Erdrutsch-Sieg für Bürgermeister John

Kirkel · Eine Überraschung brachte die Wahl in Kirkel gestern nicht: Frank John (SPD) bleibt eine zweite Amtszeit Bürgermeister. Mit einem so deutlichen Vorsprung vor CDU-Herausforderer Carsten Baus war im Vorfeld aber nicht gerechnet worden.

 Am Ende sollte es für Herausforderer Carsten Baus (links) von der CDU nicht reichen, deutlich unterlag er mit 23,66 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Frank John von der SPD. Der konnte mit 76,34 Prozent einen klaren Wahlsieg einfahren.

Am Ende sollte es für Herausforderer Carsten Baus (links) von der CDU nicht reichen, deutlich unterlag er mit 23,66 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Frank John von der SPD. Der konnte mit 76,34 Prozent einen klaren Wahlsieg einfahren.

Foto: Thorsten Wolf

Eine Gemeinde mit 10 000 Einwohnern ist schnell ausgezählt. Gegen 18 Uhr fanden sich die ersten Beobachter im großen Saal im Limbacher Rathaus ein, um 18.30 Uhr stand schon fest: Der Sieger der Bürgermeisterwahl in Kirkel war eindeutig Frank John (SPD ). "Ich hatte schon mit einer zweiten Amtszeit gerechnet, aber dass ich mit über 76 Prozent gewinnen würde, hat mich dann doch positiv überrascht", sagte ein sichtlich erleichterter Bürgermeister, der den Wahlabend bis zur Verkündigung des Endergebnisses in seinem Amtszimmer verfolgt hatte, zusammen mit SPD-Parteifreunden, darunter die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger und der Homburger Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind . Wie erklärt sich Frank John , der in Limbach sogar 86 Prozent der Wählerstimmen bekam, seine große Beliebtheit? "Ich bin für alle Bürger da, mein Büro steht immer offen, ich kümmere mich um die Belange der Bürger , jeder kann mich jederzeit ansprechen", so John.

Was sind die Dinge, die er nun sofort in Angriff nehmen wird? "Ganz wichtig ist das Durchfahrverbot für mehr als 7,5-Tonner durch Altstadt, das wird in Absprache mit dem Kreis in den nächsten Wochen passieren."

Carsten Baus, Frank Johns Gegenkandidat von der CDU , der nur rund 23,7 Prozent der Stimmen bekam, nahm die Niederlage gelassen: "Es ist, wie es ist", sagte er, "für mich ändert sich nichts, ich bleibe weiterhin im Orts- und Gemeinderat." Den Wahlkampf verbucht er unter "Lebenserfahrung": "Ich habe in den letzten Wochen viel gelernt und viele Anregungen mitgenommen, die reichen bis zu nächsten Wahl." Es sei der CDU nicht gelungen, mit wichtigen Themen zu überzeugen: "Die Bürger vertrauen ganz offensichtlich Frank John ." Als das Endergebnis gegen 18.35 Uhr feststand, gab es zwischen beiden Kandidaten einen freundlichen Handschlag, "Ich gratuliere Frank John ", betonte Carsten Baus.

Unter den SPDlern im Saal herrschte zu der Zeit entspannte Zufriedenheit, garniert mit viel Schulterklopfen, Applaus und breitem Lächeln. Dabei war Johns Sieg an sich keine Überraschung, der deutliche Vorsprung aber doch. Das betonte auch Ministerin Anke Rehlinger (SPD ).

Sie warf eine Blick aufs große Ganze: Es sei zwar schwer, von Einzelsiegen eine Tendenz für die SPD Saar abzuleiten, aber die Reihung von positiven Ergebnissen jetzt in Kirkel , zuvor schon in Mettlach, Friedrichsthal, Marpingen, bei der Landratswahl in Neunkirchen und der Vorsprung für den SPD-Mann in Beckingen an diesem Abend zeige, "dass wir auf einem guten Weg sind", die SPD gutes Personal habe.

Ein hervorragendes Ergebnis, das noch besser war "als prognostiziert", kommentierte Stefan Pauluhn , Kreisvorsitzender der SPD Saarpfalz. Natürlich habe in Kirkel die Person von Frank John die entscheidende Rolle gespielt. Er habe gute Arbeit für die Ortsteile gemacht. Es gebe keine Defizite. In der ersten Amtszeit Johns habe sich die Gemeinde ein Stück nach vorne entwickelt.

Gefasste Stimmung bei der CDU , schließlich hatte man auch hier mit einem Sieg Johns gerechnet. Er habe es zwar erwartet, doch in der Deutlichkeit nicht, sagte der Landtagsabgeordnete Günter Becker (CDU ). Es sei klar gewesen, "dass wir in der Gemeinde Kirkel nicht gewinnen können, wenn sich die SPD einig ist". Es sei schade, vor allem angesichts des großen Engagements von Carsten Baus.

Meinung:

Großer Vertrauensvorschuss

Von SZ-Redakteur Ralph Schäfer

Der Trend und die Sozialdemokratie sind keine dicken Freunde geworden in den vergangenen Monaten und Jahren. Da macht Kirkel eine Ausnahme: SPD-Mann Frank John ist vom Wähler gestern nicht nur für eine zweite Amtszeit gewählt, sondern auch mit einem Vertrauensvorschuss ausgestattet worden. Er wird ihn brauchen, denn für den alten und neuen Bürgermeister, dem der politische Gegner schon mal Untätigkeit für die eigene Gemeinde vorwirft, ändern sich die Probleme nicht: Die Suche nach einem solventen Mieter fürs ehemalige Praktiker-Gebäude und die kommunalen Finanzen an sich werden auch die zweite Amtszeit mitbeherrschen. Ein glückliches Händchen sollte man ihm wünschen, schließlich ist er Bürgermeister für alle Einwohner der Burggemeinde. Vielleicht lässt sich ja aus dem äußerst friedlichen Wahlkampf , der hinter uns liegt, schließen, dass künftig mehr Gemeinsamkeit im Rat zum Wohle aller angesagt ist. Und vielleicht schreibt John ja Geschichte als letzter Bürgermeister der Gemeinde Kirkel : Bis 2024 ist eine lange Zeit, ob der bestehende kommunale Zuschnitt des Landes und der Region bis dahin Bestand hat, darf durchaus bezweifelt werden. Eine Gebiets- und Verwaltungsreform kann aus Gemeinden wie Kirkel schnell Stadtteile machen.

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