Mit Persil und Anstandsdame

Limbach. Unter dem Motto "Fein oder nicht fein ...Lieder und Plaudereien am Nierentisch" entführten Margret Gampper und Bernd Möhl das begeisterte Publikum auf dem proppevollen Schrotboden der Limbacher Mühle in die Zeit der 50er Jahre (wir berichteten)

 Chansoninterpretin Margret Gampper begeisterte das Publikum in der Limbacher Mühle; sie versteht es, mit ihrem Gesang auch Atmosphäre zu schaffen. Foto: Bernhard Reichhart

Chansoninterpretin Margret Gampper begeisterte das Publikum in der Limbacher Mühle; sie versteht es, mit ihrem Gesang auch Atmosphäre zu schaffen. Foto: Bernhard Reichhart

Limbach. Unter dem Motto "Fein oder nicht fein ...Lieder und Plaudereien am Nierentisch" entführten Margret Gampper und Bernd Möhl das begeisterte Publikum auf dem proppevollen Schrotboden der Limbacher Mühle in die Zeit der 50er Jahre (wir berichteten). In einem spritzigen Dialog tauchten sie ein in die damals geltende Etikette des Nachkriegs- und Wirtschaftswunderlandes Deutschland. Begleitet von Bernd Möhl am Piano interpretierte Gampper bekannte und weniger bekannte, feine und weniger feine Lieder aus dieser Zeit in einer unnachahmlichen Art. Heiterkeit und amüsiertes Lachen im Publikum, als Margret Gampper mit ihrem mit Persil gepflegten und ordentlich gefalteten Wäschestapel die kleine Bühne betrat. "Willkommen in den 50ern", rief sie. Was dann folgte, war ein wahres Feuerwerk von Chansons, unter anderem von Hugo Wiener, Otto Reutter oder Erich Kästner. Ob lange Unterhosen unmännlich sind, wo sich der Platz der perfekten Ehefrau befindet, wie man sich ohne anzuecken in besseren Kreisen auf dem die spiegelnden Parkett bewegt, all dies verkörpert das Selbstverständnis einer Zeit, an die sich die reiferen Mitglieder unserer modernen Gesellschaft noch voller Wehmut erinnern. Doch die immer wieder aktuellen Probleme unseres Daseins werden von Margret Gampper und Bernd Möhl aus dem Blickwinkel der fünfziger Jahre amüsant beleuchtet, in einer angeregten Konversation endgültig gelöst und musikalisch in dazu passenden Liedern pointiert hinterfragt. Einfach köstlich, wie Gampper locker ihre verzwickten Verwandtschaftsverhältnisse darlegte, die Geschichte vom ausgeschlagenen Vorderzahn, ihre Nöte beim Backen einer Torte und verschiedenen Diäten erzählte sowie in Schweizer Dialekt von ihrer ersten Erfahrung und dem Spaß mit dem "Kuckucksnescht" sang. Zu Grunde gelegt wurde in diesem Programm das "Handbuch für die gute Ehefrau" aus den 50er Jahren und das "Buch der Etikette" von Anstandsdame Erika Pappritz, die heute nur noch zum Schmunzeln anregen und nach denen sich niemand mehr richten möchte. Ein mehr als vergnüglicher und kurzweiliger Abend mit einem durchaus überzeugenden Duo, welches sich harmonisch ergänzte und gegenseitig die Bälle zuwarf. So plauderte der Mann am Klavier, Pianist Möhl, immer wieder mit, lieferte humorvoll Stichworte, hinterfragte, fragte nach und leitete auf trockene Art und Weise zu Texten und Chansons über. In Anbetracht des großen Beifalls kam das Duo nicht um eine Zugabe herum. Mit den Liedern "Eins und eins, das macht zwei", "So oder so ist das Leben" sowie "Für mich soll's rote Rosen regnen" der unvergessenen Hildegard Knef fand ein unterhaltsamer Abend ein schönes Ende.

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