Städtepartnerschaft Kirkel betreibt wieder „Friedensarbeit“

Kirkel · Am Wochenende ist eine Delegation von 25 Personen aus der französischen Partnerstadt Mauléon zu Gast. Geplant ist unter anderem ein Besuch im Bergwerk Rischbachstollen in St. Ingbert. Doch hinsichtlich Städtepartnerschaft zeigt sich ein Nachwuchsmangel.

 Seit 1980 pflegt Kirkel eine lebendige Städtepartnerschaft mit Mauléon, am kommenden Wochenende sind wieder Gäste aus Frankreich zu Gast in der Burg-Gemeinde.

Seit 1980 pflegt Kirkel eine lebendige Städtepartnerschaft mit Mauléon, am kommenden Wochenende sind wieder Gäste aus Frankreich zu Gast in der Burg-Gemeinde.

Foto: Thorsten Wolf

Europa verändert sich: Was noch vor 15 oder 20 Jahren tatsächlich wie ein Staatenbund mit Zukunft aussah, wird von nicht wenigen inzwischen vor allem als Problemzone gesehen. Stichworte wie „Brexit“, in einigen Staaten zunehmend autoritäre Regierungen, eine immer weiter abnehmende Konsensfähigkeit – das politische Europa steht vor großen Herausforderungen. Aber Europa ist für viele eben mehr als die rein politische Perspektive, ist vor allem ein Miteinander der Menschen über Grenzen hinweg. Und genau dafür stehen seit Jahrzehnten die Städtepartnerschaften. In Kirkel gibt es derer zwei, eine mit Mauléon in Frankreich und eine mit Torox in Spanien. Zusätzlich wurde erst vor wenigen Wochen ganz offiziell und von beiden Seiten die Absicht bekundet, eine weitere Partnerschaft mit Wielen in Polen einzugehen (wir berichteten).

An diesem Wochenende nun kommen 25 Gäste aus Frankreich zu Besuch nach Kirkel. Und für Dominik Hochlenert, der ersten Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Kirkel-Mauléon, haben solche Besuche, die wechselseitig mit Mauléon in jedem Jahr stattfinden, einen hohen Stellenwert. „Leider ist es in der heutigen Zeit wieder aktuell geworden: Städtepartnerschaften sind auch immer Friedensarbeit. Die Verständigung zwischen den Völkern ist in Europa mehr als nötig – um so Brücken zu schaffen und Barrieren abzubauen.“

 Auch Dominik Hochlenert beherbergt einen Gast aus Frankreich.

Auch Dominik Hochlenert beherbergt einen Gast aus Frankreich.

Foto: Thorsten Wolf

Eben die Brücke zwischen Kirkel und Mauléon, und damit zwischen Deutschland und Frankreich, wird von Freitag bis Sonntag erneut Schauplatz von gelebter Partnerschaft sein, für die Gäste aus Frankreich haben Dominik Hochlenert und sein Verein wieder ein abwechslunsgreiches Programm zusammengestellt. Nach dem offiziellen Empfang im Ratssaal der Gemeinde in Limbach am Freitagnachmittag geht es am Samstagvormittag zum Besucherbergwerk Rischbachstollen. „Wir tauchen ein in die Vergangenheit der ehemaligen Steinkohlengrube St. Ingbert, die 1959 ihre Tore schloss. Uns erwartet dort eine interessante Führung in Bergmannskluft, die uns Einblicke in die Arbeit und das Leben der Bergleute von vor über 100 Jahren, als noch Handarbeit vorherrschte und Grubenpferde die Kohlenwagen zogen, gewährt. Zum Abschluss darf das zünftige Bergmannsfrühstück mit Bier und Lyoner natürlich nicht fehlen.“ Ebenfalls in St. Ingbert steht dann der Besuch einer privaten Sammlung von deutschen Nachkriegskleinwagen, Motorrollern und Kleinstcampingfahrzeugen auf dem Programm. Am Nachmittag sind die 25 Gäste aus Mauléon mit ihren deutschen Gastgebern, insgesamt wird die Partnerschaftsgruppe rund 45 Teilnehmer aus den beiden Gemeinden haben, dann in Kirkel selbst unterwegs. Ein ausgedehnter Besuch des Weinfestes auf der Kirkeler Burg steht auf dem Programm. Am Sonntag heißt es dann für die französischen Gäste „Abschied nehmen“ – natürlich zünftig bei einem Frühstück mit Weißwürsten und Brezeln im Theobald-Hock-Haus in Limbach.

Was den gegenseitigen Austausch seit Beginn im Jahre 1980 auszeichnet: Alle privaten Gäste aus Mauléon werden bei Kirkeler Familien untergebracht, „dieses Kunststück gelingt uns immer wieder“, freute sich Dominik Hochlenert, der diese Besonderheit als ganz entscheidend für die eigentliche Tiefe der Partnerschaft nannte. Lediglich wenn die Gruppe aus speziellen Gründen sehr groß sei, greife man im Ausnahmefall auch auf Jugendherbergen oder vergleichbare Unterbringungen zurück. Und so wird auch Hochlenert selbst an diesem Wochenende ein Delegationsmitglied aus Mauléon beherbergen, für ihn immer auch eine spannende Geschichte – vor allem dann, wenn man den Gast noch gar nicht persönlich kenne.

Dass Partnerschaften nach wie vor mit Leben gefüllt seien und auch ihre Berechtigung hätten, das ist für Hochlenert klar, allerdings würde es ein bisschen an Nachwuchs fehlen, dem Zeitgeist geschuldet. Wäre früher eine Reise nach Frankreich ein Abenteuer gewesen, zöge es Jugendliche heute nach der Schule nicht selten an ferne Orte wie Australien, Neuseeland oder die USA, „eben die große, weite Welt und nicht Frankreich, wo wir selbst Grenzregion sind und zum Französisch-Sprechen einfach nach Saargemünd fahren können“.

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