Zwei Drittel der Plätze blieben leer

Homburg. Ein rotes Zirkuszelt, möbliert mit dunklen Holzkisten, viel Pantomime, die teilweise an Zirkusdressur erinnert, eine junge Truppe, die sich mit wenigen Requisiten, meist nur mit Hilfe ihrer Mimik in mehr als 50 Rollen verwandelt, satirisch überzeichnete Typen

Homburg. Ein rotes Zirkuszelt, möbliert mit dunklen Holzkisten, viel Pantomime, die teilweise an Zirkusdressur erinnert, eine junge Truppe, die sich mit wenigen Requisiten, meist nur mit Hilfe ihrer Mimik in mehr als 50 Rollen verwandelt, satirisch überzeichnete Typen. Können so "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" aussehen? Wir kennen doch alle noch den verschmitzten Heinz Rühmann oder den augenzwinkernden Fritz Muliar in der Rolle, doch diese beiden "hatten leider keine Zeit", wie vor Beginn der Vorstellung bekannt gegeben wurde. Überhaupt lehnt sich die Bühnenfassung von Stanislav Mosa wohl mehr an den Roman von Jaroslav Hasek an, als das die sattsam bekannten Verfilmungen taten.Satire ist also angesagt anstatt Schmunzeln, wenn der "behördlich bestätigte Idiot" Schwejk, von Hause aus Hundehändler, durch die Ermordung des österreichischen Thronfolgers und den anschließenden Ersten Weltkrieg in die Maschinerie der Behörden und des Militärs gerät. Dabei stehen Institutionen der k.u.k. (kaiserlichen und königlichen) Monarchie am Pranger: die Geheimpolizei, die jedes Wort verdreht, der ständig besoffene Feldgeistliche, der in Selbstmitleid zerfließt, das gesamte Militärsystem, in dem nur scheinbar Kameradschaft gepflegt wird, ansonsten aber jeder nach oben buckelt und nach unten tritt. "Melde gehorsamst" funkt Schwejk immer wieder mit scheinbarer Naivität dazwischen, ein einsamer Fels in dem lächerlichen Zirkus der angeblichen Autoritäten um ihn herum.

Bisweilen recht deftig und plakativ inszeniert war das ein ganz neues Erlebnis eines altbekannten Stoffs, das das Landestheater Dinkelsbühl dem Homburger Publikum bot. Was aber erschreckt, ist die geringe Resonanz an diesem Abend. Höchstens ein Drittel der Plätze im Homburger Saalbau waren zu Beginn der Vorführung besetzt. Nach der Pause dezimierte sich die Zahl der Zuschauer noch einmal um rund die Hälfte.

Da waren wohl diejenigen gegangen, die eher den Schmäh und das Augenzwinkern von Fritz Muliar oder Heinz Rühmann erwartet hatten. Die Abonnenten, die - von dieser Erwartung abgeschreckt - erst gar nicht gekommen waren, hätten die moderne Version vielleicht eher genossen.

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