Bescheidenheit ist eine Zier, aber nicht im Wahlkampf Politikerinnen auf hohen Hacken

Ich bin kein Freund von Talk-Shows und schon gar nicht von Politik-Sendungen vor der Wahl. Das Moderatoren-Team ist aufgeregt, das auftretende Polit-Personal ist aufgeregt – und ich auch. Am meisten regt mich auf, dass ich nicht mal selbst da sitze und nach meiner Meinung gefragt werde.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Ich bilde mir ein, dass ich bestimmt viel schlauer antworten würde als die Politikerriege und mich nicht von ständig süffisant grinsenden Moderatorinnen ins Bockshorn jagen ließe. Aber meine Teilnahme würde leider schon am Outfit scheitern. Allein bei den ultra-schicken Pumps mit mindestens sechs Zentimeter hohen Absätzen oder den raffiniert geschnittenen Seidenkleidern, also Sachen, die Politikerinnen und Beraterinnen in Talk-Shows so tragen, müsste ich passen. Mein Klamottenfundus stammt größtenteils aus Ausverkauf und Outlet, und was die Pumps betrifft, da würde ich mir schon auf dem Weg ins Studio einen Beckenbruch zuziehen. Nur Malu Dreyer trug kürzlich nagelneue flache Samtschuhe mit Schleifchen drauf. Was sie gesagt hat, weiß ich nicht mehr so genau, irgendwas mit „und dann habe ich gesagt und dann hat er gesagt und dann habe ich gesagt“ – vielleicht war das aber auch Jens Spahn. Aber zurück zu den Schuhen: Meine Oma hätte solche Modelle als unpraktisch abgetan, einmal Regen, schon sind sie hin. Aber die Oma stammte noch aus einer Zeit, als Eigenschaften wie Konsumverzicht und Bescheidenheit normal waren und nicht ständig von teuren Pumps tragenden Politikerinnen lautstark eingefordert werden mussten. Wir wissen heute längst, dass immer neue Sachen kaufen schädlich ist fürs Klima. Außer natürlich, es ist Wahlkampf. Was wohl mit den vielen hochhackigen Pumps geschieht, wenn die Wahl vorbei ist? Ich tippe mal auf Sozialkaufhaus.

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