Fußball-Landesliga „Bei uns stimmt jetzt die Disziplin“

HOMBURG · Beim SV Genclerbirligi Homburg wird Integrationsarbeit großgeschrieben. Und auch sportlich lief es beim Landesliga-Dritten der letzten Saison rund. Probleme macht die Spiel- und Trainingssituation auf dem überlasteten Jahnplatz vor dem Waldstadion.

  Der SV Genclerbirligi Homburg um Mittelfeldspieler Erhan Güngörmus (am Ball) belegte in der letzten Saison einen starken   dritten Platz in der Landesliga und mischte zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs noch munter im Titelrennen mit.

Der SV Genclerbirligi Homburg um Mittelfeldspieler Erhan Güngörmus (am Ball) belegte in der letzten Saison einen starken dritten Platz in der Landesliga und mischte zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs noch munter im Titelrennen mit.

Foto: Markus Hagen

Dass Fußball mehr ist als nur das nackte Ergebnis, beweist der Fußball-Verein SV Genclerbirligi Homburg. „In den vergangenen Jahren hat das neue Vorstandsteam viel bewirkt. Wir sind sieben Leute, von denen jeder berufstätig ist. Trotzdem versuchen wir, gerade in Sachen Integrationsarbeit viel zu erreichen“, sagt Homburgs 2. Vorsitzender Alp Yerlikaya.

Mittlerweile treten beim SV im Aktivenbereich Akteure aus zehn Nationen gegen den Ball. Die Kicker kommen aus Deutschland, der Türkei, Syrien, Kamerun, Italien, China, Marokko, Albanien, Thailand und Jamaika. Der Verein stehe Spielern aus der ganzen Welt offen – die Nationalität sei völlig bedeutungslos, sagt Yerlikaya.

„Wir spielen jetzt seit rund sechs Jahren auf dem Jahnplatz vor dem Homburger Waldstadion. Davor auf dem Gelände von Union Homburg“, berichtet der 2. Vorsitzende. Ausschließlich eitel Sonnenschein herrscht bei dem Club aber nicht. „Grundsätzlich könnten wir sowohl intern als auch extern mehr Hilfe gebrauchen“, meint Yerlikaya. Intern sei die gesamte Arbeit – wie mittlerweile in vielen anderen Vereinen – auf nur wenige Schultern verteilt. Und extern erhofft der Club von der Stadt Homburg Hilfe. Yerlikaya denkt dabei vor allem an die Sportplatz-Infrastruktur. Der Trainings- und Spielbetrieb auf dem Jahnplatz hätte in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Dies habe sich vor Corona immer drastischer auf die Trainings- und Spielzeiten des SV Genclerbirligi und der anderen dort spielenden Vereine ausgewirkt. Auch der Ausweichplatz hinter dem Sportzentrum Homburg-Erbach sei mittlerweile stark frequentiert.

 Spieler aus zehn Nationen treten in den beiden Mannschaften vom SV Genclerbirligi Homburg gegen den Ball.

Spieler aus zehn Nationen treten in den beiden Mannschaften vom SV Genclerbirligi Homburg gegen den Ball.

Foto: Stefan Holzhauser

Abhilfe würde der Bau eines eigenen Sportplatzes schaffen. Doch für ein solches Großprojekt fehlen Genclerbirligi die finanziellen Mittel. „Wir haben vergeblich versucht, mit anderen Clubs eine Spielgemeinschaft einzugehen und dann bei ihnen vor Ort zu spielen“, erzählt Yerlikaya. „Auch dass wir kein eigenes Vereinsheim haben, ist ein Riesenproblem. Wir wollten direkt am Stadion die Jahnhütte übernehmen, doch daraus wurde nichts.“ Deshalb verkauft der Club bei seinen Heimspielen Essen und Getränke aus einem Stand. „Das sehen die Betreiber der nahe gelegenen Gaststätte allerdings nicht so gerne. Aber was sollen wir machen? Wir benötigen ja auch gewisse Einnahmen“, klagt Yerlikaya.

Seit dem Amtsantritt der aktuellen Vorstandschaft laufe es nicht nur sportlich – sondern auch im zwischenmenschlichen Bereich gut im Verein, meint der 2. Vorsitzende. „Bei uns stimmt jetzt auf jeden Fall die Disziplin. Wir werden auch von den Gegnern richtig gut akzeptiert und besser wahrgenommen. Ich sehe uns schon ein Stück weit als Botschafter gegen Rassismus und Ausgrenzung. Diesen Weg wollen und werden wir auch weitergehen“, betont Yerlikaya. Und man sei natürlich auch glücklich, im sportlichen Bereich konstant gute Leistungen zu zeigen. So wurde die erste Mannschaft in der letzten Saison in der Landesliga guter Dritter und mischte beim Abbruch der Saison munter im Titelrennen mit. Und die zweite Mannschaft belegte in der Kreisliga A Höcherberg ebenfalls Rang drei.

Wie es auf dem Trainerposten und mit der Kaderzusammenstellung für beide Teams in der kommenden Runde weitergeht, werde dieser Tage besprochen. Aufgrund der Corona-Pandemie hätten sich diese Gespräche zeitlich nach hinten verschoben. Dass der Verein auch eine AH-Mannschaft für den Ligenbetrieb meldet, sei derzeit nicht geplant, weil erfahrene Spieler immer wieder bei der Zweiten aushelfen müssten. Und eine Doppelbelastung für die Routiniers am Samstagabend und Sonntagnachmittag wolle man vermeiden.

Im Hinblick auf die Quantität wäre auch die Bildung von Nachwuchsmannschaften möglich – viele Kinder von Genclerbirligi-Mitgliedern kicken im Nachwuchsbereich anderer Vereine. „Wenn du aber keinen eigenen Platz hast, wird das alles zu viel. Der Jahnplatz ist ja bereits jetzt mehr als ausgelastet. Wenn wir noch Jugendmannschaften hätten, würde sich das Platzproblem weiter zuspitzen“, gibt Yerlikaya zu bedenken.

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