Brief aus Afrika Willkommen in einer anderen Welt

Dakar. · Mitte September hat Zoe Roos aus Bexbach ihren Freiwilligendienst im Senegal angetreten. Sie verbringt ein Jahr in Dakar und arbeitet dort in einem Kindergarten. Hier schildert sie die ersten Eindrücke von ihrer Ankunft:

 Ein Ausflug ans Meer – hier ein Foto von einem früheren Afrika-Aufenthalt Zoes, an dem es kälter war als jetzt  – ist immer ein besonderer Höhepunkt.

Ein Ausflug ans Meer – hier ein Foto von einem früheren Afrika-Aufenthalt Zoes, an dem es kälter war als jetzt  – ist immer ein besonderer Höhepunkt.

Foto: Zoe Roos

„Meine Ankunft am Flughafen in Dakar war bereits spektakulär, da ich völlig überfordert mit den Menschenmassen war. Eine riesige Menge strömte unkoordiniert durcheinander in Richtung Passkontrolle (hier lernte ich schnell, dass eine Reihenfolge im Senegal wohl nicht existiert, jeder drängelte sich vor) Als ich nach langer Wartezeit drankam, war die Prozedur innerhalb weniger Minuten vorüber und meine ganze Angst nicht eingelassen zu werden, völlig unbegründet. Ich zeigte meinen Reisepass, machte meinen Fingerabdruck und nannte meine Aufenthaltsadresse und wurde schon durchgewunken.

Die nächste Hürde war dann jedoch die Kofferentgegennahme. Auch hier war wieder größte Geduld gefragt. Nach einer Stunde endlosen Wartens und diversen Vorstellungen, was wohl in der Zwischenzeit alles mit meinen Koffern passiert sein könnte, kamen sie endlich nacheinander an, und ich machte mich auf den Weg zum Ausgang. Hierbei muss ich erwähnen, dass ich diesen nur fand, indem ich den Massen folgte, ich konnte nirgends ein Erkennungszeichen ausmachen.

Draußen war die Hitze drückend. Der Weg, der durch Metallgitter abgesperrt war, hätte in Deutschland höchstens als vorübergehende Baustellenumgehung gezählt. Nichtsdestotrotz warteten auch hier unzählige Senegalesen auf die Ankömmlinge und ich hoffte innständig, dass mich meine Gastmutter erkennen würde.

Am Ende des Ganges angekommen, wurde ich sofort von Taxifahrern angesprochen, ich konnte mich nur schwer erwehren. Letzten Endes hat mir jedoch ihre fast schon aufdringliche Art geholfen, meine Gastmutter ausfindig zu machen. Sie hatte mich nämlich leider nicht erkannt (ich hatte anders als ausgemacht wegen der Hitze meinen grünen Schal nicht auf dem Kopf, sondern locker um den Hals getragen), so warteten wir eine Stunde – allerdings an verschiedenen Stellen. Ich konnte sie mit Hilfe des Handys eines Taxifahrers (meines hatte keinen Empfang, bis heute nicht) anrufen und so fanden wir uns schließlich doch noch.

Die ersten Tage waren für mich eine ganz neue Erfahrung, denn auch hier ließ die Hitze nicht nach. Außerdem hatte ich auch Besuch von einer Maus sowie von Massen an Kakerlaken (vor allem im Bad). Obwohl die Familie mir hilfsbereit einen Ventilator ins Zimmer gestellt hatte, kam er doch nicht gegen die unglaubliche Hitze an. Mittlerweile,  nach zwei Wochen gewöhne ich mich an die Temperaturen, bin aber dennoch müder und antriebsärmer als zu Hause.

Der Alltag hier war bisher eher langweilig, da die Schule noch nicht angefangen hat und somit auch nicht der Kindergarten, in dem ich arbeiten werde. Ich verbringe viel Zeit in meinem Zimmer vor dem Ventilator oder auch mit meinen „Familienmitgliedern“ hier.

Dank des Kontakts durch meine Tante und ihre Arbeitskollegen habe ich auch eine Familie hier im Nachbarvorort treffen können. Ich konnte endlich mal im Meer schwimmen und werde wohl auch in Zukunft öfter mit dem Jüngsten (23) joggen gehen. Eine willkommene Abwechslung, da die Familie einige Kilometer entfernt wohnt und ich somit auch mal rauskomme. Am Wochenende haben wir hier ein riesiges Fest gefeiert, (das muslimische Jahr geht zu Ende, das neue beginnt), die ganze Familie hat den ganzen Tag geputzt und gekocht, am Abend wurde dann richtig groß und lecker gegessen (mein Lieblingsgericht Couscous mit Fleisch und anschließend auch noch mit Milch) – sehr lecker, da es sich um eine Art Vollkorn-Couscous handelt, den es in Deutschland so nicht gibt, man kann es sich aber so ähnlich wie eine Mischung aus Grieß, Bulgur und dem uns bekannten Couscous vorstellen.

Es ist ein bisschen so, als wäre ich Teil einer Großfamilie, was ich sehr genieße. Es sind zwar „nur“ vier Kinder zur Zeit im Haus, allerdings auch noch die Köchin, meine Zimmernachbarin und Sekretärin des Familienvaters, Mutter und Vater. Aber jeden Tag kommt jemand vorbei. Zurzeit ist vor allem der Fliesenleger zugange, da der Hof und auch der Kindergarten renoviert werden. Alles in allem würde ich sagen, kann ich es hier ein Jahr gut aushalten...“

 Bei den Renovierungsarbeiten in der senegalesischen Schule.

Bei den Renovierungsarbeiten in der senegalesischen Schule.

Foto: Zoe Roos
 Der künstlerisch gestaltete Hof des Kindergartens.

Der künstlerisch gestaltete Hof des Kindergartens.

Foto: Zoe Roos

In unserer Serie „Brief aus Afrika“ berichtet Zoe in loser Folge über ihre Zeit im Senegal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort