Rockmusik in heiligen Hallen

Kirkel-Neuhäusel. Es war eine Premiere in vielerlei Hinsicht und am Ende auch eine, die wohl alle Beteiligten als Erfolg verbuchen konnten

Kirkel-Neuhäusel. Es war eine Premiere in vielerlei Hinsicht und am Ende auch eine, die wohl alle Beteiligten als Erfolg verbuchen konnten. Mit dem Auftritt von Back to the Roots am Samstag in der evangelischen Friedenskirche in Kirkel-Neuhäusel hielt echte, handgemachte Rockmusik Einzug in eine Art von Spielstätte, die eigentlich eher mit klassischer Musikliteratur in Verbindung gebracht wird. Hier hat Pfarrer Florian Geith zusammen mit seinem Presbyterium und der Kirchengemeinde nun ein neues Kapitel aufgeschlagen, eines, dessen Inhalt für Geith fast schon zwangsläufig ist. "Ein Kirchenraum ist nicht festgelegt auf eine bestimmte Art von Musik. Kirche lebt von den Menschen, die hierher kommen. Mit einem Konzert wie dem heutigen erfüllt eine Kirche genau den Zweck, für den sie da ist: Menschen kommen zusammen, kommen ins Gespräch, haben ein schönes Erlebnis und fühlen sich wohl. Und gerade mit Musik verbinden viele Menschen etwas. Das ist der Sinn von Kirchenmusik und generell der Sinn von Kirche. Nach einem Besuch in einer Kirche soll man sagen können: 'Das hat mir etwas gegeben'." Hierbei spiele, so Geith, Musik eine entscheidende Rolle und es sei völlig unerheblich, welche Musik dies sei. "So unterschiedlich wie die Menschen sind, so unterschiedlich ist das, was Menschen mit ihr verbinden." Für die Musiker von Back to the Roots bedeutete der Auftritt in der Friedenskirche vor allem eine technische Herausforderung. Gitarrist Udo Reis vor Beginn des Konzertes: "Wir hoffen, dass wir die Physik hier besiegen können. Eine Kirche hat eine völlig andere Akustik als ein idealer Raum für Rockkonzerte. Es gibt sehr viel Hall." Gefragt, ob sich die Band inhaltlich und mit der Auswahl der Musikstücke an den ungewöhnlichen Spielort angepasst hätte, verneinte Udo Reis: "Wir spielen hier unser normales Programm und präsentieren das, für das wir stehen: Rockklassiker von den 60ern bis zu den 80ern." Die Technik hatte die Band weitgehend im Griff, nur in den hinteren Bereichen der Kirche zollten Back to the Roots dem Hall Tribut. In Liedtiteln las sich der Rockabend im Haus des Herrn ganz nüchtern unter anderem so: "Mustang Sally", "Cocain", "Long Train running", "Another Brick in the Wall" oder auch "Sweet home Chicago". Schon im ersten Set zeigte die Band, dass sie musikalisch noch weiter gereift ist und mit der Verpflichtung von Markus Weiland wohl endlich auch den Frontmann gefunden hat, den ein so umfangreiches und anspruchsvolles Programm in der Stimme braucht. Agil auf der Bühne, oft im Kontakt mit dem Publikum und ohne Scheu auch vor einer darstellerischen Leistung als "Gesicht" der Band gab Weiland dem Konzert, neben der durchweg hohen musikalischen Güte, Charakter. Gleichwertig unterstützt wurde er dabei durch Sängerin Sandra Karmann. "Nach einem Besuch in einer Kirche soll man sagen können: 'Das hat mir etwas gegeben'."Florian Geith

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