Gigantische Ernte des Sommers

Höchen · Der Apfelabsatz in Deutschland liegt bei 15 Kilo pro Person im Jahr. Damit ist der Apfel die beliebteste einheimische Frucht. In diesem Jahr ist die Apfelernte am Höcherberg, in Erbach und in Kirkel gut ausgefallen - und der Saft noch besser. Das ist das fachmännische Urteil der Experten aus den Obst- und Gartenbauvereinen.

 Mit Äpfeln kann man eine Menge anstellen: zu Saft pressen, zu Schnaps brennen, in den Backofen schieben, zum Gänsebraten servieren - oder, wie hier Schülerin Charlotte, den Ehrgeiz haben, einen Apfel an einem Stück zu schälen, ohne die dünne Schale abzubrechen. Foto: Becker& Bredel

Mit Äpfeln kann man eine Menge anstellen: zu Saft pressen, zu Schnaps brennen, in den Backofen schieben, zum Gänsebraten servieren - oder, wie hier Schülerin Charlotte, den Ehrgeiz haben, einen Apfel an einem Stück zu schälen, ohne die dünne Schale abzubrechen. Foto: Becker& Bredel

Foto: Becker& Bredel

Vor sieben Jahren brachen die Apfelbäume unter ihrer Last zusammen, die Obst- und Gartenbauvereine legten Sonderschichten ein, um die Apfelmengen noch irgendwie zu Saft zu verarbeiten. "Im Jahr 2008 haben wir über 20 000 Liter Apfelsaft gepresst", erinnert sich Karl-Heinz Weckler vom Obst- und Gartenbauverein Höchen .

Und diesmal? Auch 2015 wird ein großartiges Apfeljahr. Zunächst sah es nicht so aus: "Wir hatten eine schöne Apfelblüte, haben uns aber wegen der andauernden Sommerhitze Sorgen gemacht, dass die Äpfel mehlig würden", erklärt Weckler, "denn bei Hitze wird nicht so viel Saft ausgebildet." Das sei für die Filteranlagen unangenehm, denn die seien bei mehligen Äpfeln ständig verstopft. Aber es kam dann doch anders: "Der Regen hat Ende August wohl gerade noch rechtzeitig eingesetzt, um die Äpfel mit genügend Saft zu versorgen" , so Weckler.

Über sechs Presstage sind schon vorbei, in Höchen wird man in diesem Jahr vermutlich auf zehn Presstage kommen, "das entspricht rund 7000 Litern Apfelsaft ".

Bis Mitte Oktober werden in Höchen also noch die Vereinsmitglieder und die Maschinen auf Hochtouren arbeiten, um die Äpfel des Höcherbergs zu verarbeiten. Was dabei herauskommt, ist sehr schmackhaft: "Der Apfelsaft schmeckt wunderbar, der Schnaps hoffentlich auch." Der Schnaps wird aber noch ein bisschen auf sich warten lassen müssen, denn erst einmal wird der Apfelsaft , nachdem er von Trüb- und Schwebstoffen gereinigt wurde, in Fässern gelagert, bevor er weiterverarbeitet wird.

Dass es viel Apfelschnaps geben wird, gleicht die Tatsache aus, dass es in diesem Jahr kaum Kirschen und so gut wie keine Mirabellen am Höcherberg gegeben hat. "Das müssen jetzt die Äpfel alles wettmachen", sagt Karl-Heinz Weckler lachend. Die Bäume seien zwar so voll wie im Rekordjahr 2008, "aber viele Leute fühlen sich heute zu alt, um noch tonnenweise Äpfel anzuschleppen." Vor einem Jahr sind übrigens nur 3200 Liter Apfelsaft zusammengekommen, obwohl die Bäume gut trugen.

In Höchen wird also noch in dieser Woche gepresst, doch danach wird Schluss sein. Hinzu kommt, dass die Äpfel in Spätherbst immer mehliger werden und kaum noch Saft abgeben. In Erbach, wo sich Edgar Emser beim Obst- und Gartenbauverein auch um die Saftkelterei kümmert, herrscht ebenfalls Begeisterung anlässlich der diesjährigen Apfel-Ernte: "Trotz des heißen Sommers haben wir jede Menge Äpfel bekommen", so Emser. Auch er hatte befürchtet, die Äpfel fielen wegen der andauernden Hitze "mehlig und klein" aus, aber das sei nicht der Fall. "Vielleicht sind sie etwas kleiner, aber so viel Saft hatten wir in den vergangenen Jahren nicht." Derzeit wird in Erbach noch gepresst, bisher sind schon 20 000 Kilogramm Äpfel angeliefert worden, "das bringt uns in Erbach aber an unsere Grenzen", räumt Edgar Emser ein. Denn schon 11000 Liter Saft hat er mit seiner Mannschaft auf Flaschen gezogen, "das ist unglaublich". Angefangen hat der Erbacher Obst- und Gartenbauverein mit dem Apfelpressen am 5. September, "am kommenden Samstag, 11. Oktober, ist aber endgültig Schluss, das ist unser letzter Annahmetag. Wir haben dann genug Äpfel gepresst und sind mit unseren Kapazitäten erschöpft."

Wo kommen die vielen Äpfel her, die in Erbach angeliefert werden? "Aus der ganzen Umgebung, aus Zweibrücken, aus Rohrbach und St. Ingbert." Doch bei am Ende geschätzten 15 000 Litern Saft sei auch in Erbach eine Grenze erreicht.

Auch in der Apfelverwertungsanlage in Kirkel stehen die Maschinen nicht still. "Es ist gigantisch, was wir in diesem Jahr an Äpfeln keltern", sagt Patrick Schwaab vom Obst- und Gartenbauverein Kirkel-Neuhäusel. Bis Ende Oktober werden es wohl 18000 oder gar 20 000 Liter Saft sein, vermutet Schwaab, "so viel haben wir noch nie gehabt." Zum Glück sei die Anlage modern und in einem Top-Zustand, sonst könne die Menge gar nicht bewältigt werden, "das sind tolle Maschinen, ganz modern, das macht Spaß, die zu bedienen", betont Schwaab, "vor allem unsere älteren Mitglieder, die schon fast 80 sind, sind stolz auf die super Anlage."

Dennoch ginge eine Mammut-Produktion wie in diesem Herbst körperlich ganz schön an die Substanz, es sei "richtig schwere Arbeit, wir keltern an guten Tagen von 6 bis 14 Uhr ohne Pause". In diesem Jahr komme zur Menge noch die gute Qualität der Äpfel hinzu: "Die Äpfel sind süß und doch kräftig im Geschmack." Zum Monatsende soll in Kirkel Schluss mit dem Keltern sein, "obwohl die Bäume auf unserer eigenen Anlage noch vollhängen. Mal sehen, was wir die noch alle verarbeiten können." Kürzlich hatte sich eine Familie aus Zweibrücken angemeldet: "Die sagten: wir haben ein paar Äpfel . Am Ende waren es zwei Tonnen. Da haben wir einen Extra-Keltertag eingelegt, nur für diese Familie". So flexibel muss man schon sein.

 In diesem Jahr hängen die Apfelbäume wieder voll. Der heiße Sommer hat ihnen nicht geschadet, auch Saft enthalten sie genug, weil der Regen gerade noch rechtzeitig eingesetzt hat, um innen und außen für genügend Feuchtigkeit zu sorgen. Foto: Lambert/Debong

In diesem Jahr hängen die Apfelbäume wieder voll. Der heiße Sommer hat ihnen nicht geschadet, auch Saft enthalten sie genug, weil der Regen gerade noch rechtzeitig eingesetzt hat, um innen und außen für genügend Feuchtigkeit zu sorgen. Foto: Lambert/Debong

Foto: Lambert/Debong

Zum Thema:

Auf einen BlickIm Oktober werden in Gersheim und am Wintringer Hof in Kleinblittersdorf Streuobstäpfel für den Bliesgau-Apfelsaft angenommen. Wer Äpfel für den Eigenbedarf keltern möchte, ist bei den örtlichen Obst- und Gartenbauvereinen an der richtigen Adresse. Die Nachfrage nach Bliesgau-Apfelsaft und anderen Streuobstprodukten aus dem Bliesgau steigt stetig. Deshalb bietet Bliesgau Obst den Streuobstwiesenbesitzern die Möglichkeit, ihre Streuobst- Äpfel abzugeben. Im Rahmen der Lohnmosterei kann Mostobst auch gegen Saft getauscht werden. Ab einer Mindestmenge von 150 Kilogramm besteht die Möglichkeit, den Saft der eigenen Äpfel zu erhalten. Annahmezeiten: Kelterei Gersheim bis 9. November jeden Mittwoch, Freitag oder Samstag ab 15 Uhr. Am Wintringer Hof zwischen Kleinblittersdorf und Bliesransbach nur samstags vom 10. bis 31.Oktober von 16 bis 18 Uhr. (Foto: Fertsch).

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