Wie richtiger Stress sich aufs Herz auswirkt

Homburg · „Herz unter Stress“: Unter diesem Titel stehen diesmal die Herzwochen. Ein Schwerpunkt wird in diesem Jahr auf die Information über Risikokrankheiten gelegt wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen.

 Professor Michael Böhm, Leiter der inneren Medizin III am Universitätsklinikum in Homburg, ordnete das Thema „Herz unter Stress“ grundsätzlich ein. Foto: Thorsten Wolf

Professor Michael Böhm, Leiter der inneren Medizin III am Universitätsklinikum in Homburg, ordnete das Thema „Herz unter Stress“ grundsätzlich ein. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Im ganzen November laufen bundesweit die so genannten Herzwochen. Regional unterschiedlich terminiert stehen dabei 2016 unter dem Titel "Herz unter Stress " die "Risikokrankheiten im Mittelpunkt der Aufklärung; denn Bluthochdruck , Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen zählen zu den wichtigsten, beeinflussbaren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die leider viel zu häufig unterschätzt werden. Aber auch der Stress im Sinne von psychosozialen Belastungen wird wegen seiner wachsenden Bedeutung als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten thematisiert", so die Deutsche Herzstiftung als Träger der Herzwochen.

In Homburg ging es diese Woche um das "Herz unter Stress ", am Montag stand dabei das wie in jedem Jahr stark nachgefragte Herzseminar der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum des Saarlandes für den Auftakt. Klinik-Leiter Professor Michael Böhm und sein Team hatten in den großen Sitzungssaal des Homburger Forums eingeladen - um mit zahlreichen Vorträgen den umfangreichen Themenkomplex von vielen Seiten aus zu beleuchten: "Bluthochdruck und neue Therapieformen", "Welche Auswirkungen haben Ernährungsänderungen und Medikamente auf Fettstoffwechselstörungen", "Wie wirkt sich Stress auf die Gesundheit" und auch "Herzrhythmusstörungen: Wenn das Herz aus dem Takt kommt" wurden im Einzelnen thematisiert.

Allem voran stellte Professor Michael Böhm ein paar grundsätzliche Einordnungen. "Die erste Frage ist: Ist Stress wirklich ein Risikofaktor und ist Stress wirklich bedeutsam? Stress ist normalerweise etwas, was im Kopf entsteht - mit einer entsprechenden Reaktion." So sei es belegt, dass bestimmte Formen von Stress mit Herzinfarkten assoziiert seien. "Das ist dann richtiger Stress , das sind Schicksalsschläge, das sind Scheidungen, Verlust des Partners oder auch wirtschaftliche Not." Alles andere, erläuterte der Klinikleiter, was man als Stress empfinde, habe Auswirkungen auf das Herz-Kreis-System, so Gefühle der Bedrängung. "Das was wirklich krank macht, das ist dann eine Erhöhung des Blutdrucks, das sind veränderte Lebensbedingungen. Man fängt mit ,Frust-Fressen' an, man isst nur noch dann, wenn man Zeit hat." Auch echte Depressionen machten Stress - mit einer Spiralwirkung, denn: Eine daraus resultierende, schwere Krankheit mache wiederum depressiv, "das ist eine sehr schwierige Situation". Zudem sinke die geistige Leistungsfähigkeit.

Doch reagiere das Herz generell, gleich, ob der Anlass gut oder schlecht sei, Stichworte: Positiver und negativer Stress . Hier machte Böhm klar, dass auch durch schöne Ereignisse ausgelöste Belastungen im Extremfall Folgen haben können. Hier nannte er eine Untersuchung im Großraum München während der Zeit der Fußball-WM 2006. So hätte sich die Zahl der Herztode gerade bei knappen deutschen Siegen signifikant gesteigert. "Das kommt in der Tat vom Kopf." So gehe es beim diesjährigen Herzseminar darum, "diese schwierige Beziehung zwischen Stress , Kreislauferkrankungen und Kreislaufreaktionen zu erläutern - um zu zeigen, was wichtig ist!"

Zum Thema:

Auf einen Blick Die Deutsche Herzstiftung wurde als Patientenorganisation 1979 gegründet und hat heute mehr als 95 000 Mitglieder (einschließlich 1700 Eltern herzkranker Kinder). Zu den Hauptaufgaben der Deutschen Herzstiftung gehört es, Patienten in unabhängiger Weise über Herzkrankheiten aufzuklären: Welche Therapien sind sinnvoll und welche Behandlungsmethoden können heute nicht mehr empfohlen werden. thw

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