Leben in Erbach Richtfest für ein großes Projekt

Erbach · Seniorenheime sind stark nachgefragt. Ältere Menschen schätzen Komfort und Geselligkeit. In Erbach entstehen 75 neue Wohnungen.

Es war ziemlich windig, als der Richtkranz am Dach befestigt wurde.

Es war ziemlich windig, als der Richtkranz am Dach befestigt wurde.

Foto: Christine Maack

Wie wollen wir im Alter leben? Wie verändert sich die Gesellschaft? In Erbach entsteht derzeit eine neue Senioreneinrichtung mit 75 Wohnungen und 125 Pflegeplätzen. Betreiber ist die Victor’s Group, die in Homburg bereits mit drei Seniorenheimen präsent ist (wir berichteten).  Wie immer, wenn ein solches Haus entsteht, stellt sich die Frage, wie notwendig es gebraucht wird und wie sich die Gesellschaft verändert hat.

Wie man mit alten Menschen umgeht, ist auch ein Stück Kulturgeschichte – und es ist bestimmt nicht immer ein positives Kapitel der Menschheitsgeschichte gewesen, auch wenn zuweilen so getan wird, als sei „früher alles besser gewesen“. Wer Heimatmuseen besucht, erfährt, dass die „Alten“ im 18. und 19. Jahrhundert innerhalb der Familie blieben, weil es gar keine andere Möglichkeit der Betreuung gab. Sie kamen aufs sprichwörtliche „Altenteil“, also in einen Teil oder Anbau des Hauses, wo sie die „Jungen“ nicht mehr störten, die inzwischen mit den Kindern die Haupträume des Hauses bewohnten. Für die älteren Familienmitglieder blieb dann nur ein Schlafzimmer und, sofern das Haus groß genug war, noch ein kleines Ankleidezimmer übrig.

Diskriminierend war dies allemal, denn man kann sich vorstellen, dass die Begeisterung der älteren Menschen, dorthin ziehen zu müssen, nicht sehr groß war. Und was hieß schon „alt“? Im 19. Jahrhundert bedeutete dies oft schon Anfang 50. Das mag man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

Doch zurück in die Neuzeit. In einer Gesellschaft, in der die Menschen immer älter werden und selbstständig bleiben wollen, ist es nicht immer die Ideallösung, bei den Kindern zu wohnen. Und dieser Wunsch geht nicht unbedingt von den Kindern aus, die für die Eltern keinen Platz haben (wollen), sondern auch von den Älteren, die ihr eigenes Leben leben wollen – unabhängig vom Leben ihrer Kinder.

 Es sind meistens die Zimmerleute in ihrer traditionellen Kleidung, die den Richtspruch aufsagen und dann auf das Wohl des Hauses anstoßen.

Es sind meistens die Zimmerleute in ihrer traditionellen Kleidung, die den Richtspruch aufsagen und dann auf das Wohl des Hauses anstoßen.

Foto: Christine Maack
So soll der Gebäudekoplex in Erbach aussehen, wenn er in einem Jahr fertig ist. Planung und Bau hat die Unternehmensgruppe Schenk erstellt.

So soll der Gebäudekoplex in Erbach aussehen, wenn er in einem Jahr fertig ist. Planung und Bau hat die Unternehmensgruppe Schenk erstellt.

Foto: Christine Maack

Daher ist der Bau von komfortablen Seniorenheimen keineswegs ein notwendiges Übel, sondern vielmehr der Wunsch vieler  älterer Menschen. Nun entsteht auf dem Areal hinter dem Erich-Vollmer-Platz in Erbach ein solches Seniorenheim. Das Grundstück, das jahrelang nutzlos brach lag, wurde von der Unternehmensgruppe Schenk  bebaut. Der neue Komplex bleibt weiterhin im Besitz des Unternehmens Schenk, Mieter ist die Victor’s Group. Anlässlich des Richtfestes sprachen neben den Investoren – Manfred Schenk und Victor’s-Geschäftsführerin Isabella Müller-Jakobs –, auch Bürgermeister Michael Forster und Hajo Hoffmann als Vertreter des Zukunftsbeirates der Victor’s Group. Ein wichtiges Anliegen des Betreibers sei, dass Seniorenheime mitten in die Orts- oder Stadtkerne integriert werden sollten, betont Victor’s-Pressesprecher Peter Müller.

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