Daheim schmeckt's am besten

Kirkel. Schuld war Irland. Sohn Jörg verbrachte ein Auslandssemester dort. Aufregend war es und neu. Doch eines fehlte dem 25-Jährigen: das Essen von Daheim. So kam es zu dem Telefonanruf, der alles anstoßen sollte. "Mama, wie machst du die Pellkartoffeln?", fragte Jörg

Kirkel. Schuld war Irland. Sohn Jörg verbrachte ein Auslandssemester dort. Aufregend war es und neu. Doch eines fehlte dem 25-Jährigen: das Essen von Daheim. So kam es zu dem Telefonanruf, der alles anstoßen sollte. "Mama, wie machst du die Pellkartoffeln?", fragte Jörg. Und jene - nachdem sich die Verblüffung ob solch einer simplen Frage gelegt hatte - versprach, das Rezept aufzuschreiben.Heute, neun Jahre später, steht das Rezept auf Seite 31 im Kochbuch "Gerichte von Dahemm". In diesem Frühjahr hat Gudrun Jung-Jacob aus Kirkel ihre Rezeptsammlung im Saarbrücker Geistkirch-Verlag veröffentlicht. "Ich hatte nie vor, ein Buch zu schreiben. Ich dachte anfangs so an zehn oder 15 Rezepte", sagt die 62-Jährige. Dass es dann immer mehr wurden, habe am Drängen ihrer Kinder gelegen. Tochter Astrid, die sich vegetarisch ernährt, habe um Rezepte für Pfannkuchen, Kartoffelgerichte und Nudelsoßen gebeten. Sohn Jörg bestand darauf, dass auch Bratfleisch und Roulade nicht fehlen durften. Und Marmorkuchen und Pommes Frites und Schales. "Immer wenn wir am Tisch zusammen aßen, kam die Frage: Hast du das aufgeschrieben? Da war ich manchmal richtig satt." Nach einem Jahr hatte Jung-Jacob über 60 Seiten auf ihrem Computer getippt. Ausgedruckt und gebunden, übergab sie die Rezeptsammlung an ihre Kinder. Im Laufe der Zeit weitete sich der Leserkreis aus, kochten bald Freunde und Bekannte nach ihren Rezepten. Immer öfter kam die Frage: "Willst du das nicht veröffentlichen?" Schließlich fasste sich Jung-Jacob ein Herz, suchte aus dem Telefonbuch die Nummern von Verlagen heraus. Der Geistkirch-Verlag zeigte sofort Interesse. Gemeinsam mit einem Lektor überarbeitete Jung-Jacob ihre Rezepte, ergänzte Anekdoten, verfasste ein Glossar saarländischer Begriffe von Dibbelabbes bis Wickelkranz. 246 Seiten zählt das fertige Werk. Auch das Titelbild ist echt saarländisch: Bernd Kissel, Zeichner der in der Saarbrücker Zeitung erscheinenden Saarlegenden, hat einen zufrieden schmatzenden Mann gemalt (Foto: Geistkirch-Verlag).Inhaltlich hat Jung-Jacob am Original-Konzept festgehalten: Ihr Buch ist eine Anleitung für Koch-Novizen und Menschen mit wenig Zeit. "Alles ist ganz einfach erklärt, Schritt für Schritt", sagt sie. "Manche Rezepte sind so ausführlich, dass das Lesen länger dauert als das Kochen." So gibt es - wenn es schnell gehen soll - Rezepte für Leber oder Putenschnitzel. Für das Sonntagsessen empfiehlt sie Gulasch oder einen Braten. Wert legt Gudrun Jung-Jacob auf die Frische der Zutaten. "Ich bin das so gewohnt von Daheim, da hat man einen Anspruch an die Qualität", sagt sie ganz strikt. "Ich bin sehr froh, dass meine Kinder das so übernommen haben. Dann weiß man genau, was drin ist und wie frisch die Sachen sind." Sohn Jörg ist mittlerweile selbst patent am Herd, lässt sich aber immer noch gerne von seiner Mutter bekochen. Und freut sich darüber, dass jetzt noch mehr Menschen die Möglichkeit haben, ihre Rezepte zu probieren. "Aus unserer Verwandtschaft hat noch keiner ein Buch veröffentlicht", sagt er. "Da bin ich schon etwas stolz auf sie."

Auf einen BlickIn ihrem Buch "Gerichte von Dahemm" versammelt Gudrun Jung-Jacob Rezepte vom Auflauf bis zum Weihnachtsgebäck. Nach Jahren der Erprobung durch ihre strengsten Tester - ihre Kinder - hat sie viele Tipps. Sie empfiehlt, fürs Rahmschnitzel Kotelett zu benutzen ("Das ist weniger trocken."). Als Nachtisch sei schnell ein Biskuitboden gebacken, der mit Obst belegt und mit Tortenguss übergossen wird. Serviert wird er mit Sahne: "Ohne Sahne ist eine Sünde."Gudrun Jung-Jacob: "Gerichte von Dahemm", Geistkirch-Verlag, ISBN 978-3-938889-73-2, 22 Euro. ith

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