Die Schnapsdrossel von Kirkel

Kirkel · Durstige Gäste auf der Burg Kirkel müssen nicht lange darben: Schnell ist Heike Merz mit ihrem Bauchladen zur Stelle. Die gut gelaunte Dame mit Badener Dialekt ist auf der Burg als Schnapsdrossel bekannt, und das ohne selbst zu tief ins Glas zu schauen.

 Wenn gute Laune ein Gesicht hätte, dann würde sie wohl aussehen wie Heike Merz: Mit ihrer Kunstfigur „Schnapsdrossel“ samt Bauchladen ist sie seit vielen Jahren fester Teil des Programms des Kirkeler Mittelaltermarktes. Foto: Thorsten Wolf

Wenn gute Laune ein Gesicht hätte, dann würde sie wohl aussehen wie Heike Merz: Mit ihrer Kunstfigur „Schnapsdrossel“ samt Bauchladen ist sie seit vielen Jahren fester Teil des Programms des Kirkeler Mittelaltermarktes. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Wenn man Heike Merz mit wenigen Worten beschreiben wollte, dann wäre "freudestrahlende Urgewalt" wahrscheinlich gar nicht so schlecht. Sie selbst allerdings hat sich einen anderen Namen gegeben und unter dem ist sie vielen Besuchern des Kirkeler Mittelaltermarktes seit Jahren ein Begriff: Schnapsdrossel.

Nicht, dass Heike Merz, ausgestattet mit einem klangvollen Badener Dialekt, selbst dem Alkohol in ungebührlichen Maßen zusprechen würde. Nein, sie sorgt vielmehr mit einem kleinen, schicken Bauchladen dafür, dass durstige Gäste nicht lange warten müssen. Wenn ihr "Gebraaaaaaaannntes", getragen von einer unüberhörbaren Stimme, über die Kirkel Burg hallt, dann wissen Mittelalterfans: Es ist angerichtet. Seit zehn Jahren ist Merz, zu Hause in Bretten im Schwarzwald, als besagte Schnapsdrossel auf Mittelalterveranstaltungen unterwegs. Und das alles als Ergebnis von Zufälligkeiten, erzählt sie am Rande des Mittelaltermarkt-Samstags.

"Vor rund elf Jahren war ich der Liebe wegen zum ersten Mal auf dem Brettener Fest ‚Peter und Paul', einem Mittelaltermarkt." Dafür habe sie sich ein erstes Gewand schneidern lassen und war "völlig geflasht" von der Szene.

Doch habe sie erkannt, dass "rumsitzen in einem Mittelalter-Lager" so gar nicht ihr Ding ist. "Ich habe einfach Hummeln im Hintern", lacht Merz, während sie durstige Besucher am Fuß des Burgturms mit leckerem Hochprozentigen versorgt. Merz' Plan: Als eine Art Kräuterhexe samt Bauchladen dem Mittelalterleben etwas mehr Bewegung abzugewinnen. Doch was sie in nächtelanger Arbeit zusammenbraute, fand keine Resonanz. "Das hat niemanden interessiert."

Kurzerhand wechselte sie bei ihrem ersten Mittelaltermarkt in Klingenmünster das Sortiment aus, ersetzte es in einer echten Schnapsidee durch Hochprozentiges und erlebte ihre "Geburt" als Schnapsdrossel. Eine wahre Erfolgsgeschichte.

Und als eben diese ist sie auch seit vielen Jahren fester Bestandteil des Kirkeler Mittelaltermarktes, der am Wochenende wieder für ordentlich Betrieb auf der Burg sorgte: Händler, Handwerker, Gaukler, Musikgruppen, Tanz: Wie in den Jahren zuvor hatten Sarah Guthor und Dominik Hochlenert vom Kulturamt der Gemeinde Kirkel in Sachen Programm aufgefahren, was es aufzufahren galt. Und die Mühen wurden schon früh am Samstag belohnt. Ungewöhnlich viele Gäste nutzten bereits die ersten Stunden für einen Besuch, über den Tag hinweg waren es dann rund 2500 Besucher. Und da stand der erfahrungsgemäß deutlich stärkere Sonntag ja noch aus.

Es war also von der ersten Stunde an alles für die Gäste vorbereitet: Mit Viesematente aus Thüringen und Spectaculatius aus Mechernich gab es zeitgerechte Musik, mit Shabanna Atesh Tanzvorführungen, Tempelritter und Ritter des Deutschen Ordens hatten ihre Lager aufgebaut.

Und mit Gaukler und Zeremonienmeister Kalibo alias Kai Borchers war wie gewohnt genau der richtige Mann vor Ort, der die bunte Künstlerschar und die Gäste des Mittelaltermarktes mit unüberhörbarem Witz zueinander brachte.

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Auf einen BlickWer vom mittelalterlichen Treiben auf der Kirkeler Burg nach dem Mittelaltermarkt des vergangenen Wochenendes noch einen ordentlichen Nachschlag möchte, der kann sich den am Wochenende vom 8. und 9. August holen. Dann lockt wieder das "Erlebniswochenende mit Abendspektakel und Übernachtung im Stroh" ins Handwerkerdorf am Fuß des Kirkeler Burgturms. Infos dazu gibt es im Interner unter www.burgsommer.de . thw

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