Aktion des Vereins Miteinander gegen Krebs Krebskranker Homburger sucht Spender

Homburg · Auch in Zeiten von Corona gibt es bei anderen Krankheiten keinen Stillstand. So ist ein Homburger Zahnarzt an Leukämie erkrankt und braucht eine Stammzellenspende. Der Verein Miteinander gegen Krebs hat eine große Aktion gestartet.

 Um auch in Coronazeiten Menschen typisieren zu können, kommen die entsprechenden „Sets“ mit den Wattestäbchen direkt nach Hause.

Um auch in Coronazeiten Menschen typisieren zu können, kommen die entsprechenden „Sets“ mit den Wattestäbchen direkt nach Hause.

Foto: DKMS/Bert Spangemacher

Am 24. Februar wurde Jochen Albrecht aus dem Leben geworfen. Plötzlich war nichts mehr so, wie es vorher war. Am Freitag, so erzählt er es selbst in einer Videobotschaft, habe er noch in seiner Zahnarztpraxis gearbeitet. „Am Rosenmontag erfuhr mein Leben eine Vollbremsung“, sagt er und man sieht ihm an, wie er um Fassung ringt. Drei Tage später nämlich erhielt er die erschütternde Diagnose: akute Leukämie. „So schnell kann es gehen“, fährt er fort und es zeige zudem: Auch wenn in Zeiten von Corona das Leben stillzustehen scheine, gebe es auch jetzt Krankheiten, die keinen Stillstand haben.

Der praktizierende Zahnarzt Jochen Albrecht aus Homburg ist eigentlich ein lebensfroher, aktiver Mann und zweifacher Vater. Nun sei er auf eine Stammszellenspende angewiesen. Und hier muss erst einmal ein passender Spender gefunden werden, ein genetischer Zwilling, wie er selbst sagt.

Gemeinsam mit dem Homburger Verein „Miteinander gegen Krebs“, der vielen beispielsweise durch seinen großen Spendenlauf und die Infoabende mit Experten ein Begriff ist, versuchen seine Freunde nun eine große Typisierungsaktion zu starten, da unter den Angehörigen kein passender Spender für ihn gefunden worden sei. Da dies in der Corona-Krise nicht an einem bestimmten Ort ablaufen kann, an dem viele Menschen zusammenkommen, hat der Verein zusammen mit der DKMS, einer international aufgestellten gemeinnützige Organisation, eine große Online-Registrierungsaktion gestartet, sodass dafür niemand das Haus verlassen muss.

Der Verein Miteinander gegen Krebs erläutert die Details: Die Registrierung sei für die Menschen kostenlos. Online registrieren lassen könne man sich über die Vereinsseite www.miteinander-gegen-krebs.de oder direkt über www.dkms.de/jochenalbrecht. Dann bekomme man ein „Kit“ nach Hause gesendet – dieses müsse dann nach Anleitung ausgeführt und wieder an die DKMS zurückgeschickt werden.

In der aktuellen Situation dürfe man nicht vergessen, dass auch andere Krankheiten weiterhin existieren und das Leben von Menschen, wie in diesem Fall von Jochen Albrecht von heute auf morgen schlagartig verändern können, macht der Verein klar: Deshalb ruft er dazu auf, sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen. So werde die Chance erhöht, einen passenden Spender zu finden. Auch Jochen Albrecht bittet in seiner Videobotschaft: „Helft nicht nur mir, sondern allen, die daran erkrankt sind.“

Und das sind nach Angaben der DKMS etliche: Alle 15 Minuten erkranke in Deutschland ein Mensch an Blutkrebs, ein Sammelbegriff für eine Reihe schwerwiegender Erkrankungen des blutbildenden Systems. Ohne medizinische Behandlung führe Blutkrebs zum Tod. Chemotherapie sei die häufigste Form der Therapie, jedoch könne Blutkrebs nicht immer allein dadurch überwunden werden. Eine Stammzelltransplantation sei für viele Patienten die letzte oder einzige Chance auf Leben. Es kommt aber sehr selten vor, dass zwei Menschen nahezu identische Gewebemerkmale haben. Nur für rund ein Drittel der Blutkrebs-Patienten könne daher ein geeigneter Spender innerhalb der eigenen Familie gefunden werden. Komme aus der Familie niemand in Frage, werde ein Fremdspender gesucht. Hier greift man dann auf Menschen zurück, die ihre Gewebemerkmale bestimmen ließen und weltweit als potenzielle Stammzellspender für Patienten zur Verfügung stünden. Laut DKMS bleibt jedoch für jeden zehnten Patienten die Suche nach einem passenden Fremdspender erfolglos.

Grundsätzlich könne sich jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren als potenzieller Spender bei der DKMS registrieren lassen. Zunächst müssen dafür die Gewebemerkmale des Spenders in einem Fachlabor bestimmt werden. Hierfür wird ein Wangenschleimhautabstrich benötigt. Die Bestimmung der Gewebemerkmale sei aufwendig, und es dauere einige Wochen, bis die Ergebnisse vorliegen. Diese Daten werden anschließend „in pseudonymisierter Form im Zentralen Knochenmarkspender-Register in Ulm (ZKRD) gespeichert und stehen weltweit für Patientenanfragen zur Verfügung“, so die Angaben.

Sollten die Gewebemerkmale des potenziellen Spenders tatsächlich mit denen eines Patienten übereinstimmen, dann würden nach Rücksprache mit dem Spender weitergehende Untersuchungsschritte eingeleitet, führt die DKMS dazu aus. Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich Stammzellen zu spenden, betrage etwa ein Prozent.

Wer sich registrieren lassen möchte, der findet Informationen und den Zugang über die Internetseite des Vereins Miteinander gegen Krebs.

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