Sportvereine in der Corona-Krise Weiter Weg zur Normalität für den TV Kirkel

Von Markus Hagen  · In der Corona-Krise ist die Sportanlage des Vereins wieder geöffnet, es gelten aber Einschränkungen und die Halle bleibt zu.

  Vorsitzende Anke Schmeer steht auf dem großen Sportgelände des TV Kirkel mit Rasenplatz, Laufbahn und Sportheim. Einzelne Übungsstunden mit entsprechenden Vorgaben können wieder stattfinden.

 Vorsitzende Anke Schmeer steht auf dem großen Sportgelände des TV Kirkel mit Rasenplatz, Laufbahn und Sportheim. Einzelne Übungsstunden mit entsprechenden Vorgaben können wieder stattfinden.

Foto: Markus Hagen

So etwas hat es beim inzwischen 117 Jahre alten Turnverein Kirkel, der mit seinen 780 Mitgliedern der größte Verein der Gemeinde ist, noch nie gegeben. Ob Turnen, Handball, Volleyball, Leichtathletik, Schach oder Krafttraining, es lief gar nichts mehr – weder auf der Anlage des Turnvereins noch in der Burghalle. Wochenlang war das so. Die Vorsitzende Anke Schmeer zeigt Verständnis für die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie: „Klar, die Gesundheit steht im Vordergrund, aber dazu gehört auch Sport, sich im Freien oder auch in der Halle bewegen.“ Akribisch verfolgt man die Meldungen und Vorgaben der Behörden und Gesundheitsämter. „Einige Sportangebote könnte man durchaus auch mit entsprechenden Vorgaben und Bestimmungen durchführen“, machte sie vor Wochen deutlich. So zum Beispiel Leichtathletik auf der herrlichen Waldsportanlage mit Sportheim des TV Kirkel. Was spricht schon dagegen, wenn man in die Weitsprunggrube neben dem Rasenplatz springt? Abstand ist da immer geboten. Dies gilt auch für Wurfdisziplinen. Laufen kann man einzeln oder im Wald.

 Inzwischen hat sich hier zumindest ein bisschen etwas getan. Wenigstens die Sportanlage des TV Kirkel ist wieder geöffnet. Einzelne Übungsstunden mit entsprechenden Vorgaben, wie Abstandshaltung, können wieder stattfinden. Die auch vom TV Kirkel genutzte Burghalle bleibt aber auf Anordnung der Gemeinde Kirkel weiter zu.

Dennoch: Turnen wäre wohl prinzipiell mit entsprechenden Einschränkungen möglich. „Aber die Halle ist ja geschlossen, weil die Gemeinde Kirkel dies so umsetzen muss“, sagt Anke Schmeer. „Fußballer dürfen in Kleingruppen auf den Platz. Warum nicht unsere Handballer?“ Einige Entscheidungen bezüglich Sport- und Trainingsbetriebverbotes wegen der Corona-Pandemie müsste man schon überdenken. „Einiges ist ja inzwischen auch wieder möglich“, so die Vorsitzende. „Bis zur Normalität wird es aber noch viele Wochen und Monate dauern“, befürchtet sie.

 Was den Kostenaufwand beziehungsweise die Einnahmeverluste angeht, kann der TV Kirkel die Krise einigermaßen überstehen. „Wir haben keinen Betrieb mit Verkauf von Getränken in unserem Sportheim, und dadurch fehlen uns dann für unseren Etat auch nicht diese Einnahmen.“ Die Miete für die Nutzung der Burghalle für die Volleyballer, Handballer und Turner entfällt seit März, weil die Gemeindeverwaltung auch dem TV Kirkel hier entgegenkam. „Mir tun unsere vielen Sportler, die zur Zeit nicht trainieren können, leid.“ Immerhin könne der TV Kirkel seinen Übungsleiterinnen und -leitern die kleine monatliche Aufwandsentschädigung weiter zahlen. „Das machen wir sehr gerne, als Dankeschön für die langjährige, sehr gute Zusammenarbeit.“

Bekannt über die Grenzen der Gemeinde Kirkel hinweg ist der Turnverein für sein großes Burgfest, das bis einschließlich 2017 dank vieler Helfer an vier Tagen auf die Beine gestellt wurde. Feldhandball, Leichtathletik, Volkslauf, großer Festabend standen im Blickpunkt dieser Veranstaltung. „Das Interesse seitens der Bevölkerung sank aber von Jahr zu Jahr“, so Schmeer. „Schließlich haben wir beschlossen, die Veranstaltung nicht mehr in diesem Rahmen durchzuführen.“ Allein der Volkslauf wird seitdem noch angeboten und kann gute Teilnehmerzahlen vorweisen. In diesem Jahr wurde aber auch der Volkslauf, der am 16. August stattfinden sollte, wegen der Corona-Pandemie vorzeitig gestrichen. Es ist eine historisch wirklich einzigartige Situation. Dabei kann der Verein auf viele Jahre zurückblicken: Es war der 13. Dezember 1907, als der Turnverein Kirkel ins Leben gerufen wurde. Seit diesem Gründungsdatum entwickelte sich der Verein als Aushängeschild für den Sport der Gemeinde Kirkel. Zwei Weltkriege wurden überstanden. Schnell wurde erkannt, dass nicht nur Turnen, sondern auch andere Sportarten sehr gerne angenommen wurden. Bereits 1928 wurde eine Handballabteilung gegründet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde 1951 zum ersten Mal zum Burgfest eingeladen, das dann zwei Jahre später auch anlässlich des 50-jährigen Vereinsbestehens noch größer gefeiert wurde. Ein weiterer Meilenstein geht auf das Jahr 1960 zurück. Ein eigener Platz wurde an heutiger Stelle gebaut und das Turnerheim weiter ausgebaut. Drei Jahre später wurde erstmals Volleyball beim TV Kirkel gespielt. Auch die Wanderfreunde sollten nicht zu kurz kommen. Am 6. Mai 1973 wurde zur ersten IVV-Wanderung eingeladen. 1974 wurde ein Spielmannszug vorgestellt, der aber sechs Jahre später wieder abgemeldet wurde, mangels Teilnehmern. Dafür wurde 1980 die fertiggestellte Burghalle in unmittelbarer Nachbarschaft des SV Kirkel eingeweiht. Volleyball wurde nicht nur in dieser Halle gespielt, sondern seit 1999 auch im Freien, nachdem man auf dem Gelände des Freibades zwei Beachvolleyballfelder einrichtete. Aber nicht nur die Volleyballer, sondern auch die Handballer entdeckten ihre Liebe zu ihrem Sport auf „heißem“ Sand. Seit einigen Jahren finden auf eigens hinter der Burghalle errichteten Plätzen „Beachhandballturniere“ für Jugendteams und Aktivenmannschaften durch die Handballabteilung des TV Kirkel statt.

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