Land plant Verbesserung bei Katastrophenschutz So steht es um das Warnsirenen-Netz im Kreis

Saarpfalz-Kreis · Die einen Kommunen haben ihr Sirenen-Netz komplett erhalten und gepflegt, in anderen steht so gut wie nichts mehr. Wie soll es nun weitergehen zwischen Homburg und St. Ingbert?

 Mit solchen Plakaten wurde vor Jahrzehnten auf Sirenen-Signale in zivilen oder militärischen Katastrophen- und Krisenfällen hingewiesen.

Mit solchen Plakaten wurde vor Jahrzehnten auf Sirenen-Signale in zivilen oder militärischen Katastrophen- und Krisenfällen hingewiesen.

Foto: Thorsten Wolf

Viele Jahre lang waren Sirenen kein großes Thema. Allenfalls dann, wenn ausprobiert wurde, ob sie überhaupt noch funktionieren, fiel den meisten auf, dass sie noch standen. Sie weckten bei Älteren eher Erinnerungen an Bombennächte und waren vielleicht Anlass, den Kindern und Enkeln davon zu erzählen. Nun sind die akustischen Signale wieder in aller Munde. Das liegt an der Unwetterkata­strophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, bei der sich auch zeigte, wie wichtig diese Warnungen sind. Gerade erst kündigte Saar-Innenminister Klaus Bouillon an, dass langfristig im Saarland das Netz reaktiviert und erneuert werden soll.

Wie sieht es da im Saarpfalz-Kreis aus? In den einzelnen Kommunen ist die Lage vollkommen unterschiedlich: von gut bis so gut wie gar nichts. Saarpfalz-Landrat Theophil Gallo (SPD) hatte schon vor Wochen kritisiert, dass nach der Wiedervereinigung vielerorts Sirenen abgebaut worden waren.

Grundsätzlich würden die Sirenenanlagen durch die Kommunen verwaltet, hieß es aus der Kreisverwaltung, die aber doch eine Übersicht geben kann, wo diese noch stehen. Während etwa St. Ingbert 15 Sirenenanlagen besitzt, haben Homburg und Kirkel mal jeweils eine. Die Gemeinde Gersheim verfügt noch über zwölf. In Bexbach finden sich zehn dieser akustischen Signalanlagen, drei stehen in Bexbach, drei in Oberbexbach, je eine in Frankenholz, Höchen, Kleinottweiler und Niederbexbach. In Blieskastel und Mandelbachtal sind je acht Sirenen installiert.

Und wie soll es nun weitergehen? In St. Ingbert könnte man sich eigentlich recht bequem zurücklehnen. Die Stadt habe bewusst das Sirenensystem zur Warnung aufrechterhalten und unterhalte dieses System auch, erläutert die Verwaltung. Die insgesamt 15 Sirenen seien verteilt über das Stadtgebiet auf öffentlichen beziehungsweise städtischen Gebäuden zu finden. Zwei dieser Sirenen seien bereits Hochleistungssirenen, das bedeute, man kann darüber auch Warn-Durchsagen machen. Die anderen 13 Motorsirenen sollen sukzessive ebenfalls durch solche auch vom Stromnetz unabhängige Sirenen ersetzt werden. Das Konzept liege vor. Die Kosten dafür werden auf rund 100 000 Euro geschätzt. Hiervon stehen 45 000 Euro in den Haushaltsjahren 2020 bis 2022 bereit, weitere 30 000 Euro sind im Finanzplanungszeitraum 2023/2024 vorgesehen. Durch das Förderprogramm von Bund und Land könne möglicherweise nicht nur das Sirenennetz schneller optimiert, sondern auch die Stadt finanziell entlastet werden. Im Jahr 2016 musste eine auf einem maroden Betonmast montierte Sirene in Rentrisch abgebaut werden. Die Sirenen würden jährlich durch den ehrenamtlichen Funkbeauftragten der Feuerwehr und die hauptamtlichen Gerätewarte überprüft und gegebebenfalls repariert. Größere Wartungs- und Betriebskosten seien bisher nicht angefallen.

Auch Bexbach hat ein gutes Sirenennetz, und hier hat sich über die Jahre auch etwas getan. So seien 2016/2017 die vorhandenen zehn Sirenen auf digitalen Funkempfang umgerüstet worden, teilte die Stadt mit. 2016 fielen dafür 6800 Euro an, 2017 weitere 4270 Euro. Grundsätzlich würden die Sirenen einmal jährlich gewartet und geprüft. Die Kosten beliefen sich hierbei auf 1000 Euro pro Jahr. Im Jahr 2010 war eine Sirene mit Standort im Fasanenweg demontiert worden, da hier das Haus abgerissen wurde. Ob nun angesichts des Landesprogramms weitere Sirenen installiert werden sollen, könne im Moment noch nicht abschließend mitgeteilt werden. Die Stadtverwaltung prüfe dies aktuell.

