Homburger Uniklinikum Warum Forscher auf der Suche nach Anthrax ins Schwitzen geraten

Homburg · Wenn sich Saarländer mit hochansteckenden Viren infizieren oder bei Postsendungen der Verdacht auf Milzbrand-Erreger aufkommt, beginnt der Einsatz der Institute für Virologie und Mikrobiologie am Homburger Uniklinikum.

 Ein Mikrobiologe am Homburger Uniklinikum untersucht in Sicherheitsausrüstung Proben.

Ein Mikrobiologe am Homburger Uniklinikum untersucht in Sicherheitsausrüstung Proben.

Foto: UKS

Ebola, Schweinegrippe oder Zika-Virus: Die Mitarbeiter des Instituts für Virologie in Homburg kümmern sich umgehend um Patienten mit diesen hochansteckenden viralen Infektionen. "Im Notfall ist unser Team sofort zur Stelle", sagt Professorin Sigrun Smola, Leiterin der Virologie. 2009 seien alle Untersuchungen bezüglich der Schweinegrippe im Saarland von ihrem Institut durchgeführt worden. "Ganze Reisegruppen, die mit Bussen aus Lloret de Mar kamen, mussten wir auf das Virus hin untersuchen", erzählt Smola. Im Dezember 2013 wurde in der Virologie erstmals in Europa das damals noch wenig bekannte Zika-Virus bei einem Patienten aus dem Saarland nachgewiesen. Der 53-Jährige hatte im November 2013 seinen Urlaub in Thailand verbracht.

Das Institut arbeitet eng mit dem Gesundheitsministerium zusammen, betreibt Forschung und Lehre und versorgt die Patienten am Universitätsklinikum des Saarlandes - "das steht bei uns an erster Stelle", erklärt Smola. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Krebsforschung , spezieller: Papillomvirus-induzierte Erkrankungen wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs und Krebsformen im Kopf-Hals- und im Genitalbereich. "Im Moment haben wir ein interessantes Projekt, bei dem wir Gebärmutterhalskrebszellen, die durch Viren entstanden sind, durch andere Viren umbringen - das funktioniert", erzählt Smola. Das sei keine "Zukunftsmusik".

Wie das Team der Virologie sind auch die Mitarbeiter im Gebäude nebenan bei Notfällen stets zur Stelle: Wird ein verdächtiges Pulver gefunden, wie kürzlich in Merzig und Neunkirchen, dann ist die erste Anlaufstelle für Polizei und Feuerwehr im Saarland das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene in Homburg . Dessen Aufgabe ist es, die "Kartoffel aus dem heißen Feuer zu holen", sagt der Leiter des Instituts, Professor Mathias Herrmann. Früher seien die Proben mehrfach verpackt in Fässern von der Feuerwehr zum Klinikum transportiert worden. Oder das krasse Gegenteil, da sei eine Probe einfach in einer Klarsichthülle überreicht worden, erzählt Herrmann. In beiden Fällen stehe das Laborpersonal vor der risikobehafteten Herausforderung, die Probe aus der mal übertriebenen, mal spartanischen Verpackung zu befreien - ohne damit in Berührung zu kommen. Denn eine Gefahr heißt: Anthrax.

Für die Labormitarbeiter gilt in diesem Fall: In einen gelben Ganzkörperanzug aus Plastik schlüpfen, die Schutzbrille aufsetzen, Handschuhe überziehen und abschließend den Mundschutz anlegen. Nur unter diesen Schutzvorkehrungen können die Mikrobiologen eine Substanz auf den "Bacillus anthracis", besser bekannt als Anthrax, untersuchen. Und auch nur in einem Labor der Sicherheitsstufe 3. "Wenn man die Leute erwischt, die aus Spaß weißes Pulver verteilen, dann sollten sie für einen Tag in so einen Anzug gesteckt werden", sagt Alexander Halfmann, medizinischer Fachmikrobiologe am Institut. Darin fange man sofort an zu schwitzen, es sei sehr unangenehm.

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