Im Handwerkerdorf wird geschafft

Kirkel · 173 Grundschüler aus fünf Schulen haben am Dienstag die Kirkeler Burg aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.

 Gespannt versammelten sich die Jungen und Mädchen zum Abschluss des Burgsommertages. Heike Scherer-Dahmen und Dominik Hochlenert vom Kulturamt Kirkel trugen dazu braune Mönchskutten. foto: Thorsten Wolf

Gespannt versammelten sich die Jungen und Mädchen zum Abschluss des Burgsommertages. Heike Scherer-Dahmen und Dominik Hochlenert vom Kulturamt Kirkel trugen dazu braune Mönchskutten. foto: Thorsten Wolf

Laute Hammerschläge hallen durch die noch kühle Morgenluft über das Burggelände, mischen sich mit dem Zischen des Feuers in der Schmiede und dem aufgeregten Geschnatter von rund 170 Kindern im Grundschulalter. Dominik Hochlenert und Heike Scherer-Dahmen, die für das Kirkeler Kulturamt vor Ort sind, sind bei den letzten Anweisungen und Vorbereitungen - das Leder muss noch an Ort und Stelle, ebenso die Hefe für die Bäckerei. Dann schnell das Mittelalter-Gewand übergestreift, denn die Jungs und Mädchen warten schon ungeduldig: "Wann geht's endlich los?" Hochlenert begrüßt die Kinder, Lehrer und Betreuer, die an diesem Tag aus Hülzweiler, Scheidt, Mettlach, Dellfeld und Mandelbachtal nach Kirkel gekommen sind, erklärt, wo alles ist - und wie der Blitz verteilen sich die Kinder auf die 13 Werkstätten.

Ganz klar: Bei den Jungs ist die Schmiede, oder das Bogen- und Armbrustschießen das erste Ziel, bei den Mädchen begehrt ist das "Tundeln", wo man die alte Kunst des Seilmachens erleben kann - hier mit vier bunten Wollschnüren, die miteinander verkordelt werden - aber eben nicht irgendwie: Dafür muss man zu zweit sein und es erfordert einiges an Konzentration und Koordination, sich die vier Holzkugel-Gewichte im passenden Rhythmus überkreuz zuzuschicken, merken Melina und Marie von der Grundschule Mettlach. Wer nicht aufpasst, dreht das Seil nämlich wieder auf, so dass es kürzer statt länger wird. Die so entstanden Bänder dürfen sie als Freundschaftsbändchen gleich anziehen. Beim "Wastel" nebenan in der Lederwerkstatt können die Kinder kleine Beutelchen nähen, in der Schmiede werden fleißig die Schwerter gewetzt und so mancher wundert sich, wie lange es dauert, bis endlich ein Hauch von Silberglanz zum Vorschein kommt.

Auch unter den Dozenten - ebenfalls stilecht in Gewandung - herrscht gute Stimmung: Man kennt und schätzt sich, es wird gelacht und geredet. Viele sind schon seit Jahren Stammgäste beim Burgsommer, wie Roswitha Maurer und Doris Cochlovius, die in der Filzerei anleiten und schon seit 21 Jahren immer wieder gerne zum Burgsommer kommen.

13 Handwerke gibt es zu erleben: Steinbildhauerei, Weberei, Holzwerkstatt, Filzerei, Nähstube, Lederei, Kerzenziehen, Töpferei, Tundeln, Schmiede, Bäckerei, Armbrustschießen und Bogenschießen. "Ich hab den Apfel getroffen", zeigen Dean und Alec stolz ihre Zielscheiben, wo der Armbrustbolzen ziemlich nah an der Mitte eingeschlagen ist.

Das Mittelalter von einer ganz anderen, praktischen Seite erleben: Das fasziniert ganz offensichtlich auch - und vielleicht gerade - in Zeiten, wo Fernsehen, Smartphones, Computer und Spielekonsole vielerorts zum Kinderalltag dazugehören. Ähnliches hat auch Pia van der Wel erfahren, die das Kerzenziehen betreut. Hier ist Geduld gefragt, "aber das riecht so lecker", schnuppert Jan begeistert.

Trotz der vielen Menschen ist die Geräuschkulisse beeindruckend ruhig, es herrscht am späten Vormittag eine Atmosphäre konzentrierter Geschäftigkeit. Später gibt es auch noch die Burg und das Heimatkundemuseum zu entdecken oder - beliebtes Fotomotiv und ein bisschen Nervenkitzel - mal den Kopf durch den Pranger stecken. Als es dann aus der Bäckerei schon köstlich duftet und die Handwerker doch ziemlich müde "geschaffd" sind, steht noch ein besonderes Ereignis an: der Ritterschlag. Der Klassensprecher darf für seine Klasse nämlich eines der in Gemeinschaftsarbeit entstandenen Schwerter entgegennehmen - nachdem er gelobt hat, "die Ehre der Ritterschaft zu wahren und immer tapfer zu sein"..

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Das Handwerkerdorf öffnet vom 10. bis 14. Juli, 10 bis 16 Uhr. Termine: Erlebnistag mit Abendspektakel, Samstag, 15. Juli, 12 bis 18 Uhr; Burgolympiade, mittelalterliche Spiele und Mittelalterflohmarkt für Kinder, Jugendliche und Familien, Sonntag, 16. Juli, ab 11 Uhr. Infos: Tel. (0 68 41) 80 98-39 oder -40. www.burgsommer.de

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