SPD-Fraktion sucht neuen Sprecher Wagner legt SPD-Fraktionsvorsitz nieder

Homburg · Gerhard Wagner hat angekündigt, als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Homburger Stadtrat zurückzutreten. Für viele kam das überraschend. Als Nachfolger schlug er Salvatore Vicari vor, der lehnte aus beruflichen Gründen ab.

 Gerhard Wagner (Zweiter von rechts) will nicht mehr Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat sein. Hier ist er beim SPD-Neujahrsempfang 2016 zu sehen mit Elke Eder-Hippler, OB Rüdiger Schneidewind (von links) und Wilfried Bohn (rechts).

Gerhard Wagner (Zweiter von rechts) will nicht mehr Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat sein. Hier ist er beim SPD-Neujahrsempfang 2016 zu sehen mit Elke Eder-Hippler, OB Rüdiger Schneidewind (von links) und Wilfried Bohn (rechts).

Foto: Thorsten Wolf

Politik machen, für Homburg da sein, das war und ist schon immer Gerhard Wagners Sache. Allerdings: Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat zu werden, war nie sein Ziel. Genau so hatte er es bereits gesagt, als er das Amt im Jahr 2014 übernommen hat. Und er wiederholt es auch jetzt. Nun will er den Vorsitz  niederlegen.

Seine Ankündigung im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Stadtratssitzung in der vergangenen Woche kam zwar für viele unerwartet, für ihn selbst war diese Entscheidung aber folgerichtig. Er habe den Schritt mit niemandem im Vorfeld abgesprochen, nicht mit Familie und Freunden, nicht mit der Fraktion. Allerdings habe er auch von Anfang an klar gemacht, dass er das Amt nicht über die gesamte Periode ausüben wolle, sagte Wagner gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Es sei also höchstens der Zeitpunkt gewesen, der „mit Sicherheit für alle überraschend“ gewesen sei. Er habe, erklärt er sein „einsames“ Vorgehen, einfach vermeiden wollen, dass Leute ihn von dem Schritt abhalten. Das sei zuvor schon mehrfach geschehen. Wenn er über einen Rückzug gesprochen habe, dann habe es immer irgendwelche Gründe dafür gegeben, warum es zu dem Zeitpunkt ungünstig sei. Den Satz „Jetzt passt das nicht so gut“ habe er oft gehört.

Grundlegend für sich selbst habe er die Entscheidung, vom Amt zurückzutreten, Ende Februar getroffen. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger solle noch Zeit haben, sich vor den nächsten Kommunalwahlen einzuarbeiten. Es sei, so Wagner weiter, zum einen ein sehr verantwortungsvoller Posten, für den man auch viel Zeit benötige. Zum anderen „werde ich nicht jünger“ – im Februar feiert er seinen 70. Geburtstag. Er sei mit anderen Dingen ausgelastet: als Ortsvertrauensmann von Beeden, als Vorsitzender des Biotopvereins, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Beeden und auch als Geschäftsmann.

Die zweite Überraschung an dem Abend war, dass Wagner gleich einen Nachfolger vorschlug: Salvatore Vicari, der ebenfalls zum Ortsverein Beeden gehört. Vicari ist Betriebsratsvorsitzender bei Schaeffler und Mitglied im Aufsichtsrat der Schaeffler AG. Dieser habe jedoch aus beruflichen Gründen abgelehnt, sich für das Vertrauen aber bedankt, zitierte Wagner aus einem Schreiben Vicaris.

Und wie geht es nun weiter? In Laufe der nächsten acht Tagen werde sich die SPD-Fraktion treffen, dann soll schnellstmöglich eine Entscheidung fallen, kündigte  Wagner an. Ist ein Kandidat gefunden, dann „trete ich zurück“. Zu möglichen weiteren Namen wollte er sich nicht äußern. „Das muss die Fraktion entscheiden.“

Einer, der wohl vielen direkt einfällt, ist Wilfried Bohn, Vorsitzender des SPD-Stadtverbands Homburg. Dieser hatte allerdings 2014 selbst abgewunken – aus beruflichen Gründen. Der Kirchenmann hatte sich damals Chancen auf das Amt des Dekans der protestantischen Kirchengemeinde ausgerechnet.

So war es dann Wagner, der zum Vorsitzenden gewählt wurde, nachdem Hans Felden, der viele Jahre lang der Fraktion vorstand, im Dezember 2013 im Alter von 60 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben war.

Zunächst hatten Wagner und Wilfried Bohn gemeinsam die Fraktion geführt. Wagner hatte 2014 betont: „Für mich ist das eine Überbrückung, bis alles richtig im Lot ist.“ Er sei sich angesichts der vielen gut ausgebildeten Fraktionsmitglieder sicher, dass „ich mir keine Gedanken machen muss, einen geeigneten Nachfolger zu finden“. Dass es etliche passende Kandidaten gibt, sieht er auch heute so.

Und wie geht es für Wagner weiter? Er freut sich auf die Arbeit im Stadtrat. Er habe sich im Amt des Fraktionsvorsitzenden nie wirklich richtig wohl gefühlt. Man müsse vieles mittragen, auch dann, wenn „Du nicht selbst davon überzeugt bist“. Er will seine eigene Meinung vertreten, habe aber auch kein Problem damit, wenn am Ende anders entschieden wird. „Ich bin ein Mensch, der allein sein Ding sagen will.“ 46 Jahre als selbstständiger Unternehmer, als „sein eigener Chef“, haben ihn da geprägt.

 Salvatore Vicari.

Salvatore Vicari.

Foto: Foto: Jan Eric Rippel/SPD

Auch wenn demnächst also ein anderer die Stimme der Homburger SPD-Fraktion sein wird – Wagner, den Politiker mit eigenen Ansichten, wird man weiterhin hören.

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