Gemeinde kriegt Zuwachs John: Die Polizei wird Kirkel beleben

Kirkel · Mit acht Dienststellen und über 450 Mitarbeitern zieht die Landespolizei nach Kirkel aufs Praktiker-Gelände. Acht Jahre stand das Gebäude quasi leer.

 Wo noch vor Jahren der Praktiker-Konzern seine Zentrale hatte, wird ein neuer Standort für acht Einheiten der Landespolizei entstehen.

Wo noch vor Jahren der Praktiker-Konzern seine Zentrale hatte, wird ein neuer Standort für acht Einheiten der Landespolizei entstehen.

Foto: Thorsten Wolf

Was lange währt, wird manchmal auch gut. Nicht immer, aber im Fall von Kirkels leer stehendem ehemaligen Praktiker-Gebäude, dauerte das Warten auf einen „Nachmieter“ ganze acht Jahre. Zur Erinnerung: Im Dezember 2011 wurde die Insolvenz der Firma Praktiker verkündet, seitdem stand das Gebäude, in dem 600 Mitarbeiter tätig waren, zur Verfügung.

Der Leerstand war in Kirkel Wahlkampfthema und Aufreger, mal sollte gerüchteweise die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) einziehen, dann die Polizei. Und hier verdichtete sich das Gerücht dann tatsächlich so weit, dass es zur Gewissheit wurde. Und nicht nur das: Die Polizei will nicht nur das Gebäude übernehmen, sondern auch noch erweitern. So habe sich „bei den Plänen für den Polizei-Standort in Kirkel auf dem ehemaligen Praktiker-Gelände in den vergangenen zwölf Monaten nach Angaben des saarländischen Innenministers Klaus Bouillon fast alles geändert“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Ministerium. Ursprünglich war dort nach Bouillons Worten eine „kleine Lösung“ vorgesehen, mit Investitionen von fünf bis sechs Millionen Euro. Drei Dienststellen sollten in Kirkel unterkommen: die Verkehrspolizei, die Bereitschaftspolizei und die Diensthundestaffel.

Doch nun gibt es eine große Lösung: Allein der Vor-Ort-Fuhrpark wird aus 147 Fahrzeugen bestehen, die Gesamtfläche wird 18 000 Quadratmeter betragen. Die Kosten für die Umsetzung des Projekts belaufen sich zum Stand Mai 2019 auf rund 26 Millionen Euro.

Klaus Bouillon ist innerhalb des vergangenen Jahres wohl zum Kirkel-Fan geworden: „Der Vorteil des Areals ist die sehr gute räumliche Infrastruktur, die ausreichend Platz für alle Mitarbeiter, inklusive Auszubildende, bietet. Besonders wichtig ist es mir, dass wir in Kirkel ausreichende Kapazitäten für Lehrsäle, Funktions- und Trainingsräume schaffen. Die erstmalige Zusammenlegung von operativen Dienststellen wie der Bereitschaftspolizei, Verkehrspolizei oder Diensthundestaffel ermöglicht das gemeinsame, integrative Üben von diversen Einsatzszenarien und bietet damit die Möglichkeit zur Optimierung der Aufgabenbewältigung.“

Damit wird in Kirkel der größte Standort der saarländischen Polizei entstehen – für acht Dienststellen mit etwa 430 Beamten. Hugo Müller, Vizepräsident der saarländischen Polizei, rechnet damit, dass Anfang oder Mitte 2021 alles fertig sein wird. Bouillon selbst spricht von Sommer oder Herbst 2021.

Bei den acht Dienststellen handelt es sich um den polizeilichen Ordnungsdienst, Verkehrspolizei, Bereitschaftspolizei, Diensthundestaffel, Zentrale Auswerte- und Analysestelle, Haushalts- und Kostenwesen, Polizeiliche Informationssysteme sowie das Kraftfahrtwesen. Bouillon zufolge entstehen in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude ein Empfangs- und Pförtnerbereich, ein Trainingsbereich für die Ausbildung, mehrere Lehrsäle sowie Besprechungs- und Funktionsräume.

Außerdem ist auf dem Gelände ein Neubau geplant. Vorgesehen sind dort eine Kfz-Werkstatt, eine Hundezwingeranlage mit Quarantänebereich sowie Funktions- und Präparationsräume für Brandmittel und Sprengstoff.

Und wie sieht Kirkels Bürgermeister Frank John die Entscheidung des Innenministers? „Ich bewerte das als großen Erfolg für unsere Infrastruktur“, sagte er, „das belebt sicher unsere Geschäfte. Vielleicht auch unsere sonstigen Einrichtungen“. Er könne sich vorstellen, so John, „dass auch unsere Hallen und Sportplätze oder das Freibad für polizeiliche Sportaktionen zur Verfügung gestellt werden können.“ Er sei jedenfalls offen für Vorschläge und wünsche sich „ein gutes Einvernehmen zwischen unserer Gemeinde und unseren neuen Gästen“. Es sei immer eine Bereicherung, wenn „neue Arbeitnehmer in die Gemeinde kommen“. Im Fall der Firma Praktiker seien „auch Mitarbeiter wegen des Firmensitzes nach Kirkel gezogen“, so der Bürgermeister weiter, „aber das wird bei den Polizeibeamten wohl nicht der Fall sein. Das sind ja Einheimische, die bereits einen Wohnsitz irgendwo im Saarland haben und nach Kirkel nur zur Arbeit kommen“. Er finde, dafür sei die Anbindung optimal, „man ist innerhalb von maximal 30 Minuten in Saarbrücken, man kommt von Kirkel aus nicht nur gut an die A 6, sondern auch an die A 8.“

Die Grünen im Kirkeler Gemeinderat hatten sich vor acht Jahren beim Weggang von Praktiker nicht sehr betrübt gezeigt. „Wir haben immer gesagt, dass solche Firmen nicht nachhaltig sind, die kommen, nehmen mit, was man ihnen bietet und ziehen weiter“, sagte damals der Grüne Martin Baus. Was bleibe, sei „der größte Parkplatz jenseits des Urals, und dafür haben wir unseren schönen Wald geopfert“, so Baus weiter. Was für für die Gemeinde an Mehrwert durch die Anwesenheit der Praktiker-Mitarbeiter herausgesprungen war, sei damals „nicht umwerfend“ gewesen.

Mal sehen, wie man im Gemeinderat diesmal den Zuzug der acht Polizei-Dienststellen bewertet. Vielleicht kommt diesmal für Kirkel ja mehr dabei heraus – und wenn es nur ein besseres Sicherheitsgefühl der Anwohner ist.

„Wir modernisieren die Polizei wie seit Jahrzehnten nicht mehr“, sagte Innenminister Bouillon mit Blick auf das Vorhaben in Kirkel. Die Polizisten bekämen modernste Standards, Übungs- und Lehrräume – all das, was die Polizei im Saarland bislang nicht habe.

 Die Diensthundestaffel der Landespolizei zieht ebenfalls nach Kirkel um. Sie hat es nicht so weit, denn bisher ist sie noch in Bexbach stationiert, sozusagen um die Ecke.

Die Diensthundestaffel der Landespolizei zieht ebenfalls nach Kirkel um. Sie hat es nicht so weit, denn bisher ist sie noch in Bexbach stationiert, sozusagen um die Ecke.

Foto: Christine Maack

Als große Vorteile des Standortes in Kirkel sieht er „die sehr gute räumliche Infrastruktur, die gute Anbindung an Fernstraßen und an den ÖPNV“. Für ihn ist die jetzige Lösung eine „Win-win-Situation für alle Beteiligten“.

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