Wunschtafel wird rege genutzt

Homburg · Noch bis zum Sonntag kann man auf einer großen Tafel auf dem Historischen Marktplatz seinen letzten Wunsch äußern. Mit dieser Aktion, die von den Homburger Bürgern rege genutzt wird, soll an die Endlichkeit des Lebens erinnert werden.

 Auch eine Schulklasse verweilte gestern vor der Tafel und formulierte ihre Wünsche. Während Kinder oft Tiere erwähnen, möchten Erwachsene gerne reisen oder sich versöhnen. Foto: Thorsten Wolf

Auch eine Schulklasse verweilte gestern vor der Tafel und formulierte ihre Wünsche. Während Kinder oft Tiere erwähnen, möchten Erwachsene gerne reisen oder sich versöhnen. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

. Was möchte ich noch tun, bevor ich sterbe? Ist mein Leben denn wirklich endlich, dass ich mir über letzte Wünsche Gedanken machen muss? Um über diese Endlichkeit einen Denkanstoß zu geben, hat die evangelische Kirchengemeinde in Homburg eine ungewöhnliche Aktion gestartet: Am Historischen Marktplatz steht noch bis zum 16. November eine große Schiefertafel, auf der die Passanten einen Satz ergänzen können: "Bevor ich sterbe, möchte ich…".

Die Tafeln werden jeden Tag gereinigt - und zuvor noch abfotografiert, so dass die Anmerkungen des jeweiligen Tages nicht verloren gehen. Gestern Morgen präsentierte sich die große Tafel dicht beschrieben. Denn viele Kinder, die am Vorabend beim Homburger Martinsumzug teilgenommen hatten, hatten sich mit ihren Wünschen verewigt.

Ganz vorne in der Liste der beliebtesten Wünsche: Mit dem Pferd reiten und Tiere retten. So manch anderer Wunsch gestaltet sich weniger kindlich-ernsthaft, sondern nutzte den Raum für eher jugendlichen Unsinn: der eine wollte seine Hannah, die andere ihren Sascha. Doch auch sehr emotionale Wünsche waren gestern zu finden: "Bevor ist sterbe, möchte ich, dass sich meine Tochter wieder mit mir versöhnt." Ein anderer Wunsch: "Meine drei Söhne nochmal sehen."

Die volle Tafel und vielleicht auch eine gewisse Scheu hinderte gestern mit Sicherheit den einen oder anderen, sich selbst seinem letzten Wunsch zu stellen. Doch lesen wollten viele. Schulklassen auf dem Weg von hier nach dort machten kurz halt - zu kurz allerdings, um alle freien Plätze noch zu füllen.

Und dann war da doch eine Dame mit einem entschlossenen Gang zur Tafel, allerdings zuerst nur um des Lesens willen "Später, wenn die Tafel gewischt ist, werde ich auch meinen Wunsch niederschreiben." Ihren Namen wollte sie nicht nennen, aber immerhin ihren Wunsch: "Mit meinem Mann noch einmal nach Amerika."

Die Idee zu dieser Aktion geht auf die amerikanische Künstlerin Candy Chang zurück - es sei eine unaufdringliche Art, daran zu erinnern, dass unser Leben irgendwann zu Ende gehe, betonte Dekan Fritz Höhn.

In dieser Woche gibt es noch einige Termine im Begleitprogramm zur Tafel-Aktion: Heute Abend, 13. November, findet in der prot. Stadtkirche ein (kostenloser) Filmabend statt: "Das Beste kommt zum Schluss" mit Jack Nicholson und Morgan Freeman , die sich in ihren Rollen angesichts ihres nahen Todes noch ihre letzten verrückten Wünsche erfüllen.

Am Sonntag, 16. November, gestalten Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums und der prot. Jugendzentrale um 10 Uhr den Gottestdienst in der protestantischen Stadtkirche und gehen dabei besonders auf die Anmerkungen ein, die im Laufe der elf Tage auf den Tafeln angebracht worden sind.

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