Kabarett Wenn die Domina „Ein bisschen Frieden“ singt

Homburg · Die sieben Tollkirschen sorgten im Homburger Kulturzentrum Saalbau für kabarettistische Unterhaltung.

  Alle sieben Tollkirschen gleichzeitig auf der Bühne des Homburger Kulturzentrums Saalbau sah man im Laufe des Kabarettabends nur selten: Unser Bild entstand  am Ende des ersten Teils.

 Alle sieben Tollkirschen gleichzeitig auf der Bühne des Homburger Kulturzentrums Saalbau sah man im Laufe des Kabarettabends nur selten: Unser Bild entstand  am Ende des ersten Teils.

Foto: Sebastian Dingler

Das war wohl ein weiterer Meilenstein auf dem Erfolgsweg der saarländischen Frauenkabarettgruppe „Die Tollkirschen“: Den fast ausverkauften Homburger Saalbau konnten die sieben Frauen mit ihrem neuen Programm „Angetörnt und abgefahr’n“ über zweieinhalb Stunden sehr gut unterhalten. Doch zu Beginn hatte erstmal die Frauenbeauftragte der Stadt Homburg, Anke Michalsky, das Wort - denn sie war es, die anlässlich des Weltfrauentags die Tollkirschen in den Saalbau eingeladen hatte. In ihrer Rede erwähnte sie, dass wir in Deutschland in diesem Jahr das hundertjährige Frauenwahlrecht feiern. In anderen Ländern besäßen Frauen nicht mal die Grundrechte - aber auch bei uns gebe es noch Nachholbedarf, denn Frauen verdienten in manchen Bereichen noch nicht das Gleiche wie Männer. „Wir müssen das auch einfordern, was wir wollen, denn wer nichts fordert, bekommt auch nichts“, gab Michalsky ihren Geschlechtsgenossinnen mit auf den Weg - die im Publikum ungefähr einen Anteil von 85 Prozent hatten.

Im ersten Teil des Tollkirschen-Programms begaben diese sich auf Kreuzfahrt – da prallte die feine Dame aus der Schickeria auf die Putzfrau, die neurotische Lehrerin auf das blonde Dummchen. Gerne wurden dann mal die kleinen Spitzen verteilt wie etwa jene, als die eine meinte, sie brauche unbedingt noch ihren Schönheitsschlaf. Darauf die andere, sie anschauend: „Kann ich verstehen.“ Schön auch, wie das Dummchen erklärte: „Ich kenne meinen IQ nicht. Aber einen Intelligenztest würde ich erst gar nicht machen, so schlau bin ich!“.

Immer wieder gab es Gesangseinlagen, so etwa jene der Domina, die mit tiefer Stimme und osteuropäischem Akzent das Lied „Ein bisschen Frieden“ sang - natürlich mit verändertem Text: „Ein bisschen schlagen, ein bisschen peitschen, so dass die Männer vor Freude weinen.“ Dafür gab es großen Applaus. Es sollte aber nicht der Eindruck entstehen, als hätten die Tollkirschen in einer Tour nur aufs andere Geschlecht gezielt. Nein, die wenigen anwesenden Männer brauchten sich nicht zu fürchten und konnten den Abend sichtlich auch genießen.

Gluckenmütter, Rabenmütter, Mode-Tussis, scheinheilige Freundinnen, abgestürzte Sängerinnen – in der Regel waren es weibliche Figuren, die da karikiert wurden. Eine der treibenden Kräfte bei den Tollkirschen, Margit Schillo, sagte dazu: „Wir versuchen authentische Dinge in die Sketche einzupacken, über die sich Frauen Gedanken machen. Das sind Dinge, die uns wirklich widerfahren und die wir dann vielleicht ein wenig auf die Spitze treiben.“

Ein neues Programm erarbeiten die Tollkirschen zusammen innerhalb eines Jahres, wobei sie sich Unterstützung einer professionellen Schauspielerin einholen. Am Ende des Abends kam es überraschend zur etwas seltsamen Situation, dass der Applaus schon verebbte, während den sieben Frauen noch Blumensträuße überreicht wurden. Wahrscheinlich war die verhaltene Reaktion nur der schon fortgeschrittenen Uhrzeit geschuldet, denn insgesamt war die Stimmung im Saal sehr gut. Eine Zugabe gab es trotzdem. Adele Ackermann aus Quierschied war zum ersten Mal bei den Tollkirschen und richtig begeistert von dem Auftritt: „Es war sehr schön, wunderbar.“ Genauso schwärmten Anke Schöneberger aus Bexbach und Petra Werle aus Kusel von der Show: „Das war alles sehr unterhaltsam und kurzweilig.“ Die Männer im Publikum seien aber wohl zum Mitkommen gezwungen worden, lästerten die beiden Freundinnen. Grund genug nachzufragen: „Nein, ich musste nicht mit, ich habe die Karten selbst besorgt“, meinte Hans Pick aus Einöd, und: „Es war wirklich gut.“ Auch Heinz Kröher aus Bechhofen wurde nicht zum Besuch genötigt: „Das war mal was anderes. Die Leute, die so etwas fertigbringen, müssen schon etwas können, Respekt!“.

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