Ein Wald voller Mythen

Kirkel. Dass Kirkel eine gute Gegend ist, um so manchen Kilometer auf Schusters Rappen hinter sich zu lassen, ist bei weitem kein Geheimtipp mehr. Die Tafeltour als Premiumwanderweg hat einiges für das Image der Gemeinde als Wanderregion getan, seit dem vergangenen Samstag bietet der Heimat- und Verkehrsverein als Veranstalter einen weiteren Höhepunkt: die Sagenwanderung (wir berichteten)

Kirkel. Dass Kirkel eine gute Gegend ist, um so manchen Kilometer auf Schusters Rappen hinter sich zu lassen, ist bei weitem kein Geheimtipp mehr. Die Tafeltour als Premiumwanderweg hat einiges für das Image der Gemeinde als Wanderregion getan, seit dem vergangenen Samstag bietet der Heimat- und Verkehrsverein als Veranstalter einen weiteren Höhepunkt: die Sagenwanderung (wir berichteten). Was hat es auf sich mit dem Frauenbrunen, der Holler-Burg, dem Totenpfuhl oder auch der Silbersandquelle? Immerhin rund 70 Teilnehmer ließen sich auf der rund zehn Kilometer langen Strecke in die Sagenwelt Kirkels entführen. Pünktlich um 14 Uhr begrüßte Dominik Hochlenert, Geschäftsführer des Kirkeler Heimat- und Verkehrsvereins, die Teilnehmer am Parkplatz des Naturfreundehauses offiziell und gab dann das Wort weiter an Thomas Marx und Gunter Altenkirch, die Initiatoren und Wanderführer der Sagenwanderung. Zeichnete Marx während der Tour für Einblicke in die Sagenwelt verantwortlich, so war es an Volkskundler Gunter Altenkirch, den Mythen ein wissenschaftliches Fundament zu geben. In seiner Begrüßung nannte Altenkirch auch gute Gründe, der Sagenwelt ihre Geheimnisse abzutrotzen."Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der wir glauben, über alles Mögliche reden zu können. Aber über die Erzählkultur der Alten wissen wir fast nichts mehr." Altenkirch ging in diesem Zusammenhang auch auf den eigentlichen Hintergrund der Sagenwanderung ein: Seit einem Jahr sind er und Thomas Marx damit beschäftigt, Sagen aus dem Raum Kirkel für ein Sagenbuch zu sammeln, ein Unterfangen mit Schwierigkeiten (wir berichteten ausführlich). "In den vergangenen zwölf Monaten haben wir gemerkt, wie aufwendig das ist. Oft sind leider nur noch Fragmente von Sagen vorhanden. Deswegen ist es wichtig, sie noch zu sammeln, bevor sie endgültig verloren gehen. Wir gehen davon aus, dass spätestens in zehn bis 20 Jahren die Sagen verschwunden sind, wenn sie nicht aufgeschrieben werden." Bis jetzt haben Marx und Altenkirch zwischen 35 und 40 Sagen in unterschiedlicher Ausprägung zusammengetragen. Einige von diesen einem größeren Publikum volkskundlich zu erläutern, war eines der Ziele der Tour, so auch am Frauenbrunnen, einem der Sagenorte der Wanderung. Hier gab Thomas Marx Einblicke in drei Sagenansätze, so die beiden Legenden von Tunneln in die Schatzkammer der Kirkeler Burg oder nach Zweibrücken und den Mythos, der Frauenbrunnen sei ein Ort besonderer Fruchtbarkeit. Gunter Altenkirch ordnete den Frauenbrunnen volkskundlich als so genannten Kindchesbrunnen ein, einen Ort ritueller Waschungen. "In Fällen, in denen es Schwierigkeiten bei der Empfängnis gab, sind die Frauen hier hoch gepilgert, meist in Begleitung einer älteren Frau, die wir in den Bereich der Hebammen einordnen können." Diese und andere Sagen, so um die Holler Burg, den Totenpfuhl oder auch die Silbersand-Quelle, galt es am Samstag zu erkunden. Und bei derzeit fast 40 Sagen in Kirkel gilt wohl: Fortsetzung folgt.

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