Frauenkabarett im Saalbau Zeitkritik und Komik mit spitzer Zunge

Homburg · Das Frauenkabarett stand auf der Bühne, und der Homburger Saalbau tobte. Das Quintett hatte allerlei kabarettistische Nackenschläge im Gepäck.

 Das Homburger Frauenkabarett begeisterte erneut die Besucherinnen und Besucher im ausverkauften Kulturzentrum Saalbau.

Das Homburger Frauenkabarett begeisterte erneut die Besucherinnen und Besucher im ausverkauften Kulturzentrum Saalbau.

Foto: Cordula von Waldow

Mit stehenden Ovationen verabschiedeten mehr als 600 begeisterte Zuschauer im ausverkauften Saalbau am späten Samstagabend das Homburger Frauenkabarett von der Bühne. Über zwei Stunden lang hatte das wortgewandte und sangesfreudige Quintett sein Publikum bestens unterhalten und besonders mit seinem Wortwitz und seinen Wortspielereien, aber auch mit Zeitkritik, Theatralik und Komik in den herrlich gespielten Sketchen zum Lachen und zum Nachdenken gebracht.
Spitzfindig und scharfzüngig, nie jedoch verletzend, zogen Silke Müller, Gisela Walter, Heidi Hennen, Birgit Schöndorf und Ursula Pfeiffer-Anslinger mit ihrem aktuellen Stück „Neues aus dem Spätmittelalter“ vor allem die (Welt)-Politik, doch auch Geschichten aus dem Alltag sowie Männer und Frauen in allen Lebenslagen durch den Kakao.

Unter anderem hatten die fünf Kabarettistinnen gleich mehrere Udo-Jürgens-Evergreens satirisch umgetextet. Auf „Mercie, Serie“, erhielt der Altstar, verkörpert von Silke im Bademantel, Infos aus dem Universum. „Griechenland weint“ – statt „Griechischer Wein“ – spielte auf die finanzielle Tragödie des beliebten Urlaubslandes an. Donald Trump oder die Türkei, Angela Merkel oder die Korruption in allen Ländern wurden von den fünf Künstlerinnen humorvoll thematisiert, die Finger zielgenau in die jeweiligen Wunden gelegt. Herrlich ironisch der Auftritt von Frau „Waagerecht“, die von der gewieften „Boutiqueverkäuferin“ mit ihren eigenen feministischen Parolen gegen die Ausbeutung der Frauen geschlagen wird und mit einer Vielzahl an Kleidern auch gleich noch die unterbezahlte „Kleiderständerin“ erwirbt. Szenenapplaus und gellende Pfiffe belohnten den pfiffigen Generationen-Rap, in dem sich Seniorinnen und Jugendliche einen verbalen Schlagabtausch lieferten.

An zwei Beispielen erklärte das Homburger Frauenkabarett die 80 zu 20 Regel: Im Bad nur Dusche und keine Badewanne putzen, das Klo nur von innen und die Fenster von außen. Beim 80. Geburtstag von Tante Lisa Aperol ohne Spritz servieren, die Melone ohne Schinken anbieten und zugunsten des veganen Nudelsalats auf den Grumbeersalat verzichten. Weitere Themen waren etwa Klassentreffen, pfiffige Wortspiele rund um Wahl oder der Liebesbrief an den „Wabbel“. Der so gelobte kreative,
schützende, wärmende Speck habe sich dann in Wohlgefallen aufgelöst.
Mit einem Seufzer der Erleichterung quittierte nicht nur das Stamm­publikum des Frauenkabaretts das Bekenntnis der fünf Damen: „Wir würden auch gern einmal im Publikum sitzen und in der Pause Sekt trinken, doch dann würde uns etwas fehlen.“ „Was wären wir ohne euch und was wärt ihr ohne uns?“, fragten sie auf die Melodie von „Can‘t live without you“ und erhielten brausenden Applaus. Vehement forderten klatschende Hände und gellende Pfiffe eine Zugabe. Auch der Anfangssketch mit dem Dachdecker, dessen amouröses Verhalten von den beiden Nachbarinnen mit dem Fernglas ausgespäht wurde, fand in der Zugabe seine Fortsetzung.

Besonders begeistert war Claudia Brandstätt. Sie war mit ihrer Cousine und einer Freundin aus Frankreich angereist und erlebte das Frauenkabarett zum ersten Mal: „sehr amüsant und sehr intelligent“. „Das Wortspiel rund um den Mut ist auch thematisch hoch aktuell“, findet Josef Homberg. Der Rentner aus Kirkel engagiert sich in der Flüchtlingshilfe und hält Mut für dringend notwendig. Er sagte: „Die Provokation in den Texten können wir gut gebrauchen.“ Außerdem nötigen ihm das Engagement der fünf Frauen und ihre Vorstellung großen Respekt ab. „Die texten, kreieren und proben stundenlang und führen ihre Stücke auf – und zwar ehrenamtlich“, würdigte er die enorme Leistung. Dass sie damit Geld für die Homburger Tafel einspielen, wurde von vielen Besuchern gelobt und großzügig unterstützt. „Ich finde es super, deshalb bin ich da“, lachte Gilfe Kolb. Die Rentnerin aus Kirkel verfolgt das 1990 gegründete Frauenkabarett bereits seit vielen Jahren. Sie erklärte: „Es macht mir Spaß, gleichwohl ich den Ernst hinter vielen Themen sehe.“

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