"Ich bin Alkoholiker"

Homburg. "Hallo, mein Name ist Josef und ich bin Alkoholiker." So beginnt der alte Herr am Mikrofon seinen Vortrag. "Hallo Josef", kommt es von vielen der rund 40 Zuhörern zurück, die am gestrigen Mittwoch im Siebenpfeifferhaus in Homburg zu Gast waren. Dann erzählt der über Achtzigjährige von seiner Alkoholsucht

Homburg. "Hallo, mein Name ist Josef und ich bin Alkoholiker." So beginnt der alte Herr am Mikrofon seinen Vortrag. "Hallo Josef", kommt es von vielen der rund 40 Zuhörern zurück, die am gestrigen Mittwoch im Siebenpfeifferhaus in Homburg zu Gast waren. Dann erzählt der über Achtzigjährige von seiner Alkoholsucht. Wie viele anderen mit dieser Krankheit, war er mehrfach in Kliniken. Als Alkoholiker wollte er sich lange nicht bezeichnen. "Das waren in meinen Augen Menschen, die auf der Straße leben, Penner, denen die Flaschen aus den Manteltaschen schauen, aber ich doch nicht", erzählt er. Nach einem erneuten Klinikaufenthalt in den siebziger Jahren hörte er plötzlich in seinem Büro eine Sendung, in der ein Mensch am Mikro sich genauso vorstellte, wie Josef zu Beginn seiner Rede "Hallo, mein Name ist und ich bin Alkoholiker." Dann habe die Person ihre Lebensgeschichte erzählt, die seine eigene hätte sein können. Das sei für ihn eine Schlüsselerfahrung gewesen, sagt er. In der Sendung erfuhr er, dass es die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker (AA) gibt. Diese Erfahrung hat ihn bewegt. Seither geht er zwei Mal die Woche zu den Gruppentreffen der AA, den so genannten Meetings - und ist seit 37 Jahren trocken. Nach Josef sprechen zwei weitere Männer. Zusammen stehen drei Generationen auf dem Podium. Jeder hat seine eigene Krankheitsgeschichte, doch mit ihren Ängsten, Problemen und Hoffnungen bilden sie eine Gemeinschaft, die offen ihre Sucht anspricht. Um auf den Alkoholismus aufmerksam zu machen, haben die AA in Deutschland eine bundesweite Aktionswoche organisiert. Neben Aufklärungsarbeit kann auf Veranstaltungen mit Betroffenen gesprochen werden. Experten sollen Wege aus der Sucht aufzeigen. Im Siebenpfeifferhaus war an diesem Tag die Chefärztin der Fachklinik Münchwies, Dr. Monika Vogelsang, zu Gast. Sie erzählte über die medizinischen Hintergründe der Alkoholsucht und über die Therapieansätze in ihrer Klinik. Und sie zeigte auf, welche biologischen Prozesse sich im Körper abspielen, die der Mensch nicht beeinflussen kann. Eine Therapie und Entgiftung seien die einzige Möglichkeit, die Krankheit zu überwinden. Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker können danach für ein Leben ohne Alkohol sehr wichtig sein, so Vogelsang. In Homburg soll demnächst eine Gruppe der AA gegründet werden. Anfragen und Bedarf gäbe es, man suche jetzt Räumlichkeiten für die Meetings, kündigt Alfons an, der nach den Grundsätzen der AA nur seinen Vornamen nennt. Die Anonymität spielt eine zentrale Rolle bei den Anonymen Alkoholikern. Die wird nach Außen, wie nach Innen gewahrt.Kontaktstelle der Anonymen Alkoholiker: Am Torhaus 25, Saarbrücken-Rußhütte, Tel. (06 81) 1 92 95

HintergrundDie Anonymen Alkoholiker (AA) wurden 1935 zwischen dem stark alkoholabhängigen Chirurgen Bob S. (55) und dem Börsenmakler Bill W. (39) in Ohio (USA) gegründet. Heute gibt es in 180 Ländern rund zwei Millionen Mitglieder. 1953 kam die AA mit den amerikanischen Soldaten nach Deutschland. Im Saarland gibt es die AA seit 42 Jahren. Aktuell gibt es 38 Gruppen und etwa 500 Mitglieder. In der Region gibt es AA-Gruppen in St. Ingbert, Neunkirchen und Zweibrücken. Eine weitere in Homburg ist im Aufbau. fab

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