Andrea Rauscher Kurse, Kissen und ein Basteltipp

Homburg · In der Corona-Krise brechen Künstlern Kurse, Workshops und Aufträge weg. Wie kommen sie damit zurecht? Andrea Rauscher hat noch Glück: Sie hat eine feste Stelle, bangt aber um die Existenz der freien Kunstschule Artefix, bei der sie seit vielen Jahren Kurse anbietet.

 Bei der Kunstschule Artefix gibt es normalerweise viele kreative Angebote, jetzt ist sie geschlossen.

Bei der Kunstschule Artefix gibt es normalerweise viele kreative Angebote, jetzt ist sie geschlossen.

Foto: Udo Steigner

Sie sei schon immer „ein freier Vogel“ gewesen, sagt Andrea Rauscher, aber eben auch einer, der in verschiedenen Welten parallel unterwegs war und ist – als Sicherheitsnetz. Das kommt ihr jetzt zugute, gerade in der Krise, die auch so viele derjenigen schwanken lässt, die frei und kreativ arbeiten. Denn ihnen ist wirklich alles weggebrochen: vom Kurs über den Auftritt bis zum Kunsthandwerkermarkt. Deswegen ist Andrea Rauscher glücklich darüber, dass sie einen festen Vertrag hat, im Hauptberuf arbeitet sie nämlich als Vertretungslehrerin an einer rheinland-pfälzischen Schule, unterrichtet hier Arbeitslehre Textil und unterstützt die Kollegen.

Es geht ihr besser als vielen anderen. Das ist ihr klar. Alles andere, was sie sonst zusätzlich anbietet, ist durch Corona weggefallen: Kurse, Workshops, Ferienangebote. „Alles, was mit Menschen zu tun hat, schläft“, sagt sie. Sie weiß, dass sie sonst so zu kämpfen hätte wie ihre anderen freiberuflichen Kolleginnen und Kollegen, die ausschließlich auf Honorarbasis Kurse geben. Wer davon abhängig ist, den trifft es hart. Schon in normalen Zeiten verdienen diese nichts, wenn sie mal krank sind. Und jetzt gibt es gerade gar nichts, was man tun kann. Bei Kreativangeboten sei „tote Hose“. Musiker versuchten noch, ihren Unterricht per Skype anzubieten. Für Kunsthandwerker aber gelte: Wer keine Homepage hat, sei sowieso raus.

Wenn Andrea Rauscher spricht, dann kann man immer noch ein bisschen heraushören, dass das Saarland zwar ihre Wahlheimat, aber eben nicht die Stelle ist, an der sie aufwuchs. Sie stammt aus Bayern, aus Unterhaching. Zunächst waren es berufliche Gründen, die sie ins Saarland führten, geblieben ist sie aber der Liebe wegen. Sie arbeitete hier als Modedesignerin, hatte vor, nur ein Jahr lang im Saarland zu bleiben und zu arbeiten. „Das reicht“, habe sie damals gedacht. Doch dann lernte sie ihren späteren Mann kennen, mit dem sie heute aber nicht mehr verheiratet ist. Sie sei beruflich so viel unterwegs gewesen, dass es eigentlich „egal war, wo ich lebe“. Und das Saarland, so stellte sich heraus, war ein „Superpunkt für meine Basis“: klein, überschaubar, kurze Wege. Als Modedesignerin sei sie sowieso nur gerade einmal eine Woche pro Monat zu Hause gewesen. Sieben Jahre lang ging das so, dann wurde sie schwanger. Und sie wusste auch, so wird es nicht mehr funktionieren. Sie habe ihren Beruf gerne an den Nagel gehängt. Es ging zunächst einmal „klassisch weiter“: Ihre Tochter wurde geboren, drei Jahre später der Sohn. Das Ehepaar kaufte ein Haus, renovierte viel. Soweit so typisch saarländisch. Doch dann merkte sie „Mir fehlt der Kreativpart.“ So kam sie zur freien Kunstschule Artefix, zunächst als Teilnehmerin der Sommerakademie, dann als Dozentin. Zusätzlich gab sie Kurse in der Nachbetreuung in Schulen. Ihr Kursangebot anfangs für Erwachsene, dann für Kinder im beliebten Sommerangebot der Kunstschule gehörte ab da für sie fest ins Programm. Ihre Kinder, die sie mangels Betreuung oft dorthin mitnahm, seien da richtig mit hineingewachsen. Die mittlerweile erwachsene Tochter gebe inzwischen hier selbst Kurse für Kinder. „Das ist wie eine große Familie dort“, schwärmt sie, und sie berichtet auch von der tollen Atmosphäre der Sommerwochen und dem Herzblut, den die Organisatoren in die Kunstschule stecken. Deswegen bangt sie auch um deren Existenz, da Artefix wie alle anderen Einrichtungen wegen der Corona-Krise schließen musste. Alle laufenden Kurse seien erst einmal gestrichen, alles sei storniert (siehe auch Infobox). Artefix ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit Jahren für das künstlerisch-Kreative Tun einsetzt. Und ein Hauptzugpferd ist da die beliebte Sommerakademie. Es sei sehr wichtig, dass diese stattfinden kann“, betont Andrea Rauscher. Und noch glaubt man auch bei Artefix daran, dass diese auch in diesem Jahr angeboten werden kann – so steht es auf Internetseite.

Für Andrea Rauscher bedeutet die Corona-Zeit trotz allem keinen Leerlauf. Zum einen sei sie trotz der Schulschließung für ihre Schüler in Rheinland-Pfalz natürlich präsent. Zum anderen ist da noch ein anders Herzensprojekt. Sie näht besonders gefüllte Kissen, setzt diese aus unterschiedlichen hochwertige Stoffen zusammen, die eine Geschichte zu erzählen haben, die früher vielleicht einmal Bettlaken waren. Gefüllt werden die Kissen mit Spänen aus dem Holz der Zirbe, einer Pflanzenart aus der Familie der Kiefergewächse. Die Späne hobelt sie selbst in der Schreinerei von Freunden. Vor allem der besondere Duft hat es ihr angetan, nachdem sie von ihrer Mutter einmal ein so gefülltes Kissen geschenkt bekommen hat. Sie schlafe darauf einfach besser, der Geruch sei sehr entspannend. Und passend zur bayerischen Heimat heißt ihre Kissenproduktion „Damadrama!“, eine Aufforderung zum Träumen - vielleicht von besseren Zeiten. Denn da Kunsthandwerkermärkte ebenfalls wegfallen, näht und arbeitet sie wie viele andere Kollegen auch erst einmal auf Vorrat – übrigens zusätzlich Mundschutz in diesen Zeiten.

Da ihr Kinder, die ja jetzt zu Hause beschäftigt werden müssen, und vor allem deren Kreativität am Herzen liegen, verrät sie noch einen besonderen Basteltipp mit Dingen, die man nicht extra dafür kaufen muss: Kleine Monster aus alten Stinkesocken (Anleitung siehe unten)

 Die Kunstschule Artefix, hier der Hauptsitz in Homburg, ist derzeit geschlossen.

Die Kunstschule Artefix, hier der Hauptsitz in Homburg, ist derzeit geschlossen.

Foto: Veronika Kiesel /Artefix
 Andrea Rauscher.

Andrea Rauscher.

Foto: Amelie Heckel

Kontakt: demnächst unter www.
damadrama.de und schon jetzt per E-Mail: a.eins.rauscher@gmail.com

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