Konzert Furioser Ritt durch Dur und Moll

Homburg · Joshua und Heather Epstein spielten Benefizkonzert mit Beethoven-Stücken zugunsten der Psychosozialen Projekte Saarpfalz.

 Das Musiker-Ehepaar Heather und Joshua Epstein spielte Beethoven-Sonaten im Saalbau.

Das Musiker-Ehepaar Heather und Joshua Epstein spielte Beethoven-Sonaten im Saalbau.

Foto: Sebastian Dingler

Letzten Samstag erlebte der Saalbau das auf nicht absehbare Zeit letzte Konzert: Auf Einladung der „Projektgruppe Kinder und Jugendliche“ der Psycho­sozialen Projekte Saarpfalz (PSP) spielte das Ehepaar Heather und Joshua Epstein (wir berichteten kurz). Eigentlich war eine kleine Konzertreihe geplant – das zweite, das am 21. November stattfinden sollte, fällt nach dem Teil-Lockdown natürlich aus. Auf das dritte Konzert am 6. Dezember, geplant ist es in der Pro-Seniore-Residenz Hohenburg, hoffte PSP-Sprecherin Rita Maoz noch in ihrer kurzen Ansprache. Sie entschuldigte dabei auch den Schirmherrn der Reihe, Bürgermeister Michael Forster. Dieser habe sein Grußwort abgesagt, weil es in diesen Zeiten als falsches Signal hätte verstanden werden können.

Die Einnahmen der Reihe sollen psychisch erkrankten oder beeinträchtigen Kindern und Jugendlichen zugute kommen. Heather und Joshua Epstein hatten spontan dafür zugesagt. Passend zum Beethoven-Jahr wollten sie an den drei Abenden zehn Sonaten für Klavier und Geige des klassischen Komponisten vortragen. Am Samstag kamen zumindest schon mal Nummer vier, neun und zehn zu Gehör. Der 79-jährige Joshua Epstein ist seit 1978 Professor für Violine an der Saarbrücker Musikhochschule, seine Frau unterrichtet dort Klavier-Studenten. Er selbst hatte die Idee zu den Benefizkonzerten, dazu kam, dass er mit Maoz’ Mann Dani seit 40 Jahren befreundet ist.

Im Saalbau, dem größten Konzertraum der Reihe, wollten die beiden auch die „größten“ Sonaten spielen: Als Erstes erklang Beethovens Violinsonate Nummer 4 von 1801, die noch stark von der Wiener Klassik geprägt ist. Manchmal verspielt, als könnte sie noch von Mozart sein, manchmal schon mit der Dramatik Beethovens versehen, stürzte die Komposition die knapp 50 Zuhörer in ein Wechselbad der Gefühle. Als Nächstes folgte die zehnte Violinsonate, die elf Jahre später entstanden ist und bereits Anklänge an die Romantik enthält. Nach dem ersten Satz im Walzertakt folgte das ruhig-besinnliche Adagio, das ohne Pause ins Scherzo überging, welches der Geige die allerhöchsten Töne abverlangte. Im letzten Satz zeigten die beiden Musiker höchste Virtuosität beim Meistern schneller Passagen.

Joshua Epstein sagte hinterher, dass dies seine Lieblingssonate von Beethoven sei. Sie sei so introspektiv und verträumt und besitze dennoch ein brillantes Ende. Er bewundere die Violinsonaten sehr: Jede sei zwar typisch Beethoven und trotzdem völlig verschieden von den anderen.

Nach der Pause folgte die Violinsonate Nummer 9, die allgemein auch unter dem Namen Kreutzersonate bekannt ist. Dabei hat sie der französische Geigenvirtuose Rodolphe Kreutzer, dem sie gewidmet war, nie gespielt, mehr noch, sie für unspielbar erklärt.

Das Gegenteil bewiesen die Epsteins mit ihrem furiosen Ritt durch Dur und Moll, mit den rasanten Unisono-Passagen oder den genauen Tempowechseln. „Das ist eine Bombe“, kommentierte Joshua Epstein dann auch, der sich nach dem anstrengenden Konzert erstmal setzen musste. Für ihre tadellose Darbietung ernteten die Epsteins langen Applaus.

Auf die Hygiene und die Abstände war übrigens sehr großer Wert gelegt worden. Die Sitzreihen standen weit auseinander, mindestens drei Plätze blieben frei zwischen den Gästen. Da fiel es schwer sich vorzustellen, dass bei solchen Konzerten – selbstverständlich mit einer überschaubaren Anzahl von Zuhörern im großen Saalbau – ein Infektionsrisiko droht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort