Harter Rock im Kirchenschiff

Altstadt · Metalmusik in der Kirche? Manchem Altstadter wäre bei dem Gedanken wohl das Hören und Sehen vergangen. Wie toll das aber sein kann, zeigte jetzt der Heart Chor aus Saarbrücken – ohne kreischende Gitarren, aber mit viel Feuer in der Stimme.

 Unter der Leitung von Rouven Wildegger Bitz rockte der Heart Chor aus Saabrücken am Sonntag mit Songs von Rammstein, den Ärzten, AC/DC oder auch den Toten Hosen die Altstadter Martinskirche. Foto: Thorsten Wolf

Unter der Leitung von Rouven Wildegger Bitz rockte der Heart Chor aus Saabrücken am Sonntag mit Songs von Rammstein, den Ärzten, AC/DC oder auch den Toten Hosen die Altstadter Martinskirche. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Nein, so etwas hat man in der Altstadter Martins-Kirche wohl noch nicht gehört, und vor allem nicht so: Am Sonntagabend gab es mal nicht die übliche Chormusik, sondern ordentlich was auf die Ohren - mit Titeln von den Toten Hosen, den Ärzten, AC/DC oder auch, man höre und staune, noch ein bisschen mehr, von den Schwermetallern von Rammstein . Und doch: Es war ein waschechtes Chorkonzert, das der Förderverein der Martinskirche da ins Kirchenschiff gezaubert hatte. Und eben der Chor war nicht minder ungewöhnlich, denn die Formation "Heart Chor" aus Saarbrücken hat ein Eintrittsalter von 60 Jahren! So war die kurze Formel für den Sonntag: Die Großeltern sangen die Songs ihrer Enkel. Und wie! Es wurde gerockt, das die Kirchenbank wackelte, von wegen "Senioren". Rock hält eben Jung, egal wie viele Jahre man schon "auf dem Buckel" hat.

Den knackigen und fetzigen Takt des Abends gab Chorleiter Rouven Wildegger Bitz vor, selbst einer aus der Rock- und Metalszene. Vor dem ersten Ton ließ er ein bisschen in die musikalische Seele eines Rockchors blicken, der immerhin ein Gesamtalter von 3500 Lebensjahren zusammenbringt und dessen Durchschnittsalter bei knapp 71 Jahren liegt. "Den Leuten fällt schon mal der Kiefer runter, wenn wir mal 'ne Rammstein-Nummer dazwischen hauen", brachte es der Taktgeber mit einem Grinsen auf den Punkt, "oder auch bei Highway to Hell von AC/DC". Dass man sich mit dem Alter der Sängerinnen und Sänger und dem Musikprogramm in Sachen Publikumsansprache durchaus zwischen den Welten bewege, kommentierte Wildegger Bitz mit einem Grinsen. "Viele Veranstalter glauben, dass wir ein eher älteres Publikum ansprechen. Wir selbst würden gerne ein jüngeres Publikum ansprechen, aber meistens sind eben die Älteren da. Und wenn die nach dem Konzert sagen 'ach Gott, war das so laut', dann wissen wir: Wir haben es richtig gemacht." Wildegger Bitz' Credo: "Ich will keine Kunst machen, ich will einfach Rockmusik machen und den Menschen eine gute Zeit verschaffen!"

Und genau die verschaffte der Heart Chor sich selbst und vielen Zuhörern am Sonntagabend. Von der ersten Minute ging das Publikum voll mit, es wurde mitgeklatscht und heftigst applaudiert. Mit Sicherheit ein Punkt, der das mehr als ungewöhnliche Rockkonzert für die Zuhörer zusätzlich attraktiv machte: Alle Songs wurden auf Deutsch gesungen, aus "Highway to Hell" wurde dann mal ganz geschmeidig und eingängig "Wir sind noch lange nicht zu alt". Anneliese Groß, die Vorsitzende des Vereins, der sich im Untertitel auch Verein zur Förderung innovativer Seniorenarbeit nennt: "Das Singen in deutscher Sprache ist in unserer Satzung so festgelegt."

Mit dem mehr als ungewöhnlichen Konzert am Sonntagabend hat der Förderverein der Martinskirche etwas gewagt und einiges gewonnen - sehr zur Freude des Vereinsvorsitzenden Hans Joachim Posten. Man habe zwar schon mal darüber nachgedacht, etwas härtere Musik als Konzert anzubieten, doch sei der tatsächliche Entschluss zum Hardcore mit dem Heart Chor erst aufgrund einer Empfehlung gefallen. Und die zahlte sich am Sonntag hoffentlich auch in Zahlen, sprich in Euros, aus - wichtige Mittel, mit denen der Förderverein zukünftige Sanierungsmaßnahmen an der Kirche unterstützen und so auch die Martinskirche erhalten will.

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