Offensive für frühkindliche Erziehung

Kirkel · Wenn die pädagogische Qualität in Kitas steige, führe das langfristig zu weniger Zurückstellungen bei Schulbeginn und im Endeffekt zu einer höheren Schulbildung. So das Fazit einer Fachtagung der Arbeitskammer in Kirkel.

Eine Qualitätsoffensive im Bereich der frühkindlichen Bildung hält der Berliner Erziehungswissenschaftler Wolfgang Tietze für überfällig. "Die frühe Bildung hat eine nachhaltige Auswirkung auf die spätere Biografie der Kinder", sagte der Professor der Freien Universität Berlin bei einer Fachtagung der Arbeitskammer (AK) in Kirkel . Tietze koordinierte die nationale Studie zur Bildung, Betreuung und Erziehung im frühen Kindesalter (Nubbek), die von einer Gruppe führender Institute in der Frühpädagogik organisiert und 2012 der Öffentlichkeit vorgelegt wurde. Als Geschäftsführer ist Tietze für die Pädquis tätig. Dabei handelt es sich um ein Forschungs- und Entwicklungsinstitut, das im Bereich der Frühpädagogik anwendungsbezogene Untersuchungen durchführt und empirische Grundlagenforschung betreibt.

Verschiedene Studien hätten belegt, dass der rasche Kita-Ausbau zwar die Masse, aber nicht unbedingt die Klasse gesteigert habe. Derzeit sei die Qualität im Durchschnitt "mittelmäßig", so Tietze. Das könne auf Dauer nicht so bleiben. Wenn die pädagogische Qualität in Kindergärten und Kindertagesstätten steige, führe das langfristig zu weniger Zurückstellungen bei Schulbeginn, zu einer Absenkung der Sitzenbleiber-Quote und im Endeffekt zu einer höheren Schulbildung . Nachdrücklich plädierte Tietze dafür, die Eltern der betreuten Kinder in die Bemühungen um eine Steigerung der pädagogischen Qualität einzubeziehen. Dadurch werde im Sinne einer "gelebten Erziehungspartnerschaft" die Elternrolle aufgewertet. Zudem gebe es bessere Zugänge zu Familienbildung und -beratung sowie zu sozialer und kultureller Integration beispielsweise bei Migranten. Um die pädagogische Qualität dauerhaft zu sichern, sei eine "Dauerbeobachtung" von Krippen und Kindergärten durch ein Qualitätsmonitoring sinnvoll, erklärte Tietze.

Die Veranstaltung von Arbeitskammer, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Landesinstitut für Pädagogik und Medien mit 120 Teilnehmern hatte dem Titel "Qualitätsentwicklung in der Krippe (U3): Chancen und Herausforderungen". AK-Hauptgeschäftsführer Horst Backes sagte auf der Tagung: "Durch die zunehmende Bedeutung der frühkindlichen Bildung sehen wir die Chance, gerade Kinder aus sozial benachteiligten Milieus besser zu fördern." Die Arbeitskammer fordere allerdings bessere Rahmenbedingungen für die pädagogischen Fachkräfte - angefangen bei der Fachkraft-Kind-Relation bis zum Anspruch auf eine Bezahlung, die der Verantwortung und den gestiegenen qualitativen Anforderungen an ihre Arbeit entspreche, so Backes.

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Auf einen Blick497 Kitas gibt es im Saarland, die in den Händen von 425 Trägern sind. Kindergärten gibt es 458. Die meisten sind in kirchlicher Trägerschaft. Im Saarpfalz-Kreis gibt es aktuell 32 katholische Einrichtungen. Im Bereich der Evangelischen Landeskirche der Pfalz gibt es derzeit 16 Kitas im Saarpfalz-Kreis. jkn

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