Wie Lyrik beim Gedächtnistraining hilft

Homburg. Die Szene wirkt auf den ersten Blick etwas seltsam: Mit einem kleinen Gedichtband in der Hand steht Patricia Hans, Fachbereichsleiterin Altenbildung der Volkshochschule, auf dem Flur des Seniorenheimes Hohenburg

 Patricia Hans, die Fachbereichsleiterin Altenbildung der Volkshochschule, geht, wie hier beim Training der Merkfähigkeit ihrer Kursteilnehmer mit Hilfe einer Gedichtlesung, sehr genau auf die Anforderungen der ihr anvertrauten Senioren ein. Fotos: Thorsten Wolf

Patricia Hans, die Fachbereichsleiterin Altenbildung der Volkshochschule, geht, wie hier beim Training der Merkfähigkeit ihrer Kursteilnehmer mit Hilfe einer Gedichtlesung, sehr genau auf die Anforderungen der ihr anvertrauten Senioren ein. Fotos: Thorsten Wolf

 Sich etwas merken und es dann niederschreiben, gehört zu den Trainingsaufgaben.

Sich etwas merken und es dann niederschreiben, gehört zu den Trainingsaufgaben.

Homburg. Die Szene wirkt auf den ersten Blick etwas seltsam: Mit einem kleinen Gedichtband in der Hand steht Patricia Hans, Fachbereichsleiterin Altenbildung der Volkshochschule, auf dem Flur des Seniorenheimes Hohenburg. In einer Endlosschleife liest sie minutenlang immer wieder dieselben Textzeilen vor, während aus dem Schulungsraum der Akademie für Ältere immer wieder Kursusteilnehmer an ihr vorbeilaufen, sich Zeilen merken, in den Schulungsraum zurückgehen und dort das Gemerkte in kleinen Gruppen gemeinsam niederschreiben. Das Ziel der Übung: die Merkfähigkeit stärken. Das erhoffte Ergebnis: das aus dem Gemerkten korrekt niedergeschriebene Gedicht von Wilhelm Busch. Die kleine Prozession rund um die Busch'sche Lyrik gehört zum Angebot "Gedächtnistraining", ein Teil der Kurse des Sommersemesters der Akademie für Ältere. Dieses Angebot, bei dem es auch möglich ist, Fremdsprachen zu erlernen, Literatur zu erleben, sich in so genannten Erzählcafés über die Vergangenheit in Homburg auszutauschen oder auch Tai Chi zu praktizieren, gehört zu den inzwischen zahlreichen Offerten, die Homburg mit Hilfe ganz unterschiedlicher Träger zum Wohle und zur Förderung der älteren Mitbürger auf die Beine gestellt hat. Damit legt die Stadt auch einiges an Gewicht in die Waagschale der Senioren als Äquivalent zu den Anstrengungen rund um die Jugendförderung. Die Akademie für Ältere gehört in diesem Kreis der Angebote zu den Bildungseinrichtungen. Patricia Hans, die nicht nur das Gedächtnistraining leitet, sondern auch für Sprachkurse und autogenes Training verantwortlich zeichnet, hat für ihren montäglichen Gedächtnistrainings-Parcours auch an diesem Tag einiges im Gepäck. Nach dem Ausflug in die Literatur sollen die Teilnehmer des Nachmittags "blind" in einer umhergereichten Tüte Dinge ertasten. Was ans Tageslicht kommt - Kartoffeln, Zahnbürsten, Flaschenöffner, Frühstücksei, Schminkpinsel und einiges mehr - wird hinterher Bestandteil einer fiktiven Geschichte, mit der sich die Kursteilnehmer die insgesamt zwölf Utensilien des täglichen Lebens merken sollen. Auch mit dieser Technik will Hans die mentale Leistungsfähigkeit ihrer älteren "Schüler" stärken. "Es ist mittlerweile hinlänglich bekannt, dass das Gehirn sich ebenso wie ein Muskel verhält, der nicht trainiert wird. Er 'erschlafft'." Dem will Patricia Hans mit ihrem wohldosierten und engagiert präsentierten Programm entgegenwirken. "Beim Gedächtnistraining werden Wahrnehmung, Verarbeitung und Speicherung von Informationen im Gedächtnis und die Wiedergabe des Gelernten in spielerischer Form und ohne Stress geübt." Auf diese Weise würden, so Hans, die wichtigsten Hirnfunktionen wie Konzentration, Merkfähigkeit, Formulierung und Reproduktion trainiert. "Wir schließen in diesem Training alle Sinne ein." Und Patricia Hans vergleicht das Training des Geistes mit dem nicht minder wichtigen Training des Körpers. "Alle Hirnfunktionen sind miteinander verknüpft, und nur durch ständiges Üben werden sie fit gehalten. Deshalb ist Gedächtnistraining ebenso wichtig wie Bewegungstraining. "Wer rastet, der rostet." Angebote wie die der Akademie für Ältere tragen einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung Rechnung, die auch vor Homburg nicht Halt macht: Die Menschen werden immer älter und es gibt immer mehr ältere Menschen. Mit gezielten Maßnahmen zur Integration von Senioren, deren Stärkung in einem immer schneller werdenden Alltag leisten die Träger der Altenpflege und -betreuung in Homburg so Tag für Tag ihren Beitrag zu mehr Lebensqualität im Alter. "Ich lebe gern in Homburg, weil es ein gemütliches kleines Städtchen ist mit vielen tollen Events, einer guten Brauerei, einer guten Uniklinik und weil ich dort geboren bin."Daniel Schlosser Foto: Christian Schäfer/SOL.DE

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