Zauberformel für das Christkind

Homburg. Weihnachten - das Fest der Kinder! Wie gerne denke ich an meine Kindertage während der Weihnachtszeit zurück, die mit dem ersten Advent begann. Schon die Vorbereitungen in dieser Zeit bereiteten mir große Freude

Homburg. Weihnachten - das Fest der Kinder! Wie gerne denke ich an meine Kindertage während der Weihnachtszeit zurück, die mit dem ersten Advent begann. Schon die Vorbereitungen in dieser Zeit bereiteten mir große Freude. Am ersten Adventssamstag begab ich mich mit meinen älteren Schwestern in den nahe gelegenen Wald, und wir suchten Tannenzweige, die wir am Nachmittag zu einem Kranz wanden und mit roten Schleifen und roten Kerzen schmückten. Am darauf folgenden Sonntag, wenn die Familie beim Frühstück saß, wurde die erste Kerze entzündet, und am Abend pflegten wir die schönen alten Adventslieder zu singen. Dem 6. Dezember, dem Nikolaustag, fieberte ich ganz besonders entgegen. Und wie in jedem Jahr war ich immer fasziniert von der Tatsache, was dieser Knecht Ruprecht alles von meinen "Schandtaten" wusste. Dass dieser der ältere Sohn einer Nachbarsfamilie war, den mein Eltern jedes Jahr engagierten und der auch noch andere "unartige Kinder" in meiner Straße - der Karlsbergstraße - besuchte, hätte ich zur damaligen Zeit nie für möglich gehalten. Als ich den Kinderschuhen dann entwachsen war, bereitete es mir immer diebische Freude, diesen Nachbarjungen - er hieß Manfred - mit "Knecht Ruprecht" anzureden; er entgegnete: "Na, hast Du auch brav Deine Hausaufgaben gemacht?" Doch nun ging es weiter ans Schreiben des Wunschzettels. Meine Puppenküche stand immer an allererster Stelle. Nachdem ich den Wunschzettel dann für das Christkind auf dem Fenstersims hinterlegt hatte, war besonders auffällig, dass mein Vater sehr viel Zeit in seiner Werkstatt verbrachte und ich ihn niemals stören durfte. Auf die Frage, warum er so viel arbeiten müsse, entgegnete meine Mutter mit schöner Regelmäßigkeit: "Papa spricht mit dem Christkind". Wie sich dann später herausstellte, war dieser Satz die übliche "Zauberformel", durch die Kinder in jener Zeit besonders artig wurden, wollten sie doch, dass die Eltern dem Christkind nur Gutes berichten konnten. Auch meine Spiel- und Klassenkameraden von damals sahen das so, wenn sie sich während der Weihnachtszeit vor dem beliebten Spielwarengeschäft von Frau Heintz in der Karlsbergstraße die Nase platt drückten: Viele Spielwarengeschäfte gab es in den 50er Jahren im Homburg ja nicht, die Wünsche der Kinder der Nachkriegszeit waren bescheiden. So rückte dann allmählich der 24. Dezember näher. An diesem Tag das Wohnzimmer zu betreten, war strengstens untersagt, da die Vorbereitungen mit dem Christkind in vollem Gange waren. Die Zeit bis zur Bescherung durfte ich in einem kleineren Zimmer meines Elternhauses überbrücken. Hier stand der Fernsehapparat, und wie in jedem Jahr lief am Nachmittag des Heiligabend der Kinderfilm "Peterchens Mondfahrt"; natürlich in Schwarz-Weiß. Um 18 Uhr gab es dann das traditionelle Heiligabend-Essen, welches aus Kartoffelsalat und Würstchen bestand. Und dann, endlich: Glöckchen-Klingeln! Die Wohnzimmertür öffnete sich, der Tannenbaum erstrahlte, und ich hatte mal wieder das Christkind verpasst, das gerade, kurz bevor ich das Zimmer betrat, davon geflogen war. Allerdings nicht, ohne zuvor noch einige Geschenke unter den Baum zu legen. Den Abschluss des Abends bildete der gemeinsame Gang zur Christmette. Die Geschenke hielten sich - wie man so schön sagt - "im Rahmen". Um nichts in der Welt möchte ich die von meinem Vater gebastelte Puppenstube missen, ebenso wenig die von meiner Mutter und meiner Schwester genähten und gestrickten Puppenkleider. Beenden möchte ich diese Geschichte mit einem Spruch von Jean Paul: "Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können".

HintergrundWeihnachten ist ein besonderes Fest. Viele Erinnerungen hängen an der schönsten Zeit im Jahr - Kindheitserinnerungen, Weihnachten mit dem ersten Freund oder der ersten Freundin, Weihnachten in Südamerika oder aber auf der Almhütte. Ein besonderes Weihnachtsfest ist, wenn ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung geht, wenn man plötzlich von lange vermissten Verwandten wieder etwas hört oder wenn man den ersten Enkel auf dem Arm hat. Erzählen Sie uns doch davon, liebe Leser. Rufen Sie uns an, mailen Sie uns oder kommen Sie einfach vorbei. jiUnsere Anschrift lautet: Saarbrücker Zeitung, Redaktion Homburg, Saarbrücker Straße 13, 66424 Homburg; unsere E-Mailadresse: redhom@sz-sb.de; Telefon: (0 68 41) 9 34 88 50.

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