Mandelbachtal ist ebenfalls gut ausgerüstet. „Tatsächlich haben wir in unseren Gemeindebezirken noch funktionierende und gewartete Sirenen“, hieß es aus der Verwaltung. Je ein Exemplar steht in Habkirchen, Ormesheim, Wittersheim (hier ist eine Sprachdurchsage möglich), Bebelsheim, Bliesmengen Bolchen, Heckendahlheim, Erfweiler-Ehlingen; in Ommersheim sind es sogar zwei Sirenen. Alle seien voll funktionsfähig und einsetzbar. Für die Wartung fielen pro Jahr etwa 500 Euro an, dazu kämen Kosten für eventuell anfallende Reparaturen. „Da einige Sirenen schon etwas in den Jahre gekommen, sind wir in der Planung, weitere Hochleistungssirenen anzuschaffen.“ Damit habe man bereits vor der Flutkatstrophe begonnen. Im optimalen Fall sollen diese dann auch über die Möglichkeit der Sprachdurchsage verfügen. Man rechne mit etwa 8000 bis 10 000 Euro pro Sirene.

Blieskastel findet sich im Mittelfeld. Die Stadt habe, um die Alarmierung der Löschbezirke ihrer Freiwilligen Feuerwehr durch Sirenen zu sichern, zurzeit sieben Dachwarnsirenen in sechs verschiedenen Ortsteilen in Betrieb – allerdings sind etliche sanierungsbedürftig. In Blieskastel-Mitte sei eine solche Sirene vorhanden, über Funk könne man diese aber nicht auslösen. In Blieskastel-Altheim gebe es eine digitale Sirene, sie soll aufgerüstet werden, auch Böckweiler und Pinningen verfügten über je eine digitale Sirene, die aufgewertet werden sollen, in Brenschelbach ist das bereits geschehen – hier handele es sich um eine Hochleistungssirene mit 30 Tagen Notstrompufferung. In Webenheim gebe es eine Sirene, die nicht über Funk, aber per Hand durch einen Druckmelder am Feuerwehrgerätehaus ausgelöst werden könne. Wolfersheim verfüge über zwei digitale Sirenen – eine am Feuerwehrgerätehaus, eine am Dorfgemeinschaftshaus, beide sind sanierungsbedürftig. Aßweiler, Ballweiler-Wecklingen, Bierbach, Biesingen, Blickweiler, Breitfurt, Mimbach und Niederwürzbach haben keine funktionierende Sirene im Ortsteil stehen.

Für die Ertüchtigung der vorhandenen Sirenen, die nun umgesetzt werden, habe man bereits 2020 mit der Planung begonnen und im Haushalt 2021 Geld eingestellt – bis zu 20 000 Euro. Bis 2022 will man mit dem Umbau zu elektronischen Hochleistungssirenen fertig sein. Den Aufbau weiterer Sirenen an neuen Standorten würde die Stadt sehr begrüßen. „Hierzu müssen jedoch auch weitere Fördermittel bereitgestellt werden.“

Wie sieht es in Homburg und Kirkel aus, die bei der Ausstattung mit Sirenen weit abgeschlagen sind?

In der Gemeinde Kirkel seien die Sirenen zum 31. Dezember 1992 „vom Netz genommen“ und in den Folgejahren demontiert worden, hieß es von dort. Daher gebe es derzeit keine Sirenen, die an die Integrierte Leitstelle Saarland angeschlossen sind und somit zentral ausgelöst werden könnten. Auf dem Feuerwehrgerätehaus in Altstadt befinde sich noch eine Sirene, die jedoch nur manuell funktioniere. Ob nun angesichts des Landesprogramms Sirenen installiert werden sollen, steht noch nicht fest. „Darüber wird erst gesprochen.“

In Homburg steht zwar nur noch eine funktionierende Sirene auf der Feuerwache Homburg-Mitte. Sie wurde beim Bau der Feuerwache 2007 installiert. Kosten: 10 000 Euro. Allerdings gebe es auf einigen Firmengeländen im Stadtgebiet ebenfalls Sirenenanlagen, teilte die Verwaltung auf Anfrage mit. Diese seien bei bestimmten Unternehmen und auch an mehreren privaten Gebäuden via Brandschutzgesetz vorgeschrieben. Dafür sei die Stadtverwaltung allerdings nicht verantwortlich.

 Eine Alarmsirene auf einem Hausdach – nicht alle hiesigen Kommunen haben diese Möglichkeit zur Alarmierung der Bürger gepflegt.

Eine Alarmsirene auf einem Hausdach – nicht alle hiesigen Kommunen haben diese Möglichkeit zur Alarmierung der Bürger gepflegt.

Foto: dpa/Jens Büttner

Wie und ob nun das Netz wieder aufgebaut wird, ist noch unklar. Die Feuerwehr Homburg stehe dazu mit dem Kreisverband und den anderen Wehren in Kontakt, um den Bedarf festzustellen und eine möglichst einheitliche Vorgehensweise zu beraten.

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