Im Stakkato durch die Stilrichtungen

Limbach. "Irgendwo zwischen Kammerkonzert und Stubenmusik", so versuchte der Besucher seine ersten Eindrücke zu verorten, als er die Limbacher Mühle verließ

 Gruppenbild vor dem historischen Gemäuer: Sandra Nisius am Horn ist neu dabei bei "Divertimento celestiale". Foto: Martin Baus

Gruppenbild vor dem historischen Gemäuer: Sandra Nisius am Horn ist neu dabei bei "Divertimento celestiale". Foto: Martin Baus

Limbach. "Irgendwo zwischen Kammerkonzert und Stubenmusik", so versuchte der Besucher seine ersten Eindrücke zu verorten, als er die Limbacher Mühle verließ. Dass Unterhaltung, Spaß, Information und Musikgenuss eine gelungene Allianz eingegangen seien, darüber zeigte sich Heiner Brill in seiner "provisorischen Kritik" gewiss, auch wenn er über das gerade erlebte Instrumentalereignis noch einige Zeit sinnieren müsse. Das Limbacher Ensemble "Divertimento Celestiale" hatte im Baudenkmal an der Blies nicht nur ein Heimspiel, sondern fast so etwas wie eine Premiere - trat es nach langjähriger vierköpfiger Besetzung doch erstmalig als Quintett auf. Die vorab angekündigte Mehrung auf fünf Instrumente stieß auf große Resonanz: Uwe Oldenburg, der Vorsitzende des Mühlenvereins, war über das restlos volle Haus regelrecht aus dem Häuschen. Hernach oblag es Albrecht Bähr, dem in Altstadt wohnhaften früheren Pfarrer der Kirchengemeinde und "frisch gebackenen" Diakoniepfarrer der pfälzischen Landeskirche, durch das Programm zu führen. Mit viel Wortwitz und -spielereien, hintergründigen Erläuterungen und kurzweiligen Aperçus meisterte er seine Rolle als Conferencier mit Bravour. Dass die Uraufführung von Mozarts Zauberflöte 1791 nicht nur ätzende Kritiken geerntet habe, sondern dass dabei der Theaterdirektor Emanuel Schikaneder höchstpersönlich in die Rolle des Vogelfängers Papageno geschlüpft sei - "und zwar um Kosten einzusparen" - schilderte Bähr in seiner Introduktion zu der Ouvertüre, die das Ensemble eingangs zu Gehör brachte. Was folgte, war ein Stakkato an Stilrichtungen und Epochen, die einen Zeitraum von bald drei Jahrhunderten umfassten. Ute Bähr (Fagott), Sabine Jung (Flöte), Petra Jung (Oboe) und Hans-Jürgen Geiger (Klarinette) sowie die "Novizin" Sandra Nisius (Horn) arbeiteten sich schier spielerisch über ganz klassische Stücke wie das "Bläserquintett g-Moll" von Franz Danzi zum "Entertainer" des Ragtime-Pioniers Scott Joplin, reihten Tango, Polka, Walzer, Bolero und Rumba, die "fünf leichten Tänze" des ungarisch-amerikanischen Komponisten Denes Agay also, mühelos aneinander, um hernach ganz innovativ Sergej Prokofieffs musikalisches Märchen "Peter und der Wolf" zu inszenieren - im Stil der traditionellen Bänkellieder. Von Sabine Jung stammten das gute Dutzend der lustigen Zeichnungen, mit denen die Musik illustriert wurde. Den Kindern, die auf Sitzkissen in vorderster Reihe das Konzert verfolgten, gefiel derlei Aufführung sichtlich, zumal sie nicht nur eifrig mit Digitalkameras hantierten, sondern dann und wann auch spontan mitschunkelten. Zum Zug kamen auch die Beatles, deren Ohrwurm "When I'm 64" schwungvoll präsentiert wurde. Freilich sei der Hit eher ein Abgesang als eine Hommage auf das Alter, kommentierte Albrecht Bähr. Eine Besucherin stellte indes ganz nostalgisch fest, dass John, Paul, George und Ringo sich eine Rente mit 67 wohl in ihren schlimmsten Fantasien wohl nicht hätten vorstellen können. So bot das Konzert nicht nur das versprochene "himmlische Musikvergnügen", sondern auch ein Stichwort zur aktuellen politischen Diskussion. bam

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