Neues Buch Eine Hommage an den Künstler Willi Spiess

Altstadt · Ein Onkel, ein Neffe und die Kunst: Wer war der Maler Willi Spiess? – ein aufrichtiges Buch der Erinnerung. Was für ein Onkel und welch ein Neffe: Jener einer der Großen der informellen Malerei im deutschen Südwesten, dieser renommierter Frankfurter Autor und Verleger.

 Probestück von Willi Spiess für die beiden Reliefs am Homburger Talzentrum: die Schwarzenacker „Epona“, die römische Pferdegöttin, als Aluguss.

Probestück von Willi Spiess für die beiden Reliefs am Homburger Talzentrum: die Schwarzenacker „Epona“, die römische Pferdegöttin, als Aluguss.

Foto: Martin Baus

Der Onkel, Willi Spiess, hatte vor 40 Jahren den Kunststall, sein Atelier in einem ehemaligen Altstadter Bauernhaus, um eine Galerie erweitert. Der Neffe, Jakob Stein, hat zum Galerie-Jubiläum am Jahresende 2019 ein Buch über Willi Spiess herausgebracht. Bei der Vernissage zur Jubiläums-Ausstellung wurde es vorgestellt, „Mein Onkel – Der Maler, Zeichner und Objektkünstler – Willi Spiess“. Entstanden ist eine Künstlerbiografie, außergewöhnlich wie der Kunststall.

Als Teenager war der Frühbegabte „der verrückte Junge von nebenan“, der mit ein paar Strichen die tollsten Dinge zeichnen konnte. „Im Nu war da ein Pferd, eine Blume, eine Prinzessin in den Sand des Hofes gekratzt“. Über den Brotberuf des ausgebildeten Kaufmanns – man muss ja etwas Ordentliches lernen – führte der Weg Willi Spiess an die Kunstakademien von Karlsruhe und Stuttgart und dann nach Paris. Dort begegnete er dem, was schon lange unruhig in ihm loderte, was nach außen drängte, was Bild werden wollte, dem Informel: „Ein Bild sollte spontan, ohne den kritischen Blick des Verstandes und ohne die lenkende Hand des Wissens, aus dem Künstler herausfließen.“

Willi Spiess hatte seinen Weg gefunden, ein Leben lang kämpfte er, um ans Ziel zu kommen. Zu diesem philosophischen Ringen gehörten die fast täglichen Spaziergänge, von denen er nie ohne Zeichnungen und Skizzen vom Gesehenen zurückkam. Und das hatte einen tiefen Grund. „Ich kann mir nicht vorstellen“, hat er einmal gesagt, „dass es einen Maler gibt, der sich nicht ständig kontrolliert, indem er die Natur zeichnet, der sein Können nicht dauernd an der Natur überprüft“.

Der Künstler Willi Spiess war vielen bekannt, aber haben sie ihn auch gekannt? Das lässt sich jetzt nachholen, mit den Erinnerungen seines Neffen. Jakob Stein schrieb eine Hommage der ganz besonderen Art.

Jakob Stein, „Mein Onkel Der Maler, Zeichner und Objektkünstler – Willi Spiess“, B3 Verlags- und Vertriebs GmbH, Frankfurt, ISBN 978-3-943758-66-5, 19,90 Euro. Einmalige Sonderausgabe von 4 mal 25 nummerierten und vom Autor signierten Exemplaren im Schuber mit einer Originalradierung von Willi Spiess als Beilage, 78 Euro; zu beziehen ist diese Sonderausgabe über die Galerie Kunststall.

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