zwei: alle jungen Leute, die bei uns einen Abschluss haben, bekommen sofort eine Stelle.“ 248 Azubis der Schulen für Diätassistenz, Orthoptik und Physiotherapie sowie die Medizinisch-technischen Assistenten der Fachrichtungen Labor (MTLA), Radiologie (MTRA) und Funktionsdiagnostik (MTAF) erhalten damit ab sofort eine Ausbildungsvergütung, was vorher nicht der Fall war.

Das monatliche Entgelt beträgt für die Azubis im ersten Ausbildungsjahr 965,24 Euro, im zweiten Ausbildungsjahr 1 025,30 Euro und im dritten Ausbildungsjahr 1122,03 Euro. „Es ist gut, dass nicht nur unsere Azubis in der Gesundheits- und Krankenpflege, die Hebammen sowie die Operationstechnische Assistenten (OTA), sondern auch alle anderen Auszubildenden der Gesundheitsfachberufe jetzt eine Ausbildungsvergütung bekommen“, betonte Wolfgang Klein, der Pflegedirektor am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Das Uniklinikum habe dadurch im deutschen Südwesten ein Alleinstellungsmerkmal, weil die neuen Bestimmungen nur für solche Ausbildungsgänge gelten, die an einem Universitätsklinikum stattfinden, welches dem Tarifvertrag der Länder untersteht. „Für unsere Schulen ist dies der Fall“, freut sich Ulrich Wirth, „Ausbildungsstätten an kommunalen oder kirchlichen Krankenhäusern im Saarland und in Rheinland-Pfalz bleiben hingegen außen vor.“ Zwar waren die Ausbildungen an den staatlichen Schulen und Lehranstalten des Uniklinikums im Gegensatz zu vielen privaten Ausbildungsstätten schon immer schulgeldfrei. „Doch Wohnen, Lernen und Leben kostet“, sagt Julia Münster. Die 22-jährige ist eine von acht Auszubildenden der Orthoptik und kam eigens aus Trier nach Homburg, um ihren Traumberuf zu erlernen.

An der kleinsten der insgesamt zehn Schulen im Schulzentrum des Uniklinikums werden die angehenden Experten auf dem Gebiet der Erkennung und Behandlung von funktionellen Erkrankungen der Augen ausgebildet. „Alle unsere Auszubildenden arbeiten nach sechs Monaten theoretischem Unterricht täglich im klinischen Routinebetrieb mit“, sagt Schulleiterin Eva Grintschuk. „Das ist auch in der Physiotherapie so“, ergänzt ihr Kollege Deniz Halil. Die angehenden Physiotherapeuten lernen Krankheitsbilder sowie Risikofaktoren kennen und könnten am Ausbildungsende einschätzen, wie sich Erkrankungen des Bewegungsapparat auswirken und wie sie physiotherapeutisch behandelt werden können. „Ob präventiv, kurativ, rehabilitativ oder palliativ – in allen Bereichen tragen Physiotherapeuten zur Genesung der Patienten bei“, so Deniz Halil.

 Letztlich müsse die Tarifeinigung auch im Kontext der Fachkräftesicherung gesehen werden, glaubt Annette Weber, die in der Ausbikdung künftiger Medizinisch-technische Assistent für Funktionsdiagnostik tätig ist: „Von der Ausbildungsvergütung verspreche ich mir, dass insbesondere die unbekannteren Gesundheitsfachberufe wie der Medizinisch-technische Assistent für Funktionsdiagnostik attraktiver werden.“

Rund ein Viertel der Auszubildenden hat sich bislang die Ausbildung über Schüler-Bafög finanziert, Eltern unterstützten, und oft schossen sogar Verwandte einen Beitrag dazu. Viele Azubis haben abends oder an Wochenende zusätzlich gejobbt, um über die Runden zu kommen. „Damit ist jetzt Schluss“, freut sich Anna Winterhalter, angehende Diätassistentin im zweiten Ausbildungsjahr, „die gewonnene Zeit kann ich jetzt besser investieren.“ Berufe, die dringend gebraucht werden, werden gut bezahlt, das regelt der Markt - diesmal im positiven Sinn für Azubis. So reißen sich Kliniken beispielsweise um die „OTA’s“ (Operationstechnische Assistenten, früher „OP-Schwester“ genannt), was kein Wunder ist, denn sie sind neben den Ärzten die Schlüsselfiguren bei jeder Operation. Von wegen nur „Gib mal den Tupfer, Schwester“. „Das Wissen ist sehr komplex, der Beruf ist anspruchsvoll, auch körperlich. Aber ich würde es immer wieder machen“, betont Georg Bastian, der diesen Beruf jahrelang ausgeübt hat. „Es gibt Schichtarbeit, es gibt Bereitschaftsdienste, es gibt auch mal Stress, aber es ist ein toller Beruf“.

Die Ausbildung dauert drei Jahre, wenn man sich von einem Pflegeberuf heraus fürs OP schulen lassen möchte, kann man dies mit einer zweijährigen Fachweiterbildung tun. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, wirbt Pflegedirektor Wolfgang Klein, „wir wünschen uns noch viel mehr junge Leute.“ Lena Bastian und Jana Huber sind auf dem Weg, Diätassistentinnen zu werden. Sie schätzen die Vielfalt der Ausbildung, „von der Küche bis zum Computer“. Die Berufsaussichten sind perfekt, sie reichen von medizinischer Ernährungsberatung in einem Krankenhaus bis hin zu Sportvereinen oder gar Modelagenturen, denn eine passende Diät brauchen viele Menschen. Dass die Azubis dafür schon in der Ausbildunge entlohnt werden, ist auch für Lena und Jana eine tolle Sache.

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