Mit Kunst ein Miteinander leben

Kirkel · Flüchtlinge fotografieren ihre Helfer, deutsche und syrische Künstler arbeiten miteinander und stellen nun auch gemeinsam aus. Die Ausstellung, die gestern in der Arbeitskammer in Kirkel eröffnet wurde, ist etwas ganz Besonderes. Hauptredner des Abends war Bundesjustizminister Heiko Maas.

 Noch vor wenigen Monaten waren Omar Al Mouqdad (links) und sein Bruder Khaled (rechts) auf der Flucht vor Krieg und Terror, gestern überreichten die beiden Bundesjustizminister Heiko Maas ein Plakat ihrer Ausstellung „Faces of us“ als Geschenk. Fotos: Thorsten Wolf

Noch vor wenigen Monaten waren Omar Al Mouqdad (links) und sein Bruder Khaled (rechts) auf der Flucht vor Krieg und Terror, gestern überreichten die beiden Bundesjustizminister Heiko Maas ein Plakat ihrer Ausstellung „Faces of us“ als Geschenk. Fotos: Thorsten Wolf

Die Vernissage des „Dialogs der Kulturen“ hatte gestern eine sensationelle Resonanz.

Die Vernissage des „Dialogs der Kulturen“ hatte gestern eine sensationelle Resonanz.

Wo genau fängt man an, eine eigentlich unglaubliche Geschichte zu erzählen? Am besten wohl am Anfang. Und für Omar und Khaled Al Mouqdad und Reham Al-Nojoom lag eben der in einer Flucht aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Erst seit Mitte des vergangenen Jahres sind die beiden Brüder und die junge Frau in Deutschland, leben heute in Kirkel. Was alle drei eint: Die Kunst, der Wunsch, sich kreativ zu äußern. Genau diese Lautzeichen sind seit gestern Abend sehenswerter Bestandteil der Ausstellung "Dialog der Kulturen" im Bildungszentrum der Arbeitskammer in Kirkel.

Und ein Dialog ist es tatsächlich, der sich dort noch bis zum 25. April entspannt. Omar und Khaled Al Mouqdad geben mit "Faces of us" den Helfern, die sie in Limbach vor Monaten mit offenen Armen empfangen haben, mit Text und Bild Gesicht und Stimme. Reham Al-Nojoom zeigt unter anderem eindrucksvolle Gemälde zwischen Schönheit und Schmerz. Zu den Dreien gesellen sich Abdoul Razzak Al Samman und Nour Jaafar mit ihren Gemälden sowie Ralf Jenewein und Astrid Hilt mit Bildhauerei.

Also einfach eine deutsch-syrische Gemeinschaftsausstellung? Weit gefehlt. Denn der "Dialog der Kulturen", initiiert von der IG Metall Saarbrücken und der Arbeitskammer des Saarlandes, ist jenseits seines künstlerischen Wertes für Macher und Organisatoren vor allem eines, ein Zeichen für ein weltoffenes, willkommen-heißendes Deutschland. Davon zeugte der Auftritt des deutsch-syrischen Chores "An die Freude" unter der Leitung von Osama Fathy, davon zeugte aber auch, dass es sich Bundesjustizminister Heiko Maas nicht hatte nehmen lassen, nicht nur Schirmherr der Ausstellung, sondern auch Hauptredner zu sein.

Und so kam es dann zu diesem unglaublichen Moment, als zum Ende der offiziellen Eröffnung hin Omar und Khaled Al Mouqdad, noch vor wenigen Monaten "einfach" zwei Flüchtlinge unter vielen Tausend Flüchtlingen, nun auf Augenhöhe und angekommen in ihrer neuen Heimat, Heiko Maas mit einem Ausstellungsplakat beschenkten und damit auch das symbolisierten, was hinter ihrem Kunstprojekt steckt: Den Menschen, die ihnen beigestanden haben und noch beistehen, etwas von dem zurückgeben, was sie selbst erhalten haben.

Doch natürlich war nicht nur für die beiden Brüder gestern ein ganz besonderer Tag. Auch für Reham Al-Nojoom, Abdoul Razzak Al Samman, Nour Jaafar, Ralf Jenewein und Astrid Hilt war die Vernissage mit ihrer sensationellen Resonanz verdienter Lohn einer Arbeit, die sich weit über das Künstlerische hinaus erstreckte: Integration, Kommunikation, ein gemeinsames Miteinander im Leben und Arbeiten - für all das steht das Engagement aller Künstler. Und hinter diesem Engagement wiederum stehen die vielen ehrenamtlichen Helfer, die in den vergangenen Monaten in Kirkel den Flüchtlingen das Ankommen ermöglicht haben, angefangen bei der Limbacher Nachbarschaftshilfe, über AGIL bis zu all denen, die täglich helfen.

All dieses "Willkommen" in Worte zu fassen, das hatten sich die Redner des Nachmittags - Heiko Maas , Thomas Otto als Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer, Patrick Selzer als zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Saarbrücken in ihren Reden und Kamal Idris und Khaled Al Mouqdad in ihren Vorträgen - zum Ziel gesetzt. Und vieles könnte man daraus zitieren. Oder man kann es einfach mit den Worten von Khaled Al Mouqdad auf den Punkt bringen: "We love you all - wir lieben euch!"

Weitere Fotos sind auf unserer Facebook-Seite zu finden: "Saarbrücker Zeitung/Homburger Rundschau".

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