Der Natur ganz nahe sein

Limbach · Abenteuer pur und unvergessliche Momente erlebten Irmtraud und Peter Becker aus Limbach nach eigener Aussage: 3700 Kilometer legten sie mit dem Rad zurück, bis das große Ziel Santiago de Compostela erreicht war. Insgesamt 48 Tage waren sie unterwegs.

 Mit dem Fahrrad hatten sich Peter und Irmtraud Bernhard vom Kirkeler Ortsteil Limbach aus auf den Jakobsweg gemacht. Foto: Bernhard Reichhart

Mit dem Fahrrad hatten sich Peter und Irmtraud Bernhard vom Kirkeler Ortsteil Limbach aus auf den Jakobsweg gemacht. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

Seit Jahrhunderten zieht es unzählige Pilger nach Santiago de Compostela. Um offiziell Pilger auf dem Jakobsweg zu sein, muss man entweder zu Fuß, mit dem Pferd oder dem Esel, aber auch mit dem Rad nach Santiago gelangen. Einige Radfahrer beginnen ihre Reise sogar von der ihrer eigenen Haustür aus. Dies hat auch das Ehepaar Irmtraud und Peter Bernhard getan. Mit dem Fahrrad folgte es vor einigen Wochen ohne große Vorbereitung in 48 Tagen dem Jakobsweg über 3700 Kilometern.

"Wir fahren gerne Rad, sind unheimlich abenteuerlustig, lieben die Herausforderung und wollen der Natur ganz nahe sein", begründete das Ehepaar seinen Entschluss für die mittlerweile schon dritte Tour. Zwischen 40 und 120 Kilometer legten die beiden täglich zurück. Sie ließen sich auch von Regen, Hitze, Problemen mit den Bremsen, einem Platten sowie einem schweren Sturz von Peter Bernhard nicht aus der Ruhe bringen. Ausgerüstet waren sie mit Gaskocher, zwei Blechtöpfen, Zelt, Matten und etwas Proviant. Jeden Abend wurde die Kleidung gewaschen und am Fahrradlenker zum Trocknen aufgehängt.

Die Strecke führte sie über Feldwege sowie flache und bergige Straßen. Übernachtet wurde im Zelt, in spartanisch eingerichteten Pilgerherbergen mit dicht an dicht stehenden, doppelstöckigen Pritschen, aber auch einmal in einem Hotel. "Wir haben völlig zeitlos gelebt, zu Gott gebetet und ihm für jeden Tag gedankt. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass es immer weitergeht", betonte das Ehepaar. Die lange Fahrt habe ihr Selbstbewusstsein gestärkt und auch viel innere Kraft aufgebaut. "Man lernt, viele Dinge zu schätzen und findet seinen Glauben", sprach Irmtraud Bernhard "von wunderbaren Erlebnissen, Begegnungen und landschaftlichen Eindrücken".

Immer dann, wenn sie nicht mehr gewusst hätten, wie es weitergehen soll, seien hilfsbereite Menschen aufgetaucht. Begeistert war das Ehepaar von der Kathedrale in Santiago de Compostela. Die Kathedralkirche des Erzbischofs von Santiago de Compostela steht über einer Grabstätte, die dem Apostel Jakobus zugeschrieben wird und für alle Pilger Ziel des Jakobsweges ist. Ein ergreifender Moment war für sie dort der Besuch der Messe. In tiefer Erinnerung bleibt ihnen jedoch der Anstieg auf den höchsten Punkt des Jakobsweges, den Cruz de Ferro, an ihrem Hochzeitstag am 20. Juni. Als sie auf 1500 Metern erschöpft eine Rast machten und ihre letzten beiden Bananen aßen, sei ein junger Pilgerbetreuer aufgetaucht. "Er hatte köstliche Salate dabei und als er von unserem Hochzeitstag erfuhr, hat er uns noch Rotwein und ein Lederband mit einer Muschel aus Metall gebracht", erzählte das Ehepaar. Als Zeichen der Erinnerung tragen Irmtraud und Peter Bernhard diese Kette noch heute. "Seit unserer Tour ist sie für uns ein Glücksbringer, unser Talisman", erklärte die heute 65-Jährige. Aus den vielen Eintragungen in ihrem Reisetagebuch hat sie ein 200- seitiges und mit 160 Fotos bebildertes Buch veröffentlicht.

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