Nach Angriffen auf das Pfotenhaus in Limbach Aufgeben ist für Marion Raffael keine Option

Limbach · Für die Wirtin steht fest, dass sie sich trotz der erneuten Angriffe nicht zur Ruhe setzen will. Das Pfotenhaus in Limbach wird sie weiter betreiben.

 Auch wenn eine neuerliche Brandstiftung ihr wieder Sorgen macht: Für Gastwirtin Marion Raffael ist Aufgeben keine Option. Sie will ihr gastronomisches Angebot am Hundeplatz in Limbach aufrechterhalten und sich von den Angriffen nicht unterkriegen lassen.

Auch wenn eine neuerliche Brandstiftung ihr wieder Sorgen macht: Für Gastwirtin Marion Raffael ist Aufgeben keine Option. Sie will ihr gastronomisches Angebot am Hundeplatz in Limbach aufrechterhalten und sich von den Angriffen nicht unterkriegen lassen.

Foto: Thorsten Wolf

Wieviel kann man (oder Frau) einstecken, bis am Ende nur noch das Aufgeben als Ausweg üblich bleibt? Bei Marion Raffael kann man nach den zurückliegenden Monaten sagen: Aufgeben kommt in ihrem Vokabular nicht vor. Dabei würde es wohl so mancher verstehen, wenn die Wirtin des Pfotenhauses am Hundesportplatz in Limbach ihre Segel streichen würde. Denn Raffael, kurz „s‘ Marion“ genannt, hat, seitdem sie das zuvor lange leerstehende Hundeheim im Jahr 2014 übernommen hatte, einiges aushalten müssen: Einbrüche, einen massiven Wasserschaden im Gebäude, Diebstahl und auch zweimal Feuer. Zuerst war Anfang des Jahres ein Grillunterstand in Flammen aufgegangen, vor kurzem hatten bislang unbekannte Täter eine Bierzeltgarnitur abgefackelt (wir berichteten). Diese Bierzeltgarnitur gehört zu Raffaels „Neustart“ auf einem gemeindeeigenen Gelände im Bereich des gesperrten Hundeheims. Auf einer Freifläche hat sie einen kleinen Imbisswagen in Betrieb genommen, Ehemann Karl sorgt für das Stillen von kleinem und großem Hunger. Alles gut – und trotzdem hat Marion Raffael so langsam das Gefühl, dass es Menschen gibt, die ihr selbst das nicht gönnen.

Nun ist keine Geschichte so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheint – auch die von Raffaels Engagement am Hundeplatz nicht. Die ganze Story auseinanderzudividieren würde jedes Format sprengen und in ein Minenfeld zwischen unterschiedlichen Konfliktparteien und konträren Standpunkten führen.

Die Frontlinien sind dabei für Außenstehende kaum zu ergründen und verlieren sich wohl zwischen Raffael und Mitgliedern des Hundesportvereins, zwischen Unterstützern der Wirtin und ihren Gegnern. Einblicke in dieses Durcheinander geben verbale Auseinandersetzungen in sozialen Medien. Dort findet sich aber auch eine Facebook-Gruppe mit dem Namen „Wir unterstützen Marions Pfotenhaus“ – von Freunden der Wirtin gegründet, nachdem der massive Wasserschaden eben das Pfotenhaus zur Sperrzone gemacht hatte. Von Dritten wurde sogar eine Online-Petition gestartet, um die Gemeinde dazu zu bewegen, das Hundeheim zu sanieren. Ohne Zweifel: Marion Raffael hat viele Unterstützer.

