Informationen über das Leben an der Grenze

Homburg/Reinheim. "Riwwer unn niwwer" heißt ein Hörbuch, das im Maison Jean Schaub im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim vorgestellt wurde. Zeitzeugen der dies- und jenseits in den Köpfen der Menschen schon lange nicht mehr existierenden Grenze kommen darin zu Wort. "Initialzündung war im Jahr 2004, als der 50

 Gruppenbild mit (von links): Maire von Bliesbruck Jean-Luc Lutz, Bürgermeister Lothar Kruft, Jakob Jung, Josef Oswald, Georg Rauch, Bernhard Becker, Margot Uth, Alfred Ochs, Ortsvorsteher Jürgen Wack und Hugo Schiel. Foto: Degott

Gruppenbild mit (von links): Maire von Bliesbruck Jean-Luc Lutz, Bürgermeister Lothar Kruft, Jakob Jung, Josef Oswald, Georg Rauch, Bernhard Becker, Margot Uth, Alfred Ochs, Ortsvorsteher Jürgen Wack und Hugo Schiel. Foto: Degott

Homburg/Reinheim. "Riwwer unn niwwer" heißt ein Hörbuch, das im Maison Jean Schaub im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim vorgestellt wurde. Zeitzeugen der dies- und jenseits in den Köpfen der Menschen schon lange nicht mehr existierenden Grenze kommen darin zu Wort. "Initialzündung war im Jahr 2004, als der 50. Jahrestag der Freilegung des Fürstinnengrabes gefeiert wurde und diejenigen berichteten, die damals hautnah dabei waren," bemerkte die Projektleiterin des Kulturparks, Brigitta Faralisch. Es folgten erste Kontakte und danach interessante Gespräche, ergänzte Bernhard Becker, Heimatpfleger des Saarpfalz-Kreises. Er bezeichnete den Titel des Tonträgers als ein Zeichen der Verbundenheit der Menschen beider Orte. Es sei bewundernswert, dass die Bevölkerung trotz aller Widrigkeiten, die eine Staatsgrenze mit sich führte, so eng miteinander verbunden waren, miteinander sprachen und verkehrten. In der Entstehung der CD, deren Cover die Kirchen von Bliesbruck und Reinheim, aufgenommen von Victor Burgund und Martin Baus, schmücken, folgten interessante Gespräche mit Bewohnern beider Grenzdörfer, die Becker selbst führte. Danach versuchte man die Erlebnisse in einen geschichtlichen Kontext der verschiedenen Zeitepochen mit deutsch-französischem Krieg (1870/71) bis zur Nachkriegszeit zu stellen. Alles ist ergänzt um lokale Ereignisse in den Dörfern. Nach den Interviews, der Verschriftung der Tondokumente und der Suche nach Schnittmengen, wurde neben dem Begleit- auch ein Moderationstext gesucht. In der Endfassung wird er vom bekannten SR-Moderator Wolfgang Dorn gesprochen. Alles zusammen verschmolz im Hasseler 3w-records-Tonstudio der Geschwister Charlotte und Jürgen Wendling zu einer CD, die als Dokument der Geschichte zum Preis von 12,50 Euro sowohl im Kulturpark als auch beim Kulturamt der Gemeinde Gersheim zu kaufen ist. Während der Vorstellungsveranstaltung berichtete Alfred Ochs davon, dass er oft mit dem Zug von Reinheim nach Saargemünd gefahren sei und dass dabei oft gesungen wurde. Jakob Jung hatte die Mitteilung, dass sein Patenonkel ohne schriftliche Dokumentation vom "Levi" in Bliesbruck einen Kredit bewilligt bekam. Für Josef Oswald war die Zeit der Evakuierung (1939/40) in Thüringen erzählenswert. Georg Rauch und Hugo Schiel berichteten von den Erlebnissen während der spannenden Tage des Fürstinnengrab-Fundes. Margot Uth hat heute noch gut in Erinnerung, dass nach der Freilegung des Grabes noch die Umrisse des Körpers der Fürstin im Sandboden zu sehen gewesen seien. Reinheims Ortsvorsteher Jürgen Wack betonte, für die Menschen seiner Generation habe es die Grenze nicht mehr richtig gegeben. Er plädierte dafür, dass man im Grenzraum die Sprache des Nachbarn lernen sollten. "Jetzt war der richtige Moment für eine solche CD", dankte Bliesbrucks Maire Jean-Luc Lutz den Initiatoren. Bürgermeister Lothar Kruft (Gersheim), der die kleine Feier eröffnete, zeigte abschließend auf, dass das vorgestellte Zeitdokument auch Beleg dafür sei, dass die Bevölkerung an der Grenze in den vergangenen drei Generationen vier Staatsangehörigkeiten hatte. ott

Auf einen BlickCD "Riwwer unn niwwer" - Grenzgeschichte(n) aus Reinheim und Bliesbruck. Inhalt: Emol fransesisch, emol deitsch - Du schwarzer Franzos - Ma hat s gewusst - Vasteckt offem Berch - War e Synagog gewän - Kän Ziechel mä uffem Dach - Unn es Dorf hat gebrennt - Unn doch sinn ma niwwer - Man hat sie weggeschmissen - Do isch was, das isch e Grab - Ich liebe den Hommerich - Sinn nimä diesselwe - Zum Abschluss danken wir. Die CD kostet 12,50 Euro. ott

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