Live-Konzert Wortwitz mit dem Charme der Mundart

Kirkel-Neuhäusel · im Kirkeler Bildungszentrum begeisterte der Liedermacher Manuel Sattler sein Publikum mit echt saarländischen Liedern.

 Gar nicht so harmlos, wie es sein T-Shirt besagte: Liedermacher Manuel Sattler im Bildungszentrum Kirkel. Neben ihm Simon Bollinger.

Gar nicht so harmlos, wie es sein T-Shirt besagte: Liedermacher Manuel Sattler im Bildungszentrum Kirkel. Neben ihm Simon Bollinger.

Foto: Sebastian Dingler

Manuel Sattler ist außerhalb Saarbrückens seltsamerweise noch nicht so richtig bekannt, dabei ist er einer der wenigen Liedermacher hierzulande, die auch auf Saarländisch singen. Außerdem steigert er seinen Wortwitz und die Qualität seiner Lieder von Jahr zu Jahr. Beim Auftritt im Kirkeler Bildungszentrum hatte der Saarbrücker zudem zwei fähige Mitstreiter dabei: Bassist René Müller spielt auch bei OQmanSolo und bei Dizzy Thang, Simon Bollinger ist unter anderem Trompeter bei Oku and the Reggaerockers.

Am Dienstagabend hatte Bollinger neben der Trompete auch Melodica und Blockflöte dabei, zwei Instrumente, die man eher Kindern zurechnet, die Bollinger aber geschickt einsetzte. Das fügte sich sehr gut ins Gesamtkonzept: Die Texte von Manuel Sattler haben oft etwas vordergründig naiv-kindliches, sind aber letztlich doch mit allen Wassern gewaschen. So etwa der ironisch gemeinte Song vom Ordnungsamt, bei dem Sattler so gerne „in de Lehr wär“. „Ich kennd fremde Leid de Da versaue / das is e Job, den würd ich mir zutraue“ singt er darin. Wenn es auf dem Amt doch nichts für ihn ist, werde er halt Sozialarbeiter. Das ist der Liedermacher im echten Leben wirklich, und gemeinerweise könnte man sagen: Das sieht man ihm auch an.

Mit Nickelbrille, Bart und langen Haaren wirkt er wie ein Fossil aus Zeiten der Friedensbewegung. Und natürlich spiegelt sich das auch in seinen Texten wider: In „Der ganze Scheiß“ sang Sattler gegen Massenvernichtungswaffen und den Raubbau an der Natur an. Am meisten punktete er aber mit seinen humoristischen Liebesliedern. Allen voran: „Och Annebell“, der Song über das wunderschöne Mädchen aus der Nähe von St. Wendel, die leider beim Sex nicht von ihrem nordsaarländischen Dialekt lassen kann und dabei „Mach dat lo mo nommo“ ausruft. Oder der Song, der so hoffnungsvoll anfängt: „Er had se ingelad’/uff e Schissel Kadoffelsalaad“ – doch leider kommt die Angebetete selbst dann nicht, als er sie auf einen Sauerbraten einlädt. Beides sorgte für sehr viel Heiterkeit.

Zwischendurch, das machte Sattler in seinen Ansagen klar, sollte es auch mal Tiefen in der Stimmungskurve geben, so zum Beispiel beim Song über Kinderarmut, den er zwar unbedingt schreiben wollte, zu dem ihm aber kein Text einfiel – bis er dann die zündende Idee hatte, Simon Bollinger solle die Botschaft einfach mit seinem Trompetenspiel ausdrücken. Selbst das klappte nachvollziehbar und erzeugte nach all dem Spaß ein Grummeln in der Magengrube.

Für scheinbar verrückte Ideen und Überraschendes ist der Liedermacher also immer gut, so auch beim Song „I Like“, in dem er auf Englisch die Antwort auf die häufig gestellte Frage gibt, weshalb er denn auf Saarbrigger Platt singe: Damit seine Freunde ihn verstehen. Musikalisch, textlich und auch von der Bandbreite her war der Auftritt von Sattler und seiner Band sehr gelungen.

Die Reaktionen aus dem Publikum waren hinterher überaus positiv: „Also ich fand’s total gut. Ich kannte ihn nicht und hatte auch noch nie von ihm gehört. Gefallen hat mir an ihm besonders das Lockere und dass er auf Saarländisch singt. Er war einfach sehr sympathisch“, sagte hinterher Elke Geiser aus Niedergailbach. „Einfach saugudd auf saarländisch“ hatte der Auftritt Klaus Fontana aus Gersheim gefallen. Gabi Kiefer aus Homburg kaufte sich im Anschluss eine CD von Manuel Sattler: „Das ist schöne Musik fürs Auto, ganz lustig, aber auch mit Sinn. Besser wie so manch anderes!“. Margit Schillo aus Altheim fand es toll, vor allem die Songs, vor denen Sattler gewarnt hatte. „Er spricht eigentlich aus, was man insgeheim denkt, aber wo man zu höflich oder politisch korrekt ist, um es zu sagen. Etwa die Sache mit dem Moselfränkischen. Mir hat auch sehr gut gefallen, wie der Trompeter dazu gespielt hat.“

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