Aber es gibt eben auch Menschen, die entweder sie oder ihr Engagement nicht schätzen. Ob die aktuelle Brandstiftung in diesem Spannungsfeld liegt? Das weiß niemand – Aufklärung ist Sache der Strafverfolgungsbehörden. Doch als wir Marion Raffael kurz nach dem zweiten Brand vor Ort treffen, vermittelt sie schon das Gefühl, manche wollten sie und ihren kleinen Betrieb vertreiben. Dabei hat Marion Raffael, auch das macht sie mehrfach deutlich, nicht nur eben ihren Betrieb im Blick, sondern auch die Zukunft des Hundeplatzes. Der werde sterben, so ihre feste Überzeugung, wenn sie nicht Präsenz vor Ort zeige. Dazu muss man wissen: Marion Raffael ist eine echte Hundenärrin.

Eine solche Hundenärrin als Wirtin einer Gastronomie an einem Hundeplatz – das hätte doch besser nicht passen können, oder? Die ersten Jahre lief auch alles perfekt, nicht zuletzt der Umstand, dass SR3 bei Marions Pfotenhaus mit seiner „Landpartie“ zu Gast war, kann man quasi als Gütesiegel verbuchen.

 Im Frühjahr zerstörte ein Feuer einen Pavillon am Pfotenhaus von Marion Raffael.

Im Frühjahr zerstörte ein Feuer einen Pavillon am Pfotenhaus von Marion Raffael.

Foto: Thorsten Wolf

Doch nach den ersten erfolgreichen Jahren begann die Serie der unangenehmen Vorfälle, teils einfach dem Schicksal geschuldet, teils von Menschenhand initiiert. Hat man da noch Lust, durchzuhalten? Diese Frage beantwortet Marion Raffael mit einem klaren Ja. Doch für sie ist auch entscheidend: Die Eskalationen und die Streitereien müssen endlich beendet werden.

„Aber was kann ich noch machen, damit man mich in Ruhe lässt? Abbauen und aufhören. Dann bin ich die Verliererin“, sagt sie, allerdings nur rhetorisch, denn: „Ich kämpfe weiter. Ich bin ‚s‘ Marion‘, tut mir leid.“ Das hört sich nach einer deutlichen Kampfansage an diejenigen an, die sie in ihrer Gegnerschaft wähnt. Und wer Marion Raffael kennt, der weiß, dass sie diesen Durchhaltewillen auch wirklich hat.

Dass sie selbst im Umgang nicht immer einfach sei, das gesteht die Wirtin, die seit weit über 20 Jahren auch bei der Gemeinde und dort im Bauhof beschäftigt ist, unverblümt und offen ein. Doch gerade den Umstand, dass sie ihr Herz auf der Zunge trägt, schätzen viele an ihr. Sie ist eben „s‘ Marion“ – mit allen Ecken und Kanten.

Nicht wenig wird jetzt davon abhängen, ob das Pfotenhaus nach dem enormen Wasserschaden im vergangenen Winter ein Sanierungs- oder ein Abrissfall wird und wie es dann weitergeht. Träger der Baulast ist die Gemeinde als Eigentümerin des Gebäudes. Doch auch im Schatten dieser Unwägbarkeit hält Raffael an ihrem Plan fest, am beliebten Wander- und Radfahrweg in Richtung Gänseweiher Gästen Speis und Trank anzubieten.

Vielleicht mit einer neuen Alm, vielleicht mit einem Angebot, wie es jetzt noch eher provisorisch auf der Freifläche der Gemeinde zu finden ist. Und dann auch mit einem To-Go-Angebot über das Winterhalbjahr mit Glühwein & Co.

Für die Gemeinde hat ein gastronomisches Angebot an dieser Stelle einen infrastrukturellen Wert. Wanderer, Spaziergänger, Radler aus der ganzen Region sind hier unterwegs. Und wenn es in der Region etwas gibt, das stark nachgefragt wird, dann sind es solche Angebote an stark frequentierten Wegen. Doch es scheint sich die alte Weisheit aus Schillers „Wilhlem Tell“ zu bewahrheiten: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“. Doch wenn es diesen Nachbarn gibt, dann hat Marion Raffael eine klare Botschaft für sie oder ihn: „Ich geh‘ aufs Ganze.“

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